Beschreibung:

417 S. : Ill. ; 22 cm; kart.

Bemerkung:

Kleine Lesespuren aber sonst gutes Exemplar - Vorwort -- Germanenbilder -- Der Germane als Barbar -- Vom ,edlen Wilden' zum ,Volk der Dichter und Denker' -- Die Anfänge der Germanen-Ideologie -- Das Nibelungenlied - ein Nationalepos? -- Völkische Ideologie und Sprachforschung im 19. und 20. Jahrhundert -- Victor Hehns Kulturtheorie -- Kulturkritik und Germanenschwärmerei -- zwischen den Weltkriegen -- Das Schlagwort vom nordischen Menschen' -- Knut Hamsun - Naturschwärmer, Herrenmensch, Faschist? -- Drei Studien als Kritik an seinen Verehrern und Verächtern -- Andreas Heusler in seinen Briefen -- Arier und Semiten -- Männerbund und Männerbund-Ideologie von der Wilhelminischen Zeit bis zum Nationalsozialismus -- Anmerkungen. // Schon der Schweizer Germanist Andreas Heusler wunderte sich in den 1930er Jahren darüber, daß der Deutsche bei nationalen Aufwallungen "einen ideologischen Umweg nötig" fände: "Er schwärmt nicht für Deutschland, nein, für das nebelhafte Germanien. Wie wenig würde dies den Engländern oder Norwegern einfallen, wenn sie sich politisch erwärmen müßten!" Woher solche Unsicherheit? Das vorliegende Buch sieht einen wesentlichen Grund darin, daß das Identitätsbewußtsein der Deutschen geprägt ist von der unmittelbaren Nachbarschaft zur lateinisch-romanischen Zivilisation des Südens und Westens, daß es daher fixiert ist auf einen ständigen Vergleich,'ein antithetisches Modell, das seinen banalsten Ausdruck in dem Slogan von "deutscher Treue und welscher Tücke" findet. Man spricht sich Werte zu, die von vornherein nicht im Verdacht stehen können, vom Nachbarn importiert zu sein, Werte also nicht des Intellekts, sondern des Gemüts: Wenn der Romane ökonomisch, politisch und juristisch begabt ist, so soll der Germane bieder, treuherzig und bäuerlichbodenständig sein - die schlechtere zivilisatorische Position wird kompensiert durch die bessere Tugend. Da man sich nicht auf übernationale Ideen - wie eben die der "Zivilisation" - berufen kann, beharrt man im eigensinnigen Trotz auf dem "Barbarischen", stilisiert das Unfertige zum "zukunftsträchtig Werdenden" und spielt gegen die "stille Größe" und Formenstrenge der "klassischen" Kultur das Unruhig-Schöpferische des "gotischen" und "faustischen Menschen" aus. Und je mehr dann die Rassenideologien an Boden gewinnen, um so mehr weitet sich die enge Romanen-Germanen-Antithese zu einer universalen: Jetzt sind es die ewig jungen, blutbewußten, blonden Völker des "Nordens", die der Gefahr des "Südens", dem levantinischen Völkerchaos mittelmeerischer Metropolen trotzen. Der "nordische Mensch" wird dabei zum "Arier", und der "Semit" - als Repräsentant einer intellektuell-ökonomisch orientierten Zivilisation - rückt mühelos in das herkömmliche Klischee des Römers ein. Manche Versatzstücke dieser Ideologie bleiben über die Zeit der Weltkriege hinaus am Leben. Selbst noch die pathetische Parole der Golfkriegsdebatte "Kein Blut für Öl" stammt - auch wenn es die Initiatoren nicht wissen - aus dieser Rumpelkammer des deutschen Gemüts. (Verlagstext) ISBN 3825302105