Beschreibung:

[158] S., überwiegend z.T. farb. Abb. Originalleinen mit Schutzumschlag.

Bemerkung:

Beschädigter Umschlag, Schnitt stockfleckig, sonst sehr gut und sauber. Monogramm auf Einband und Vorsatzblatt. - Gruß an Horst Janssen: Die Albertina empfängt mit Freuden die Ausstellung von Zeichnungen Horst Janssens. Wer immer einigermaßen mit der internationalen Runstszene lebt, weiß, daß eben dieser Künstler als ein Zeichner ganz besonderer Art und besonderen Ranges zu gelten vermag. Wer also sollte uns willkommener sein in einem Hause, das seit zwei Jahrhunderten der Sammlung, Wissenschaft und Veröffentlichung von Zeichenkunst dient. In der Vielfalt unserer Welt und der sehr mannigfachen Ziele heutiger Kunst mag es sehr unterschiedliche Weisen des Zeichnens in weitem Sinne geben. Was Horst Janssen darin aber zu einer so einzigartigen Erscheinung macht, ist, meiner Überzeugung nach, die Subtilität, mit der er dieses Instrument gebraucht, und die Konsequenz, mit der er es tut. Es haben sich viele dazu Berufene sehr eingehend und überzeugend zu Janssens Werk geäußert. Und ich will gar nicht zu jenen zählen, die glauben, immer und überall ihre Meinung besonders in den Vordergrund rücken zu müssen. Daher aber sei es um so ernsthafter verstanden, wenn ich meiner Auffassung vom hohen und höchsten Rang seiner Leistung Ausdruck verleihe. Horst Janssen, ein Denkerkünstler von besonderer Intensität, hat übrigens selbst zu seinem Werk die eindrucksvollste literarische Komponente hinzugefügt; vielfältige Ausführungen, die ich soeben mit größtem Gewinn und tiefer Berührung eingehend gelesen habe. So verbleibe ich also im sehr allgemeinen Ausdruck meiner Achtung und Wertschätzung dieser faszinierenden künstlerischen Leistung, wie sie sich eben in dieser Ausstellung in einem so großen Bogen darstellt. Was wohl am stärksten imponiert, ist eben dieses Panorama, das sich im Werk Janssens in dem Jahrzehnt von 1970 bis heute aufgefächert hat, in dem allerdings das eine, ähnlich dem ganz empfindlich Reagieren eines Seismographen, durchgehend geblieben zu sein scheint, nämlich die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich, mit dem Blick in das eigene Selbst. Von Leonardo stammt das eindrucksvolle Wort, daß das Auge das eigentliche Fenster zur Seele des Menschen sei. Wenn Janssen im Spiegel immer und immer wieder sich selbst in die Augen blickt, so tastet er durch dieses Fenster in die eigene Seele, sucht er an seinen Regungen, Erregungen, Reaktionen sich selbst zu ergründen, auszuloten, sich offenzulegen, und ich gestehe, daß ich kaum jemals Faszinierenderes erlebt habe und kenne, als die Reihe dieser Blätter. Aber das künstlerische Panorama ist weit: von der frühen Phase der siebziger Jahre an, als er die Landschaft zu erobern beginnt, dann zu den Blumen übergeht, sich schließlich in einer Vielfalt, die einem wiederum Bewunderung eingeben möchte, mit den großen Meistern der Vergangenheit auseinandersetzt und zu dem ganz besonders verstandenen Begriff >Kopie< gelangt. Es ist schwer zu sagen, wo diese eminente zeichnerische Ausdrucksfähigkeit, die sich genauso in seinen Zeichnungen wie in seinen Radierungen ausprägt, ihren eigentlichen Höhepunkt gefunden haben mag: vielleicht in den erotischen Darstellungen seiner >Mädchen<, vielleicht auch in seinen Aquarellen, mit denen er 1977/78 eine so erstaunliche Bereicherung seines Vokabulars erlangt hat. So sei Horst Janssen bei uns herzlich willkommen geheißen, dieser sensible, von allem Kunstbetrieb zurückgezogene Mensch. Wir grüßen ihn in Hamburg aus Wien mit Dank für sein Schaffen und wünschen ihm, nicht zuletzt verbunden mit dieser Ausstellung, allen weiteren Erfolg. ISBN 9783791305929