Beschreibung:

387 S. Originalhardcover.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Etwas berieben, insgesamt sehr gut und sauber. - EINLEITUNG: Der Koran ist Glaubensbuch und Weltliteratur zugleich: einerseits für Muslimin-nen und Muslime Gottes Wort, Orientierung ihres Lebens, Grundbestand des täglichen Gebets, unvergleichliches Zeugnis des Glaubens, von unauslotbar reicher Bedeutung und unübertrefflicher Schönheit; anderseits auch über die Glaubensgemeinschaft hinaus ein Buch von gewaltiger kultureller und politischer Wirkungsgeschichte, selbst denen mit Namen bekannt, die ihn nicht gelesen haben, oft freilich mit düsteren Assoziationen behaftet, in manchem als schwer zugänglich empfunden, in seiner Nähe zu biblischen Überlieferungen ebenso wahrgenommen wie in seiner Fremdheit, in zahllose Sprachen übersetzt, von Muslimen wie Nichtmuslimen, über religiöse und weltanschauliche Grenzen hinweg Gegenstand wissenschaftlicher Studien. Glaubensbuch und Weltliteratur passen freilich nicht harmonisch zusammen. Im ersten Fall steht der Koran in seinem Rang für sich allein, auch wenn er sich selbst als Bestätigung anderer gleichwertiger Offenbarungsschriften versteht, die ihm vorausgingen - vor allem die Tora und das Evangelium aber in seiner Sicht nicht mehr authentisch vorhanden sind. So ist er als Gottes Schrift ein Werk, neben das man kein anderes stellen darf. Im zweiten Fall dagegen ist der Koran Buch unter Büchern, in Bibliothekskatalogen verzeichnet unter ?Autor/Herausgeber? Muhammad, in den Lexika der Weltliteratur vertreten mit einem Artikel unter vielen tausend anderen. Goethe, auf den der Begriff der ?Weltliteratur? vornehmlich zurückgeht, verbindet mit diesem die Vorstellung einer über die nationale Schriftkultur hinausreichenden, sie aber selbstverständlich einschließenden Kommunikation, eines weltweiten Austauschs literarisch gestalteter Erfahrungen. Die eine Beziehung zum Koran, die gläubige, scheint zunächst mit der anderen, der kulturell-literarischen, wenig zu tun zu haben. Und doch besteht zwischen beiden keine unüberbrückbare Kluft. Schon der Koran selbst wendet sich nicht nur an die Gemeinschaft der Gläubigen, sondern über sie hinaus an ?alle Welt? (6,90). So universal sieht jedenfalls die islamische Tradition seine Adressatenschaft. Oft spricht der Koran Juden und Christen als ?die Leute der Schrift? ausdrücklich an, auch dann, wenn sie sich der Zustimmung verweigern. Die dem Koran vorausgehenden und anderswo festgehaltenen Erfahrungen und Überzeugungen werden nicht ausgeschlossen, sondern einbezogen. ?Die Leute des Evangeliums sollen nach dem entscheiden, was Gott in ihm herabgesandt hat? (5,47). Das Wort des Koran soll nicht in bloßem Gehorsam angenommen werden; es appelliert an eigene Einsicht: ?Versteht ihr denn nicht?? (2,44) -?Seht ihr denn nicht?? (28,72). Auch wenn die Zustimmungserwartungen, die der Koran damit verbindet, von vielen Menschen nicht geteilt werden, so hat er doch die Grenze zu ihnen hin überschritten. Sie tragen zu seiner Bedeutung mit bei, und sei es auch in Widerspruch und Verweigerung. - Hans Zirkers Übersetzung des Koran setzt Maßstäbe: Sie ist philologisch auf dem neuesten Stand und geht sorgfältig sowie sprachgeschichtlich sensibel mit den zentralen Begriffen um. Sie macht den Reichtum der literarischen Formen und die Strukturen des Textes bis ins Schriftbild hinein sichtbar, außerdem bietet sie eine für den heutigen Leser verständliche und angenehme Sprache. - Hans Zirker, geb. 1935, ist emeritierter Professor für Katholische Theologie an der Universität Duisburg-Essen mit den Schwerpunkten Islam und theologische Hermeneutik. Bei der WBG veröffentlichte er 1999 »Der Koran. Zugänge und Lesarten«. ISBN 9783534204595