Beschreibung:

205 S. Originalbroschur.

Bemerkung:

Gebraucht, aber gut erhalten. - In seiner WORK-BOX hat Carlfriedrich Claus 1991 Arbeiten versammelt, die den Entwicklungsgang seines Schaffens spiegeln und das Gesamtwerk zur Quintessenz konzentrieren. Nach dem Willen des Künstlers soll die WORK-BOX nicht nur ein Aggregat des Erreichten sein; sie soll in die Zukunft weisen und dem Betrachter/ Benutzer als Arbeitsinstrument eigener Erkundungen und Erkenntnisse dienen. Wer also, wie Christian Baumert es in der hier vorliegenden Studie unternimmt, die WORK-BOX durchforscht, erhält exemplarischen Einblick in Woher und Wohin eines einzigartigen Lebensexperiments. Christian Baumert legt zunächst eine präzise Bestandsaufnahme und Beschreibung des Inhalts und Aufbaus der WORK-BOX und der Beschaffenheit ihrer Teile vor. Die detaillierte und sorgsam illustrierte Darstellung erfüllt die Ansprüche einer wissenschaftlichen Werkmonographie. Als Leitfaden dient die Frage, wie Claus das Material seiner WORK-BOX strukturiert und mit einer Apparatur versieht, die dem Rezipienten, dem Leser-Betrachter, eine aktive Form der Ingebrauchnahme ermöglicht. "Diaphanie", dies ist Baumerts wichtigste Erkenntnis, kann als Grundwort im Schaffen von Claus gelten; seine Transgressionen betreibt er im Medium derTransparenz. Claus will die Künste - bildende Kunst, Literatur und Musik (akustische Kunst) -durch seine skripturalen Verfahrensweisen füreinander durchsichtig machen. Im Ergebnis dieser Arbeit verrätsein sich die Gebilde. Aber das Geheimnis, das sich mit der Grenzverwischung einstellt, ist nicht Selbstzweck, sondern Ausgangspunkt einer Anstrengung des Sehens, Lesens, Hörens, der sich nun auch der Leser im Blick auf die rätselvolle Objektwelt auszusetzen hat. Erstmals und konsequent erschließt Baumert die werkgeschichtliche Weiterentwicklung der frühen poetischen Texte von Claus aus dem Hinzutreten der Transparenz als zentraler Arbeitsfläche. Der "diaphane Dreischritt" von den auf Transparentpapier übertragenen ,klanggebilden' über die ,Letternfelder' zum beidseitig beschrifteten ,Sprachblatt' und zum ,Sprachblatt-Kombinat' ist in der WORK-BOX dokumentiert. Was Baumert schon an den klang-gebilden auf eine Weise exponiert, die ich ,zarte Präzision' nennen möchte, entfaltet er immer souveräner und differenzierter an den "koartikulatorischen" (Lese-)Prozessen der abstrakt-lettristischen Phasenmodelle und schließlich am Geschichtsphilosophischen Kombinat. ... Die WORK-BOX von Carlfriedrich Claus ist - dies die Pointe der Arbeit - ein interaktiv konstruiertes Buch. Der Buchkünstler Baumert ist mit dieser These in seinem Element und kann sie deshalb mit zahlreichen Beobachtungen am "Experimentalstudio" der WORK-BOX stützen. Nie erliegt er der Versuchung, die kosmischen Schriftlandschaften, die aus ihr aufsteigen, auf altbekannte Begriffe abzuziehen. So wird er einer Forderung gerecht, die Friedrich Schlegel einst an Goethes zu seinerzeit unerhörtem Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre aufstellte: "Denn dieses durchaus neue und in seiner Art einzige Buch, welches man nur aus sich selbst verstehen lernen kann, nach einem aus Gewohnheit und Glauben, aus zufälligen Erfahrungen und willkürlichen Forderungen zusammengesetzten und entstandenen Gattungsbegriff beurteilen: das ist, als wenn ein Kind Mond und Gestirne mit der Hand greifen und in sein Schächtelchen packen will." (Geleitwort von Günther Peters) ISBN 9783865834508