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224 S., Tafeln. Originalbroschur.
Bemerkung:
Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Insgesamt sehr gut und sauber. - EINLEITUNG: Diese Arbeit ist der erste in unserem Jahrhundert unternommene Versuch einer historisch-kritischen Gesamtdarstellung von Góngoras Wirkung und Widerhall in Deutschland. Unter Führung weniger Wegbereiter wie A. Ebert, A. Farinelli und H. Tiemann konnten Materialien über die ältere Zeit, vom ausgehenden Barock bis zur Romantik, untersucht werden. Für den Zeitraum der letzten hundert Jahre gibt es kaum brauchbare Vorarbeiten. Liegt das deutsche Schicksal Góngoras im 17. Jahrhundert noch heute im Dämmerlicht, so wird es doch möglich sein, reichere Quellen über die bereits differenzierte Anteilnahme des 18. Jahrhunderts, der Anakreontik und der Aufklärung, besonders aber eines von Gleim und Dieze angeregten Göttinger Kreises zu erschließen, über die Stellung Herders zu referieren und den wachsenden Widerwillen gegen den spanischen Manieristen während des 19. Jahrhunderts zusammenhängend zu skizzieren. Wer Góngoras Weg im Spiegel der deutschen Literatur und Literaturwissenschaft graphisch darstellen wollte, hätte eine kurvenreiche, gelegentlich steil auf-oder absteigende, einer Fieberkurve ähnliche Linie zu zeichnen, die nach Erreichung einiger Gipfelpunkte zwischen 1760 und 1860 beständig fällt, um sich gegen 1887 für rund vier Jahrzehnte beinahe zu verlieren, bis sie ? von 1926 bis 1934 ? fast senkrecht zu einer vorher nie erreichten Höhe emporschnellt, auf der sie sich, mit kleinen Oszillationen, bis heute weiterbewegt. Überall werden beträchtliche Unterschiede, oft auffallende Diskrepanzen der Beurteilung zu verzeichnen sein, die sich aus professionellen und soziologischen oder aus Generationsunterschieden erklären mögen (hier die Sympathie der Lyriker oder der Jungen, dort das Erschrecken oder die überzeugte kritische Ablehnung der Alten oder der traditionsbewußten Gelehrten); nicht zuletzt trägt aber mancher Beurteiler, der zugleich Kritiker und Dichter oder Nachdichter ist, die Unstimmigkeit in sich selbst. Nicht nur Góngora soll sich in der deutschen Dichtung und Kritik, sondern in Góngoras deutschem Schicksal müssen sich auch vorwärtsdrängende, durch thematische und formale Experimente oder Wandlungen des Lebensgefühls gekennzeichnete Dichtungsgeschichte und ein Stück Geisteswissenschaft spiegeln. Mögen die Vorstellungen, die deutsche Schriftsteller und Kritiker von Góngora hatten, auf Wunschbildern oder Idealen beruhen, die man aus der eigenen Art in sein Werk und Wesen projizierte oder darin vermißte, mögen Wirkungen, die der Andalusier in unserer Literatur auslöste, scheinbar zufällige, singuläre Erscheinungen sein, mag wirkliche Vertrautheit mit seinem Manierismus nur verspätet im engsten Kreis der Fachgelehrten begegnen, - es gibt trotzdem im Deutschland des 18., des 19. und des 20. Jahrhunderts lebhafte Auseinandersetzungen mit diesem spanischen Lyriker. Da sich dies nicht ?von selbst versteht? oder doch weniger leicht erklären läßt als etwa die deutsche Begegnung mit einem Cervantes oder Lope de Vega, wird auf möglichst genaue und vielseitige Dokumentation zu achten sein.