Beschreibung:

82 Seiten. Mit einem mehrfach gefalteten, altkolorierten Titelkupfer. Gr.-8° bedruckte Originalbroschur (vorne kleiner hinterlegter Ausriss, Broschur und Text papierbedingt etwas fleckig).

Bemerkung:

W/G² 2; Erste Ausgabe von Nestroys zweiten Veröffentlichung überhaupt im quasi unauffindbaren Orignalzustand mit dem programmatischen ausfaltbaren Kupfer. Dieses äußerst fein Kolorierte Blatt zeigt in einer Doppelansicht das Schlußbild des ersten Aktes: Im ersten Stock in der eleganten Wohnung des Herrn Goldfuchs tafelt festlich die feine Gesellschaft, während "zu ebener Erde" die arme Familie Schlucker bei Wasser und Brot. Das Stück wurde 1935 am Theater an der Wien uraufgeführt und in der Folge ein sehr großem Erfolg, der zweite für Nestroy nach dem Lumpazivagabundust und erlebte 134 Vorstellungen. Das komplizierte Spiel der Gleichzeitigkeit auf zwei Ebenen nutzte Nestroy gekonnt zur Darstellung eines Querschnitts des Lebens, das den ?Launen des Glücks? unterworfen ist. Die Sensation eines solchen Bühnenbildes war zu Nestroys Zeiten so enorm, dass das Publikum das Theater stürmte, nur um diese aufregende, für sie neue Bühnenlösung zu sehen. Es ist anzunehmen, dass das große Interesse an Nestroys Simultanstück den Autor dazu bewogen hat, danach noch eine kompliziertere ?geometrische Komödie? als theater-technisches Experiment zu schreiben, Das Haus der Temperamente, in dem die viergeteilte Bühne die vier menschlichen Temperamente beherbergt. Nestroy in der Rolle des Johann bekam einmal wegen seines Extemporierens fünf Tage Arrest, weil er während der Vorstellung auf seinen Feind, den Kritiker Franz Wiest, anspielte und dabei vom eingereichten Textbuch abwich: ?Auf dem Tisch wird Whist gespielt ? ?s ist merkwürdig, dass das geistreichste in England erfundene Spiel den gleichen Namen mit dem dümmsten Menschen von Wien hat.? Das Publikum reagierte teils mit frenetischem Beifall, teils mit Zeichen der Missbilligung darauf. Sogar die Auslandspresse, wie die Dresdner Abend-Zeitung vom 20. Oktober 1835, berichtete darüber und nahm für den beleidigten Journalisten Stellung. Johann Nestroy spielte den Diener Johann, Wenzel Scholz den Tandler Damian, Friedrich Hopp den Tandler Schlucker, Ignaz Stahl den Hausherren Zins, Franz Gämmerler den Adolph, Nestroys Lebensgefährtin Marie Weiler das Kammermädchen Fanny, Direktor Carl Carl selbst führte Regie.[19] Im Theatermanuskript des Carltheaters ist ein ? vermutlich auf Druck der Zensur entstandener ? alternativer Schluss angegeben: Wegen des Festtages wird dem reumütigen Johann verziehen und er bekommt seine Fanny; die Familie Schlucker kehrt in die untere Wohnung zurück, Goldfuchs mit Adolph und Emilie, sowie Johann und Fanny ziehen wieder oben ein ? die alte Ordnung ist wieder hergestellt.