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272 S. Hardcover
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Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). Privater Pappeinband - Indogermanische Bibliothek. - Eine synchronisch-deskriptive Spezialgrammatik ist bei dem heutigen Stand der griechischen Sprachwissenschaft wohl zu einem Bedürfnis geworden. Wenn jede der verschiedenen Sprach- und Literaturschichten getrennt, aber vollständig, dargestellt wird, wird man nicht nur den methodologischen Forderungen der heutigen Sprachwissenschaft gerecht, sondern ermöglicht auch die genaue Erfassung der Funktion jedes einzelnen Sprachelements. Erst auf Grund solcher Analysen ist bekanntlich der Weg geebnet, die Geschichte der griechischen Sprache auf solider Basis endgültig zu gestalten. Dieses Buch soll die so gestellte Aufgabe für die Laute und Formen der Sprache Herodots erfüllen; da es sich hierbei um einen Idiolekt handelt, scheint die Erfüllung der Forderung eines strengen Synchronismus der Strukturanalyse in weitem Maße möglich gemacht. Daß eine exakte Darstellung des herodotischen Sprachschatzes erwünscht sei, sagte schon einer der Rezensenten der 1938 erschienenen Herodotkonkordanz von J. E. Powell, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, jenes Buch würde ein willkommenes Hilfsmittel zu der nunmehr durchzuführenden grammatischen Erfassung der Sprache Herodots sein. Das Problem der Beschreibung der Sprache Herodots liegt bei der handschriftlichen Überlieferung, die weitgehend von beträchtlicher Diskrepanz ist, ständige Formvariation aufweist und oft von autoritativer Seite als unzuverlässig und dialektverfälschend angesehen wurde. Man darf aber in einer solchen Untersuchung nie von der vorgefaßten Meinung ausgehen, bestimmte Formen oder Formenwechsel müßten auf eine Verfälschung der Überlieferung zurückgehen; man muß vielmehr die realen Daten der handschriftlichen Tradition eingehend prüfen und auswerten und vorerst in gewissem Sinne eine Grammatik des Handschriftengebrauches skizzieren, was ja eigentlich dem Wesen einer Spezialgrammatik entspricht. So wird also hier der Versuch gemacht, nicht nur das überlieferte Sprachmaterial zu einem Bau zusammenzustellen, sondern auch die sprachlichen Bedingungen für das Auftreten bald der einen, bald der anderen der miteinander wechselnden Formen aufzudecken. Dadurch tritt eine Reihe bisher für das Griechische nicht beschriebener Erscheinungen zutage, insbesondere auf dem Gebiet des nach syntaktischen und satzphonetischen Bedingungen geregelten Wechsels von Formalternanten. In manchen Belangen gelingt es jedoch nicht, festzustellen, welche Bedingungen das Vorkommen variierender Formen hervorrufen. Es stellt sich aber dabei heraus, daß in diesen, hauptsächlich orthographischen Belangen gerade das regellose Schwanken authentisch ist, denn es entspricht den Zeugnissen der mit Herodot gleichzeitigen Inschriften, die in solchen Dingen selbst sehr unstabil sind. Erst nachdem dieser gesamte Unterbau fertiggestellt ist, darf das aus der Handschriftenüberlieferung des Herodottexts aufgezeichnete und geordnete Material in den Rahmen der griechischen Sprachgeographie gestellt und der Versuch gemacht werden, die Frage zu beantworten, wohin die Sprachform Herodots dialektologisch zu stellen sei. Dies geschieht im abschließenden Kapitel dieses Buches. (Vorwort)