Beschreibung:

183 Seiten. Mit zahlreichen dokumentarischen Abbildungen, teils in Farbe Originalbroschur. 28 cm

Bemerkung:

FRISCHES, SEHR schönes Exemplar der ERSTAUSGABE. SIGNIERT mit WIDMUNG von RUDOLF MAYER, datiert 22.12.2001. BEILIEGT: Umfangreiche BESPRECHUNG der Ausstellung. INHALT : Segel der Zeit Welimir Chlebnikow - der Ruhm des Vaganten -- Rückkehr nach Altenburg -- Das Bauhaus war sein Traum -- Reise ins Unbekannte -- Die weiße Wolke Künstler im Verlag -- Biobibliographisches Zwischen Heslach und Loschwitz -- figura Die Dinge zeigen -- Zwischen den Bildern -- Die Elbe ist ein Grenzfluß. // Zwischen den Seiten? An Lesezeichen denkt man. Oder an Politik. Zwischen den Seiten der Zeit findet man die Künstler -und manchmal auch deren Helfer und Vermittler. Rudolf Mayer agiert zwischen den Seiten. Und er besitzt die Gabe, auch wechselnde Fronten in gültige Seiten zu verwandeln. Der gebürtige Schwabe hat in Sachsen die Bindung an seinen künstlerischen Ausgangspunkt nie aufgegeben: die klassische Moderne, vermittelt durch Willi Baumeister, der ihn einst nach Weimar, ans vermeintlich wiedererstehende Bauhaus, wies. Rudolf Mayer legt Wert darauf, daß es sich bei dieser Ausstellung und dem sie begleitenden Buch ". keineswegs etwa um eine .Inventur' des Geschehens handelt. Sondern um die von uns angemahnte Freiheit des Erfindens und Handelns!" Doch Zeichen also! Achtungs-Lese-Zeichen zwischen all den Seiten. Dieses erste Kapitel ist überschrieben "Segel der Zeit. Welimir Chlebnikow - der Ruhm des Vaganten. Rückkehr nach Altenburg(. Rudolf Mayer initiiert das Comeback nach anderthalb Jahrzehnten, erinnert an das im Herbst 1985 im Lindenau-Museum gehißte 'Segel der Zeit" und präsentiert seine zwischen 1964 und 1992 edierten Mappen der eikon Grafik-Presse. Nichts wird wiederholt, aber Zusammenhänge werden hergestellt. Im Buch treibt das )Segel der Zeit" das Schifflein des Rückblicks an, auf die Gegenwart zu - das Voranstellen ist eine wohlmeinende, galante Geste, die wir, eher vorsichtig in derlei Dingen und um ihre Relativität wohl wissend, von Rudolf Mayer gern annehmen. Die Werke zeigen, was möglich war, wenn man die Kunst hoch hielt und durch kluges wie hartnäckiges Taktieren durchzusetzen verstand, was man für unverzichtbar hielt. War es wirklich Conrad Felixmüllers Porträt der Pamela Wedekind aus dem Jahr 1929, das ihm das Lindenau-Museum als geeignete Adresse für seine Idee einer Ausstellung zum russischen Futurismus erscheinen ließ? Hatte ich es vergessen? Oder ist die Geschichte der nachträglichen Freude am Fädenziehen, am Vernetzen geschuldet? In seiner kurzen Weimarer Zeit jedenfalls war der Kunststudent Rudolf Mayer dem Felixmüller-Sammler und späteren Direktor des Lindenau-Museums, Hanns-Conon von der Gabelentz, in der Weimarer Kunstsammlung begegnet, vor Monets "Kathedrale von Rouen", das versteht sich von selbst, und wenig später seiner Einladung nach Altenburg gefolgt. Rudolf Mayer sah die italienischen Tafelbilder und die Bilder Felixmüllers, die expressionistischen und jene der Abkehr von revolutionärer Emphase, zu denen das prägnante Porträt der Pamela Wedekind gehört. Klaus Mann hat die faszinierende Bühnenkünstlerin in seinem Roman "Der Wendepunkt" beschrieben: "Frank Wedekind schien wiederauferstanden in der gestrafften Gestalt dieses Mädchens mit der großen gebogenen Nase, dem phosphoreszierenden Blick, dem grell geschminkten Mund, der sich beim Lächeln etwas schlängelte."1950 war Rudolf Mayer von Weimar nach Mühlhausen gereist, um bei einem Verleger ihrer Bitte um "Texte mit Musik von Otto Reutter, dem berühmten Berliner Humoristen", nachzukommen, "besonders eins über den "Fortschritt" war ihr in Erinnerung, "mit dem Refrain: "Ist das nicht ki-ka-kolossal-pyramidal-phänomenal(". 1985 gehörte das Bild schon dem Lindenau-Museum. Es war nicht schwer, uns von der Brisanz der Futuristen-Ausstellung zu überzeugen. Was auffiel an der Arbeitsweise Rudolf Mayers, war die fast spielerische Offenheit, die einherging mit unbestechlicher Präzision, und, seltsam dies heute niederzuschreiben, die Verträglichkeit des Idealsmit dem rationalen Kalkül des Verlegers: das Publikum im Blick, auch die Zahlen, dennoch keine oder kaum Kompromisse eingehend. Mit berühmt gewordenen Ausstellungen und Veranstaltungen, mit Büchern, Kalendern, Kunstblättern und Postkarten in riesigen Auflagen schickte er deren bewußte wie unbewußte Rezipienten in die Schule des Sehens.