Beschreibung:

S. 225-237. Sonderdruck, Klebebindung in Papiereinband.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Mit Widmung des Autors an Ernst Zinn. - Einband berieben und bestoßen, Flecken an der Klebung, papierbedingt gebräunt, sonst sauber. Frakturschrift. - Aus dem Text: Als Heraklit den Satz prägte ethos ánthrópoi daímon, der Charakter ist der Schicksalsdämon des Menschen, hat er ein Gesetz ausgesprochen, das in seiner Allgemeinheit bei den Griechen von Homer bis Platon Geltung besaß. Im besonderen ging es jedoch ihm, dem Entdecker der menschlichen Seele, zweifellos um eine neue Erkenntnis, die er einer älteren Welt entgegenhielt: daß das eigentliche Geschick des Menschen in seinem Inneren liege und nicht von außen über ihn komme. Und wenn wir das größte Zeugnis jener älteren Welt, das Werk Homers, befragen, so ist es in der Tat, als ob dort der Mensch bis in die entscheidenden Wendungen seines Lebens hinein von ?außen" her bestimmt würde; nicht nur im täglichen Leben, sondern gerade in seinen größten Augenblicken scheint eS nicht sein freier, selbstbewußter Wille, der ihn führt, sondern die Gottheit oder die feststehende sittliche Norm, und wo ihn das eigene Innere selbst bestimmt, da tritt es ihm als thymós, als leidenschaftlicher Trieb, wie ein selbständiges Etwas gegenüber, für das er sich im Grunde so wenig verantwortlich fühlt wie für eine göttliche Fügung. Daher rührt die Leichtigkeit, mit der er die Schuld für ein Versagen den Göttern zuschieben kann, und so scheint er, ohne den echten tragischen Konflikt, aber auch ohne das wirkliche Bewußtsein einer inneren Freiheit, ganz in der Notwendigkeit des Schicksals zu leben. - Wikipedia: Hermann Gundert (* 30. April 1909 in Tokio; ? 10. Oktober 1974 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher klassischer Philologe, der als Professor an der Universität Freiburg wirkte (1949?1974). Er ist besonders als Platon-Forscher bekannt.