Beschreibung:

130 S.; 21 cm; fadengeh., illustr. Orig.-Pappband.

Bemerkung:

Gutes Exemplar; illustr. Einband berieben u. mit kl. Läsuren; Seiten leicht nachgedunkelt. - Vorsatz mit Exlibris von Karl Ludwig Schneider. - Karl Ludwig Schneider (* 25. September 1919 in Hamburg-Wellingsbüttel; ? 9. Juli 1981 in Hamburg) war ein deutscher Germanist, Lyriker und Expressionismusforscher. Er gehörte zu den verfolgten Regimegegnern, die nach 1945 als ?Weiße Rose Hamburg? bezeichnet wurden. 1946 begründete er als Lizenzträger und verantwortlicher Redakteur die renommierte studentische Kulturzeitschrift Hamburger Akademische Rundschau, 1960 erhielt er eine Professur für Philologie und Germanistik an der Universität Hamburg. Er gab mehrere historisch-kritische Werkausgaben deutscher Dichter heraus. ... (wiki) // Es geht um das entscheidende Jahr 1911, um den Kampf: Eindruckskunst wider Ausdruckskunst, impressio wider expressio. Wir, die wir damals wähnten, ein Strom zu sein und in diesem neuen erregenden Elemente die Schwimmenden, wissen heute, da es gleicherweise tagt und nachtet, daß wir Strömende, Verströmte, Hingerissene waren: rhythmisch und rhythmisiert gegen die Mauer realer Form getrieben, schon etwas skeptisch vertrauend der Formel von Arno Holz: "Die Kunst hat die Tendenz, die Natur zu sein; sie wird sie nach Maßgabe ihrer Mittel und deren Handhabung" - Erkenntnis, von jenem Meister aus Paris mitgebracht, auf Grund seiner privaten Auseinandersetzung mit Taine und Zola. ,,Une oeuvre d'art est un coin de la nature vu ä travers un temperament" glaubte Zola zu wissen, welchen Satz sich Holz also grob, aber deutlich übersetzte: "Alle Ratten haben Schwänze!" Dieses geistige Kriegen sollte noch nicht zu Ende gekämpft sein? Denn kräftiger erklang unseren Ohren der Schrei: "Epatez le bourgeois!", untermischt von der orphischen Ekstase Paul Verlaines' "De la musique avant toute chose!", Musik, vor allen andern Dingen!, Rimbauds brutaleren, fast automatischen Zwischenruf nicht zu vergessen: ,,A noir, E blanc, I rouge, U vert, O bleu, voyelles!", A schwarz, E weiß, I rot, U grün, O blau, Vokale! Der Unterschied, die Unterschiedlichkeit der beiden Sprachen verwirrte uns - noch weit mehr, da uns später Otto Grautoff ("Die lyrische Bewegung im gegenwärtigen Frankreich") hinsichtlich Leon Deubels, Mallarmes enthusiasmierten Erben, dahin zu belehren versuchte: "Die rein zentralen assoziativen Vorgänge der Synästhesie gewinnen in seinen Dichtungen sichtbare Form, indem er den farbigen Eindruck der Vokale und Konsonanten, die chromatischen und geometrischen Synopsien, deren Spur Fechner zuerst aufdeckte, wiedergibt." Dabei waren wir eben erst von dem Professor Richard M. Meyer hinsichtlich des ekstatischen Impressionismus (Max Dauthendey, Alfred Mombert) und des symbolischen (Richard Dehmel) theoretisiert worden bis zur Verwirrung. Die Hoffnung, wenigstens auf den gewohnten Nachmittags-Spazier-märschen mit Arno Holz zu einer gewissen Klarheit vorzustoßen, zerschellte. Es blieb etwas arg Beunruhigendes in mir zurück: ein Gedicht mit dem Titel "Weltende", von einem gewissen Jakob vanHoddis verfaßt und in Franz Pfemferts "Aktion" erschienen, später von dem Herausgeber als "Aktionslyrik" beansprucht, "die jetzt das Schlagwort expressionistische Lyrik nennt" und in das Buch Nr. 19 der Serie "Der rote Hahn" übernommen. Wie aber lautete dieses unheimlich faszinierende Gedicht, von dem Verfasser des öfteren in Dr. Kurt Hillers Cabaret "Gnu" im Hinterzimmer des Cafe Austria in der Potsdamer Straße zu Berlin gesprochen, dann aber von Hiller für seinen "Kondor", für diese "rigorose Sammlung radikaler Strophen", für diese "wertvollsten Verse, die seit Rilke in deutscher Sprache geschrieben wurden", nicht zugelassen? (Mit seiner Rede "Geistige Grundlagen eines schöpferischen Deutschlands der Zukunft", gehalten zu Hamburg am 31. Mai 1947 auf Einladung des Kulturrats der Hansestadt und als Flugschrift des Rowohlt-Verlags Hamburg-Stuttgart erschienen, kehrte Hiller aus London als Begründer des "Freiheitsbundes deutscher Sozialisten" heim und gab es dem "närrisch überschätzten" Heidegger so: '"Dieser Philosoph' zeichnet sich dadurch aus, daß er statt des Gehirns einen metaphysischen Blumenkohl im Schädel herumträgt". ? (Seiten 5 u. 6)