Beschreibung:

92 S. ; 21 cm. Originalleinenband.

Bemerkung:

Sehr gutes Exemplar. - EA. - Die arabische Kultur hat zwei Ursprünge. Die Elemente, aus denen sie sich zusammensetzt, sind in zwei unterschiedlichen Epochen aufgetreten. Die erste, die Jahiliyah, entspricht der vorislamischen Zeit, und die zweite Epoche ist die Zeit des Islam. Der Islam versteht sich als Ende, als Abschluß der arabischen Vision von der Welt und als Inhaber der letzten Wahrheit über das Wesen des Menschen im allgemeinen, über das Leben und das Universum. Als Folge wird all das, was vor diesem "Anfang" war, also die prämohammedanische Zeit, ausgehend vom Islam neu gedeutet. Aber der Islam ist selbst ein Anfang, da er der Beginn einer neuen Wahrheit ist. Tatsächlich wird die Jahiliyah, die chronologisch dem Islam vor-ausgeht, als solche bezeichnet (dieser Name bedeutet "Unwissenheit"), weil sich der Islam als eigentlicher Ursprung versteht, der alles, Vorzeit wie Nachzeit, erleuchtet. Wenn man zugesteht, daß der Ursprung, die Herkunft, das Feststehende ist und die Zukunft etwas Unvorhersehbares, etwas Neues, das Bewegliche, so ist es wichtig, bei der Definition der arabischen Kultur sehr genau die Beziehung des einen zum anderen zu untersuchen, die sich durch einen ständigen Konflikt zwischen der Tradition auf der einen Seite und der schöpferischen Erneuerung auf der anderen Seite zeigt. Gleich zu Beginn des Islam, sofort nach dem Tode des Propheten, bekam dieser Konflikt zwei Aspekte: der erste war politisch-religiöser Natur und bezog sich auf die Definition des Imam oder Kalifen und der andere auf das Verhältnis zwischen Religion und Vernunft, zwischen Religion und Leben. Beide Aspekte finden sich an der Basis des Einschnitts zwischen zwei wichtigen Tendenzen, die gerade zu diesen beiden Punkten eindeutig unterschiedliche Positionen einnehmen. Die erste Tendenz meint, daß seit dem Tode des Propheten die Zugehörigkeit zum Stamme der Quraich (Stamm Mohammeds) und die Verwandtschaft mit dem Propheten hauptsächlich dazu da sei, um seine Nachfolge zu sichern und die Macht zu übernehmen. Diese Richtung predigte den absoluten Gehorsam gegenüber dem Imam, die Treue gegenüber dem Wort des heiligen Textes und der Tradition (Sunna) sowie die Unterwerfung unter die Glaubensgemeinde (Umma), also unter die Macht der Mehrheit. Die zweite Richtung setzte dagegen den Geist vor den Buchstaben, sah im Islam vor allem eine Religion und eine Vision vom Menschen an sich und nicht vom arabischen Menschen insbesondere. Politisch meinte sie, man solle den Imam überwachen, damit er das Recht einhalte, und man solle sich im Falle einer Verfehlung gegen die Macht wehren, also rebellieren. Dieser inhaltlichen Spaltung entsprach eine sozial-ökonomische Differenz zwischen beiden Strömungen. Tatsächlich spaltete sich die Gesellschaft in zwei Klassen: zum einen die adligen Qurayschiten und deren Verbündete und auf der anderen Seite die untere Klasse, die sie als "Plebs", "Neger", "Stammesaufrührer" oder sogar als "Sklaven" bezeichneten. ? (S. 9/10) ISBN 9783928254328