Beschreibung:

Im ersten ist ein gründtlicher unterricht / wie man den lauff aller Planeten gar behend rechnen / und die figur des Himmels anstellen und auffrichten soll. Im andern Buch wirt tractirt vom effect und bedeutung der Finsternuß der Sonnen und Mons / und auch der Planeten der revolution der welt. Im dritten Buch wirst du mit fleiß underricht / wie du ein jedes iudicium uber ein jede Nativitet des menschen stellen kanst / und im sein glück und unglück anzeigen. Im vierdten Buch wirdt angezeiget / was die Sterne dem gebornen ein jedes Jar in sonderheit anzeigen un bedeuten. Dises alles ist mit trewem und hohem fleiß an tag geben und beschrieben worden / Durch Nicolaum Rensbergensem, Mathematicum. Cum gratia & privilegio C.M.. 9 Bll. ("Vorrede an den Liebhaber diser Kunst"), 382 num. Bll. [= 764 S.], Titel in rot/schwarz, Titelrückseite mit blattgroßem Wappenholzschnitt u. 117 kleinere Holzschnitte im Text, 8°, Goldgepr. Leder d. Zt. mit vier Bünden

Bemerkung:

Vgl. VD 16, R 1146-47; Houzeau-Lancaster 2658 (ob eine von H.-L. genannte EA von 1568 existiert ist strittig u. wird auch in anderen Bibliografien nicht erwähnt); Adams R 357; Zinner 2501; Honeyman 2626. - Bedeutendes, sehr frühes astrologisches Werk in deutscher Sprache, nach dem Erstdruck von 1569 erschienen innerhalb von 8 Jahren fünf Aufl. (Unter dem Titelanfang ?Astronomia Teutsch? erschienen, auch früher, mehrere Schriften unterschiedlichem Inhalts). - Der Astronom Nicolaus Rensberger (1566-1576) vertrat im Gegensatz zum Determinismus die Auffassung, dass die Astrologie ein göttliches Werkzeug sei, um (im christlichen Sinn) ein besserer Mensch zu werden. Denn die Berechnungen bieten die Möglichkeit, angeborene Eigenschaften durch Selbsterkenntnis zum Besseren zu wenden. Die Weiterführung dieses Gedankens machte die moderne psychologische Astrologie erst möglich. Ansonsten ist über den Autor wenig in Erfahrung zu bringen; Theodor Fontane schreibt im ersten Bd. der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg": "Im Jahzre 1573 überschickte Nikolaus Rensberger, Künstler und Mathematiker zu Halle, einen geschickt gearbeiteten Quadraten und empfing 33 Groschen nebst einem Dankesschreiben." Im vorliegenden Werk sind aber auch Texte anderer Autoren zusammengetragen. Das "Verzeichnis der Drucke des 16. Jh." nennt die Astronomen Johann Dryander, Jakob Köbel, Johannes Stöffler u. Johannes Eichmann. So sind einige Texte u. Holzschnitte dem bereits um 1550 erschienen Buch von Johannes Regiomontanus "Temporal. Des weitberühmten M. Johann Küngisperger natürlicher Kunst der Astronomey kurtzer Begriff [...]" (VD 16 M 6577) entnommen. - Das Werk besteht aus 4 Teilen: (I) Wie man soll rechnen den Mitteln und waren Lauf der Planeten. [Planetenlauf und Kalender für 1500-1606. Finsternisse. Erwählung der Häuser. Wirkung der 12. Zeichen und 7 Planeten. Jahresherrscher. Sternverzeichnis. Revolutio anni.]; (II) Das ander Buch. Das Buch von der Revolutionen der Jaren der Welt / Und was die Planeten bedeuten [...]. [Deutung der Revolutio anni und Jahresherrscher.]; (III) Das dritte Buch / oder Tractat / zeigt an / ein kurtzen un gerechten weg [...] [Judicium der Nativität durch N. Rensberger.]; (IV) Das vierdte Buch / Darinne wirdt angeziegt / wann der effect der Sternen wircken werde [...] [Deutung der künftigen Jahre aus dem Horoskop.]. - Im ersten Teil: 27 Seiten in rot/schwarz gedruckt (u.a. mit "Sonnenlauff"-Tafeln). Die Textholzschnitte zeigen die versch. Phasen der Sonnen- u. Mondfinsternisse von 1501-1605. In einer alten Titelaufnahme wird eine Planetenscheibe erwähnt. Wir haben keinen bibliographischen Nachweis gefunden, dass eine Scheibe vorhanden sein muss. In den Ausgaben von 1569 u. 1575 nach dem Titelblatt noch 2 ungezählte Bll., in denen der Verfasser das Buch einer Persönlichkeit der Zeit widmet (1569 "Herrn Waldrico Probsten", 1575 "Christoff Bernharten von Senholtzdorff"). Diese 2 Bll. fehlen in der vorliegenden Ausgabe. - Es handelt sich hier um eine Dublette der Augsburger Staatsbibliothek im geprägten Schweinsledereinband, die regulär in den Verkauf gelangte. - Einband fleckig, bestossen u. beschabt; unteres Kapital mit Ausriss; Schließbänder fehlen; Vorsatz mit Dublettenstempel; Titel mit kl. Bibl.-Stempel; Blatt 8 mit kl. Papierläsur u. Buchstabenverlust; eine min. Randbeschädigung; wenige Spuren von Wurmfraß (ohne Textberührung); wenige Seitenränder mit schwachen Feuchtigkeitsrändern, sonst ein erstaunlich frischer u. guter Buchblock. - Selten.