Beschreibung:

408 S., 118 Abb. Lit.verz. Br. *neuwertig*.

Bemerkung:

Als Herrschaftsstand bezeichnet man den separierten und hervorgehobenen Bereich in evangelischen Kirchen, der sowohl den Territorialherren als auch rangniedrigeren Adeligen als Aufenthaltsort während des Gottesdienstes vorbehalten war. Durch besondere formale und dekorative Gestaltung besitzt dieser Ausstattungsteil oft eine eindrucksvolle, repräsentative und raumbestimmende Wirkung in vielen evangelischen Kirchen von der Reformationszeit bis ins frühe 20. Jahrhundert. Die vorliegende Untersuchung bietet die erste monographische Bearbeitung der Bauaufgabe Herrschaftsstand. Ausgehend von einer Definition als genau bestimmbares Ausstattungsstück wird zunächst das historische Verständnis aus Traktaten deutschsprachiger Architekturtheoretiker dokumentiert. Quellenschriften zu Liturgie, Kirchenrecht und Zeremoniellwissenschaft illustrieren neben den architektonischen auch die soziologischen und juristischen Voraussetzungen und Reglementierungen bei der Nutzung privilegierter Kirchensitze. Die Kriterien der Einfügung und Gestaltung von Herrschaftsständen werden anschließend an etwa 50 exemplarisch ausgewählten Kirchen dargestellt und typologisch untersucht, wobei ihre Lokalisierung im Kirchenraum sowie die Charakteristika formaler und dekorativer Gestaltung der Logeneinbauten im Mittelpunkt stehen. Da der Herrschaftsstand nur eine von mehreren möglichen Formen aristokratischer Einflußnahme auf den Kirchenbau war, beschließt ein Blick auf die entsprechenden obrigkeitlichen und patronatsherrlichen Rechtsverhältnisse die Untersuchung.