Beschreibung:

S. 25-47. Sonderdruck.

Bemerkung:

Titelseite etwas lichtrandig, durchgehend leicht gebräunt, sonst gut und sauber. - Zusammenfassung. Die historische Betrachtung und die Untersuchung des psychoanalytischen Prozesses legen es nahe, zwischen einem »defensiv-objektivierenden« und einem »subjekthaften« Abstinenz-Konzept zu unterscheiden. Das defensivobjektivierende Konzept aus der Frühzeit der Psychoanalyse sollte den Psychoanalytiker vor eigenen »menschlich-männlichen« Schwächen angesichts intensiver Übertragungen hysterischer Patientinnen schützen. Dieses Abstinenzkonzept korrespondiert mit einer objektivierenden Auffassung von der Übertragung als einer Disposition zu falscher Wahrnehmung und unangemessenem Handeln. Dem subjekthaften Konzept der Abstinenz entspricht eine interaktioneile Auffassung von der Übertragung und Gegenübertragung. Es ermöglicht die Auswertung der Gegenübertragung und lenkt den Blick auf den aktiven Kommunikationsversuch des Analysanden; in diesem erscheint die Übertragung als Neu-Inszenierung eines »Zwei-Personen-Stückes« mit Selbst-, Objekt- und szenischen Repräsentanzen. Gegenüber den Forderungen nach gleichschwebender Aufmerksamkeit und freier Assoziation verhält sich die Abstinenzregel als eine Meta-Regel: Sie bestimmt, was es heißt, »frei« zu assoziieren und sie definiert die Abweichungen von der gleichschwebenden Aufmerksamkeit. Die Abstinenzregel verfolgt utopische Ziele, aber gerade darin liegt ihre Nützlichkeit, denn jede Tendenz, sie zu verletzen, also nicht frei zu assoziieren oder nicht gleichschwebend aufmerksam zu sein, liefert der analytischen Arbeit wichtiges Material.