Beschreibung:

1 Bl., 142, 192 S., mit gest. Titelvignette von D. Chodowiecki, 8°, Späteres Halbleinen mit goldgepr. Rückenschild

Bemerkung:

Wolfstieg 13850. - Carl Friedrich Bahrdt (1740-1792), radikaler evang. Aufklärungstheologe u. Schriftsteller. 1766 ordentlicher Professor der biblischen Philologie in Leipzig. 1768 musste er wegen Affären mit Prostituierten sein Amt niederlegen. Auf Betreiben von Christian Adolph Klotz erhielt er 1769 eine Professur für biblische Altertümer in Erfurt. Ungeachtet seiner Liebschaften, heiratete er in Erfurt Johanna Elisabetha Volland, die Witwe des Fürstlich Sächsischen Weimar- u. Eisenacher Regierungssekretärs Christian Wilhelm Kühn. Allerdings erregte er durch seine Lehren bald wieder großen Anstoß, so dass er 1771, vermittelt durch Johann Salomo Semler, einem Ruf als Prediger u. Professor nach Gießen folgte. 1775 verlor er zum dritten Mal sein Amt, wieder auf Grund seines anstößigen Lebenswandels. 1777 trat er der Freimaurerei in England bei. Zunächst landesflüchtig, erhielt er 1779 durch Vermittlung des preußischen Ministers Karl Abraham von Zedlitz die Erlaubnis, in Halle zu leben, wo er als Schriftsteller tätig war u. allen Bestrebungen des Senats u. der orthodoxen Theologen zum Trotz in der philosophischen Fakultät Vorlesungen als Privatdozent hielt, an denen bis zu 900 Hörer teilnahmen. Nachdem er seine Frau verstoßen hatte, lebte er mit seiner Dienstmagd zusammen u. betrieb mit ihr in einem bei Halle gekauften Weinberg eine Gastwirtschaft, von der behauptet wurde, es sei ein Freudenhaus. 1783 gründete er, mit Wissen Adam Weishaupts die quasi-illuminatische Geheimgesellschaft "Deutsche Union der XXII", die 1788 durch eine Kampfschrift von Johann Joachim Christoph Bode aufgedeckt wurde. 1789 geriet Bahrdt als Verfasser des Lustspiels "Das Religionsedikt" erneut in Bedrängnis. Die Satire hatte sich gegen die restaurative Wende in der preußischen Kirchen- u. Kulturpolitik gewandt u. den preußischen König verspottet. Nach fast 8monatiger Untersuchungshaft wurde der äußerst umstrittene Theologe zu einjährigem Festungsarrest in Magdeburg verurteilt. Dort schrieb er seine Autobiographie "Geschichte seines Lebens". Er verstarb 1792 auf seinem Weinberg in Nietleben. - Barhdt schrieb über sich selbst: "Ich bin ein interessanter Mensch, bin berühmt in ganz Deutschland, habe Aufsehen erregt von der Düna bis zum Ursprung des Rheins und von der Weichsel bis an die Maas." (Kommentar, in: Pott, Briefe, Bd.I, Vorrede, S.V/VI. Siehe auch: Th. Hoeren: Präjakobiner in Deutschland Carl Friedrich Bahrdt) - Einband leicht berieben; unteres Kapital leicht beschabt; Innendeckel mit ExLibris "W. Wittke"; Titel mit kl. Bibliotheksstempel u. handschrftl. Nr.; papierbedingt gebräunt u. tlw. leicht fleckig, sonst gut ein gutes Expl.