Beschreibung:

28; XVI S.; 21 cm; fadengeh. Orig.-Pappband.

Bemerkung:

Gutes Ex.; leichte Gebrauchs- u. Lagerspuren; Seiten nachgedunkelt. - ... Wir sehen hier, auf ein sittliches Gebiet übertragen, das brausende Hineinstürzen der Dichterseele in das Dasein der Welt. Wie Gott nicht mehr ein Fremdes ist, sondern das in eine Idee zusammengefaßte Streben der Seele nach Vollendung im Unbedingten, in der Ewigkeit, so ist die Erscheinungswelt nur eine Entfaltung meiner eigenen Seele, die sich im Durchleben des Daseins selbst offenbart. Und damit führt uns der Dichter gleich auch zur Lösung des sozialen Problems: er läßt uns das fremde Leid als das eigene durchleben, und wie könnte ich meine Stellung unter den Menschen herrlicher begreifen, als wenn ich in überströmender Liebe in ihr aufgehe? So ist der Expressionist durch das leidenschaftliche Herandrängen seiner Seele an die Dinge wohl Individualist und Subjektivist, aber indem er alles Trennende zwischen sich und dem Nicht-Ich niederreißt, erfüllt er intellektuell und moralisch das höchste Gebot der Sittlichkeit, das Gebot der Liebe. Die Liebe zu den Armen und Zertretenen ist heiligste soziale Pflicht, und gerade von den leidenschaftlichsten Sozialisten, von den verblendetsten Ideologen rühmen ihre Freunde in tiefer Ergriffenheit, wie innig sie das Leid und Elend der Mühseligen und Beladenen gefühlt hätten. So wirft diese Menschenliebe selbst auf die ein versöhnendes Licht, deren hochgespanntes soziales Streben sie zu politischer Gewalttat hinriß, mit der sie alle anders-meinenden ihrem blinden Wahne opferten. Das verbrecherische Gesindel, das nichts von sittlichen Ideen weiß, müssen wir hassen und verachten; in Eisner und der Luxemburg aber und gewiß auch manchem Ungenannten, die ihr Schicksal wohl vor Augen sahen und für eine Idee lebten und starben, lag doch immerhin etwas, was über das gewöhnliche Denken des Kompromißmenschen hinausgeht und uns aufzublicken zwingt. ? (Seite 19)