Beschreibung:

VIII, 496 S. Originalleinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - minimal berieben, farbiger Kopfschnitt, Vorderschnitt leicht angeschmutzt, sonst sehr guter Zustand. - VORREDE. Wenn ich in der vorliegenden Schrift die in den Scholien und den Werken der alten Grammatiker und Lexicographen enthaltenen Angaben, soweit sie uns über den Text der Homerischen Gedichte Aufklärung zu verschaffen im Stande sind, in geordneter Zusammenstellung veröffentliche, so glaube ich damit einem wirklichen schon längere Zeit gefühlten Bedürfnisse entgegenzukommen und der Zustimmung der Fachgenossen gewiss zu sein. Wer sich je einmal ernstlich mit Homerischer Textkritik befasst hat, der weiss die Schwierigkeiten zu beurtheilen, die auf diesem Gebiete zu bewältigen sind, und nicht die geringste derselben liegt darin, dass das kritische Material in allen möglichen Schriften zerstreut ist und mit vieler Mühe zusammengesucht werden muss. Ich rede hier nicht von den Schriften der Neueren ? es sind ihrer auch nicht übermässig viele, denn die niedere Kritik findet lange den Anwerth nicht, dessen sich die höhere zu erfreuen hat. Es ist auch weit leichter über Plan und Zusammenhang der Homerischen Gedichte, über Widersprüche und Abweichungen, Einschiebungen, Umstellungen und was hierbei noch alles in Frage kommt zu schreiben (ich will nicht sagen zu entscheiden), denn dazu braucht man eigentlich nur ein einziges Hilfsmittel, den Text der Gedichte selbst. Die niedere Kritik aber hat es nicht damit zu thun, die ursprüngliche Form dieser Gedichte zu ermitteln, sondern, da wir nicht bis über die Alexandriner zurückgehen können, diejenige Gestalt des Textes zu finden, wie die Alexandrinischen Grammatiker, oder besser gesagt Aristarch, denselben festgestellt haben. Dazu reicht die Ueberlieferung aber nur in den wenigsten Fällen aus, oder was noch schlimmer ist, sie widerspricht sich nicht selten geradezu. Es fehlt auch nicht an Angaben, deren Gewährsmänner nicht mehr zu ermitteln sind, so dass man häufig in die Lage kommt, aus dem Inhalt oder der blossen Form derselben Schlüsse ziehen zu müssen, ein Verfahren, das jedenfalls ein gewagtes ist, trotzdem aber gewagt werden muss. Ich habe es als meine hauptsächliche Aufgabe betrachtet, die Ueberlieferung des Alterthums über bestimmte einzelne Fälle festzustellen, die verschiedenen Angaben anzuführen, ohne dass es mir in den meisten Fällen darum zu thun war, ein ganz bestimmtes Urtheil abzugeben. Meine Arbeit sollte blos dem Zwecke dienen Zeit und Mühe zu ersparen und das vorliegende Buch ist einzig und allein deshalb geschrieben, damit man das was bei der Homerischen Textkritik in Frage kommt übersichtlich zusammengestellt finde und ist, damit die Mühe des Nachschlagens möglichst gering sei, mit einem dreifachen Index versehep. Alles huldigt jetzt dem Grundsätze: ?Zeit ist Geld?: warum sollte es ein Philologe nicht auch thun? Soviel über den Zweck des Buches. Nach dem, was darüber angegeben ist, dürfte es kaum nöthig sein darauf hinzuweisen, dass der zweite Theil desselben der wichtigere ist, um dessentwillen die ganze Arbeit unternommen wurde. Ursprünglich war auch nur die Veröffentlichung dieses Theiles beabsichtigt, während der Bearbeitung aber stellte sich die Nothwendigkeit heraus den ersten Theil dazu zu fügen, da der zweite Theil doch mancherlei voraussetzt, wovon ich die seither übliche Ansicht nicht für die richtige halten kann. Dass ich auf den ersten Theil einen bei weitem geringeren Werth lege ergibt sich schon aus der Bearbeitung selbst; denn hier ist fast alles kurz abgethan und nur das nöthigste angegeben, das übrige alles in die Anmerkungen verwiesen. Nur einzelne Kapitel sind etwas ausführlicher behandelt, so die über Aristarch, Seleucus, Didymus, die Scholien und Eustathius. Die Abhandlungen über die Scholien und Eustathius werden vielen erwünscht sein. Die letztere kann zugleich für die darin behandelten Fälle als Namensregister zu den [...] dienen, da das Namens- verzeichniss in der Bibliotheca Graeca des Fabricius nicht überall vollständig ist und ausserdem bei den Stellen des Commentars zur Ilias nur die Seitenzahl angegeben ist. Der Abschnitt über die Handschriften ist erst später hinzugefügt. Ursprünglich lag es wohl in meinem Plane die Handschriften nicht zu übergehen, während der Bearbeitung aber bin ich wieder davon abgekommen, da ich von den aufgezählten Handschriften nur etwa achtzehn aus eigener Anschauung kenne und mir daher über die Mehrzahl derselben kein Urtheil zutrauen durfte. Neuerdings habe ich mich auf wiederholtes Zureden mehrerer Freunde entschlossen, meinen ursprünglichen Plan wieder aufzuneh men und die bis jetzt mehr oder weniger bekannten Handschriften zur Gewinnung einer leichteren Uebersicht zusammenzustellen, da die Zusammenstellungen der Homerhandschriften in der Bibliotheca Graeca des Fabricius und im dritten Bande der Heyne'schen Ausgabe der Ilias eine solche nicht ermöglichen. Ueber den zweiten Theil kann ich mich gleichfalls kurz fassen. Was hier von anderen, namentlich von K. Lehrs, der zuerst die Bahn gebrochen hat, bereits bearbeitet worden ist, habe ich soweit es mir zugänglich war sorgfältig benützt und jedesmal in den Anmerkungen darauf verwiesen. Ich befürchte jedoch, dass mir dabei manches entgangen ist, glaube aber in dieser Hinsicht um so eher Nachsicht beanspruchen zu dürfen, als es einem einzelnen auch bei dem besten Willen kaum möglich ist, die ganze Literatur zu übersehen. Die Erfahrung, dass Monographieen, namentlich in Schulprogrammen, von deren Existenz man Kenntniss hat, nicht zu bekommen sind, werden wohl auch schon andere mit mir gemacht haben. Doch tröste ich mich damit, dass es unter sämmtlichen Kennern des Homer nur sehr wenige giebt, die dieses ganze Gebiet vollkommen beherrschen. Wenn ich aber nicht überzeugt wäre, das wesentlichste, das sind die Schriften der alten Grammatiker, sorgfältig benützt zu haben, so würde ich mich zur Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit jetzt noch nicht entschlossen haben. Ist einmal ein Anfang gemacht (und mehr lag nicht in meiner Absicht), so lässt sich das fehlende leicht ergänzen und es kann mir nur erwünscht sein, wenn von verschiedenen Seiten zu meiner und anderer Belehrung Nachträge und Berichtigungen geliefert werden. Eins bedauere ich, dass ich nämlich den mir zu Gebote stehenden handschriftlichen Apparat nicht mehr verwerthet habe, das soll indessen einer Ausgabe Vorbehalten bleiben, zu der dieses Buch als Vorarbeit dienen soll. ISBN 9783487096360