Beschreibung:

(Flugblatt gegen den ausbeuterischen und durchkommerzialisierten Kunstmarkt, speziell hier gegen das Syndikat Bongard, Stünke u.a.; im Druck unterzeichnet von: Bruno Bruni, Bernd Freter, Dieter Glasmacher, Tomislav Laux, Werner Nöfer, Konrad Schulz, Peter Würtz, Hamburg den 25.6.1968, Lerchenfeld 2). 1 Blatt. 4°.

Bemerkung:

--------------- Die CO-OP wurde im Jahr 1968 in Hamburg von den bildenden Künstlern Tomislav Laux, Bruno Bruni, Wolfgang Oppermann, Hans-Jürgen Kleinhammes, Konrad Schulz, Ernst Mitzka und Werner Nöfer als Künstlercooperative gegründet. Anlass war die Veröffentlichung einer gemeinsamen Mappe mit Lithografien und Siebdrucken der Gründungsmitglieder. Der Name der Künstlergruppe bezog sich auf den Roman "CO-OP" des amerikanischen Schriftstellers Upton Sinclair, der im Jahr 1936 in diesem Buch eine Sozial-Utopie entworfen hatte, in der die Arbeiter Warenproduktion, Verteilung und Mehrwert in die eigene Hand nehmen. Die Idee der Kooperative entsprach dem Wunsch, Bilder, Grafiken und Objekte unter Umgehung des etablierten Kunstmarktes direkt vom produzierenden Künstler an den Rezipienten, Käufer oder Sammler zu bringen. Die Einnahmen wurden umgehend in die Produktion neuer Mappen-Editionen (Druck, Versand und Werbung) investiert. Teure ganzseitige Inserate in den führenden Kunst-Zeitschriften, Prospekte und Plakate konnten finanziert werden. Redaktionelle Zeitungsartikel berichteten über diese neue Edition der Urheber. Im Jahr 1968 wurde eine Diskussion über Waren-Ästhetik und Kunst als käufliche Ware geführt. Es äußerte sich Unverständnis darüber, dass die Galeristen 50 % und mehr an jeder verkauften Arbeit verdienen sollten und die Künstler ein Leben am Existenzminimum führten. Zu einem werbewirksamen Skandal kam es am 14. Mai 1969 in der renommierten Hamburger Galerie Michel Hauptmann. Gezeigt wurden Arbeiten eines Künstlers der CO-OP. Er sollte laut Vertrag neben der Verkaufsprovision an den Galeristen ebenfalls die Kosten für die Einladungen und die Bewirtung der Vernissage-Gäste übernehmen. Dies führte zum Eklat. Kurz nach der Eröffnungsrede in der überfüllten Galerie wurden die Bilder hinter den Rücken der Vernissage-Gäste von den CO-OP Künstlern spontan, schweigend und fast zeitgleich abgehängt und aus der Galerie in einen außerhalb des Gebäudes bereitgestellten Lastwagen transportiert. Auf die leeren Wandflächen wurden unmittelbar danach, der Anzahl der Bilder entsprechend, Exemplare eines Manifestes gehängt. Verantwortlich hierfür zeichneten die Künstler der CO-OP. Im gleichen Jahr wurde versucht, die kulturpolitischen Möglichkeiten in Hamburg auszudehnen. Man schlug dem Vorstand des Berufsverbands Bildender Künstler eine sogenannte Mixed Media Show vor. Der Vorstand des Verbands stimmte dem Vorschlag zu und die anarchistische Show im Kunsthaus Hamburg konnte am 18. Oktober 1968 abends starten. Die Melange aus Dada, Merz und Happening war aufgegangen. Das Kunsthaus Hamburg barst vor Menschenmassen, aber auch vor Randale und Zerstörungswut. Ein Hamburger Staatsanwalt zerrte Dieter Glasmacher und Werner Nöfer wegen Verbreitung von Pornografie vors Amtsgericht. Nöfer hatte auf dem Plakat der Mixed Media Show die Zeichnung eines halb erigierten Penis von Dieter Glasmacher abgebildet. Das war der Anlass. Eine öffentliche Gerichtsverhandlung mit reger Presse- und Publikumsbeteiligung folgte. Die Titelseite der "St. Pauli-Nachrichten" verkündete am nächsten Morgen in fetten Buchstaben: "Bammel vor dem Pimmel - Staatsanwalt läuft Amok !" über einem ganzseitigen Foto der beiden Angeklagten - wobei Nöfer einen nach der Plakat-Illustration vergrößerten Papp-Penis aus seiner Hose ragen ließ. Ein Gutachten (Freiheit für die Kunst) des damaligen Direktors der Hamburger Kunsthalle Werner Hofmann rettete die Beiden vor einem Strafbefehl.