Beschreibung:

438 S. ; 24 cm Originalleinen laminiert.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - sehr guter Zustand - Einleitung -- ??Meist pflegt man mit Bedauern festzustellen, daß Wundergeschichten mannigfacher Art sich an die Person des Pythagoras geheftet haben und es dem Forscher schwer machen, 'den historischen Kern aus dem Gewebe von Sage und Dichtung herauszufinden'. ... Nur vereinzelt hat man gesehen, daß gerade die Wundergeschichten eine Wirklichkeit nicht verschleiern, sondern anzeigen, daß sie Aufschluß geben über die historische Wirkung einer Persönlichkeit und einer Lehre; und ob sie nicht noch viel direktere Hinweise geben können auf Tatsachen, von denen sie berichten, wurde kaum gefragt.? Diese von W. Burkert im Hinblick auf die Pythagorasinterpretation getroffene Äußerung1 läßt sich ohne weiteres auf die Jesusforschung übertragen. Daß Jesus und andere herausragende Personen der Antike Wundertaten bewirkt haben sollen, ist vom Standpunkt neuzeitlich aufgeklärten Denkens aus schwer nachvollziehbar. Denn Wunder sind außerordentliche Ereignisse, die Verwunderung erregen oder unbegreiflich erscheinen, weil sie sich gegen alle bekannten Gesetze des in regelmäßiger Ordnung verlaufenden Naturgeschehens zutragen und folglich nicht als Resultat natürlicher oder menschlicher Wirkungen faßbar sind. Für das Neue Testament und weite Teile seiner Umwelt hingegen stellt die Annahme einer Einwirkung Gottes oder anderer übernatürlicher Kräfte auf das gewohnte Naturgeschehen nichts Befremdliches dar. Die grundsätzliche Möglichkeit von Wundern steht außer Frage. Unterschieden wird allerdings zwischen wahren und falschen Wundern, und zwar anhand des Kriteriums, in wessen Vollmacht und mit welcher Zielsetzung ein Wunder bewirkt wird (vgl. Mt 7,22f.; Mk 13,22parr; Apk 13,13). -- Als wirkliches Problem wird die Vorstellung, daß Gott contra naturam Wunder wirkt und damit letztlich in einer Art Selbstwiderspruch gegen die Gesetzmäßigkeiten seiner eigenen Schöpfung verstößt, erstmals bei Augustin empfunden, der die Diastase zwischen Wunder und Natur durch eine Ausdehnung des Naturbegriffes auf das uns Unbekannte als einen nur scheinbaren Gegensatz zurückweist. Das Wunder trage sich nicht contra naturam, sondern lediglich im Widerspruch zu unserer Naturerfahrung zu. ISBN 9783525538531