Beschreibung:

1. Bearbeitet von Wilfried Setzler. 2. Hrsg. von Johannes Neumann. 3. Hrsg. von Hansmartin Decker-Hauff und Wilfried Setzler.. XXIV, 576, XXI, 364, 316 S., Abb., Karten. Originalleinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Vergilbter und leicht angeschmutzter Umschlag, leicht stockfleckiger Schnitt, sonst gut und sauber. - Die Universität Tübingen hat in den vergangenen fünfhundert Jahren die Geschichte Württembergs geprägt wie keine andere Institution, und keine württembergische Einrichtung hat solchen Einfluß auf die europäische Geistesgeschichte genommen wie sie. Die einstige Landesuniversität zählt heute, nachdem sie im 19. Jahrhundert ihre regionale Beschränkung überwunden hat, zu den wichtigsten Lehr- und Forschungsstätten der Bundesrepublik Deutschland. Die Geschichte dieser Hochschule, ihre Entstehung, ihre Ausstrahlung, ihre Phasen des Niedergangs, ihre Reformen und ihre Strukturen, dies ist heute nicht mehr in einer geschlossenen Gesamtdarstellung zu schildern, zu sehr ist der Differenzierungsprozeß der einzelnen Wissenschaften vorangeschritten. So griffen die Herausgeber sechzehn besonders »frag«würdige Aspekte und Problemkreise aus der Tübinger Universitätsgeschichte heraus, für die sachkundige Bearbeiter gefunden werden konnten. Strukturanalysen und Beschreibungen von Reformbewegungen haben ihren Platz neben Darstellungen zur Hochschulgeschichte. Dadurch, daß die Spannbreite der Beiträge von der Gründung der Universität bis zur Geschichte der Tübinger Hochschule unter der Herrschaft des Nationalsozialismus reicht, fügen sie sich zu einem Mosaik zusammen, das einen Gesamteindruck der Vergangenheit der Universität sichtbar werden läßt und ihre Gegenwart als ein Ergebnis historischer Prozesse verständlich macht. Das Ziel der Herausgeber konnte es nicht sein, zum fünfhundertjährigen Jubiläum der Eberhar-dina-Carolina ein verklärtes Bild ihrer Vergangenheit zu zeichnen. Zu unsicher ist die Position der Hochschulen in der Gesellschaft geworden, zu gebrochen ist der Glaube an einen andauernden Fortschritt der Wissenschaft, als daß Töne wie vor hundert Jahren möglich wären. Dafür aber legt der Band in wissenschaftlicher Verantwortung Rechenschaft über die Geschichte der Universität ab und trägt damit zu einem besseren Verständnis ihrer Gegenwart bei. - Der Massenandrang der Studierenden und die übergroße Menge der Lehrenden sowie die Vielfalt und Differenziertheit der Disziplinen und Fächer machen die gegenseitige wissenschaftliche Verständigung immer schwieriger. Dadurch werden auch die gegenseitigen menschlichen Kontakte immer geringer. Vor allem aber ist die politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethische Verantwortung der Wissenschaften dem einzelnen Wissenschaftler und dem Studierenden kaum mehr erkennbar. »Wissenschaft an der Universität heute« ist der Versuch einiger Tübinger Wissenschaftler, anläßlich des 500jährigen Bestehens der Eberhard-Karls-Universität zu fragen, in welchen Zusammenhängen »Wissenschaft« heute betrieben wird und welchen Vorgegebenheiten sie ausgesetzt ist, welche Notwendigkeiten sie erforderlich machen und welche Ziele ihr gegeben sind. So verschiedenartig die Ansatzpunkte der einzelnen Beiträge dieses Bandes auch sein mögen, zeigen sie doch in den grundsätzlichen Fragen nach Sinn, Wert und bezüglich der Problematik der Methodenvielfalt wissenschaftlichen Arbeitens große Übereinstimmung. Diese dürfte vor allem in folgenden Bereichen bestehen: Die Universität und die an ihr lehrenden Wissenschaftler resignieren vor der gegenwärtigen Krise keineswegs, sondern betrachten sie als Herausforderung, neue angemessene Formen wissenschaftlichen und lehrenden Tuns zu entwickeln. Sie haben erkannt, daß sie die von ihnen betriebenen Wissenschaften nüchtern in ihrer inhaltlichen und formellen Begrenztheit zu vertreten haben, daß sie aber dessen ungeachtet verantwortlich sind auch für denSinnwert ihres wissenschaftlichen Arbeitens. Dazu brauchen sie nicht nur das notwendige Maß an Freiheit - dem selbstverständlich Verantwortung korrespondiert -, sondern auch die angemessenen Mittel und die entsprechenden Bedingungen, um ihren Auftrag heute mit Erfolg erfüllen zu können. - Als »Brunnen des Lebens«, aus dem »von allen Enden der Welt tröstliche und heilsame Weisheit« geschöpft werden mag, gründete Graf Eberhard von Wirtemberg vor fünfhundert Jahren die Universität Tübingen. Viele Stationen hat die Hochschule seitdem durchlaufen: Aus der humanistischen Gelehrtenhochburg, aus der Verwaltungsakademie für ein kleines Herzogtum, aus der Ausbildungsstätte für Theologen in engsten Verhältnissen und der optimistisch-wissenschaftsgläubigen Universität des 19. Jahrhunderts wurde die viel-gliedrige, auseinanderstrebende und den Bedürfnissen ihrer Zeit angepaßte »Multiversität« unserer Gegenwart. Unterschiedlich sind die konkreten, bildlichen, baulichen und figürlichen Zeugnisse, die uns aus den einzelnen Epochen der Geschichte der Tübinger Hochschule geblieben sind. Geistige Strömungen haben nicht immer dokumentierbare Spuren hinterlassen. Vieles war vergessen, verschollen, nicht mehr auffindbar. In mehrjähriger Arbeit wurden Bildzeugnisse und Dokumente zur Tübinger Universitätsgeschichte im Institut für geschichtliche Landeskunde gesammelt. Museen, Archive, Bibliotheken, Galerien, Privatsammlungen, Friedhöfe, Kirchen und Schatzkammern des In- und Auslandes wurden planvoll durchforscht. Aus dem so zusammengetragenen großen Vorrat wurden in oft schwieriger Wahl die bezeichnendsten Stücke ausgesucht. Der vorliegende Bildband bringt über 300 Abbildungen, von denen mehr als 80 zum erstenmal veröffentlicht werden. Zudem zeigt er für das 19. und 20. Jahrhundert viele bisher unveröffentlichte Photographien und Dokumente. Bei den farbigen Abbildungen - über 75 - wurde der Schwerpunkt bewußt auf Stücke aus privatem und auswärtigem Besitz gelegt, die sonst schwer zugänglich sind. Ein erläuternder Text zur Geschichte der Universität verbindet die Bildnisse und bettet sie in ihren historischen Zusammenhang ein. Neun Karten, drei Stammtafeln zur berühmt-berüchtigten Verfilzung der Tübinger Professorenfamilien in früheren Jahrhunderten und drei Diagramme runden die Dokumentation ab.