Beschreibung:

307 S. ; 24 cm Broschiert.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - altersgemäß tadelloser Zustand - I Einleitung -- Spätestens seit Aristoteles gilt in der Literaturtheorie die gestalterische Geschlossenheit als einer der grundlegenden Maßstäbe für die künstlerische Qualität eines literarischen Werkes. Dies beginnt in der Poetik mit Bestimmungen allgemeinster Art, die von literarischen Erzeugnissen eine überschaubare Größe und eine klar gegliederte Struktur verlangen. Beide Erfordernisse werden von Aristoteles allerdings nicht abstrakt festgelegt, sondern sie bemessen sich jeweils an den Notwendigkeiten, die sich aus der gattungs- und werkspezifischen Darstellungsabsicht ergeben. Aus ihr wiederum resultiert ein bestimmter Handlungsaufbau - die Tragödie etwa soll auf die Darstellung eines Umschlags vom Glück ins Unglück zulaufen. Das Werk erhält so eine bestimmte Struktur. Genau der zur optimalen Entfaltung der Werkstruktur notwendige Umfang macht die ideale quantitative Ausdehnung eines Werkes aus. Aristoteles vergleicht das Ergebnis entsprechender literarischer Bemühungen mit einem Organismus, bei dem die harmonisch gefügte Vielfalt der Teile die Schönheit des Ganzen bedingt. -- Diese allgemeinen Bestimmungen werden jedoch von Aristoteles noch präzisiert. Der Vergleich des literarischen Werkes mit einem Lebewesen erweist sich dabei als gut gewählt, da die Analogie weit reicht. Denn über die rein quantitativen und formal-strukturellen Angaben hinaus wird deutlich, daß die Einheit des Werkes sich aus der Einheit der Handlung ergibt, diese aber nicht in einer additiven Reihung verschiedener Episoden ohne inneren Nexus liegt, die lediglich durch die Identität der in ihr agierenden Person(en) zusammengehalten werden. Vielmehr kommt den Teilen wie in einem Organismus eine funktional jeweils unterschiedliche, sich erst durch den wechselseitigen Bezug zum Ganzen des Werkes ergänzende Rolle zu. Dies bedeutet zugleich auch, daß jedem der Werkteile eine unverwechselbare, spezifische Stelle innerhalb des Gesamtwerkes zukommen soll, die nicht vertauschbar ist. ISBN 9783515074643