Beschreibung:

XVII, 104, VII, 94 S. Privatbindung Leinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Minimal verbogener und beriebener Einband, Bleistiftanstreichung auf Titelseite, sonst sehr gut und sauber. - Vorwort: Trotz bedeutender Verstümmelung am Anfang (es fehlen 34 Blatt) und verschiedener Lücken im weiteren Verlauf, deren Größe an den am Rand beigefügten Blattzahlen des Originals ermessen werden kann, ist unsere neue, bisher unbekannte Geschichte von Sui und Schumul doch ihrem ganzen Verlauf nach klar und durchsichtig, da ja bei der im allgemeinen gemütlich breiten, echt orientalischen Darstellung, die früheren Schicksale der Liebenden öfters rekapituliert werden (wie z. B. von den guten Dschinnenmädchen (?Feen?] S. 14 f.) und der Leser sich die Lücken selbst des weiteren ausmalen und in Poesie und Prosa ausgeführt denken kann: so etwa gleich zu Beginn die romantische Jugend und Erziehung der zugleich nah verwandten Liebenden. Einem weiteren Leserkreis sei hier nur bemerkt, daß diese neue Erzählung aus dem Kreise der Geschichten von 1001 Nacht sich bruchstückartig in der einzigen, bis jetzt so gut wie unbekannt gebliebenen arabischen Handschrift 33 der Tübinger Universitätsbibliothek findet, welche allen Anzeichen nach dem 14. Jahrhundert angehört (nach der im ganzen schönen und sorgfältigen arabischen Schrift, nach Papier u. s. w.) und die älteste Handschrift aus diesem von arabischen Gelehrten als unklassisch verachteten und vernachlässigten Litteraturkreis populärer Erzählungen, in weniger klassischem, oft vulgärem Arabisch, darstellt, da wir ja in Europa verhältnismäßig überhaupt wenige, fast nur moderne und unvollständige Handschriften dieser für mehr oder weniger freien Vortrag im Kaffeehaus bestimmten Volkserzählungen besitzen. Die Übersetzung selbst schließt sich, soweit in einer europäischen Sprache möglich, eng an das arabische Original an: der Übersetzer hat bei dieser Gelegenheit wiederum die Erfahrung gemacht, daß unsere reiche deutsche Muttersprache sich am meisten dazu eignet, dem unerschöpflichen Wortschatz des Arabischen (zumal in der Poesie) gerecht zu werden, obwohl z. B. bei Wiedergabe der mehr oder weniger wirklich poetischen Verse die Kürze und Konzision des arabischen Ausdrucks und die Fülle der Synonyma selbst im Deutschen nicht zu erreichen ist. Die mehrfach verderbten und nicht immer ganz durchsichtigen Verse sind auch möglichst wörtlich genau wiedergegeben und als solche auch äußerlich im Druck markiert; dagegen mußte von einer Nachahmung der verschiedenen arabischen Metra und des für die arabische Poesie neben diesen Metren charakteristischen durchgehenden Reims abgesehen werden; die Beibehaltung der strengen arabischen Metra und des Reims (ja selbst der uns durch Rückerts meisterhafte, aber doch auch schon breitere, überkünstelte Übersetzung der Makamen des Hariri bekannten Reimprosa) nimmt sich selbst bei einem Rückert zumeist als eine Zwangsjacke aus, worein das Deutsche gepreßt wird. Ein poetischer Übersetzer oder Unidichter würde vielleicht für die Verse die jedesmal am meisten entsprechende poetische Versform des Deutschen finden, müßte aber auf möglichst wörtliche Wiedergabe vielfach verzichten. Ich hoffe, daß der Leser den richtigen Eindruck vom Original bekommt durch eine wörtliche Übertragung der oft nicht gerade hochpoetischen Verse, die aber auch in diesen Volksgeschichten selbst durchaus nicht als besonders klassisch gelten sollen und wollen, sondern oft eben leichtere Volkspoesie darstellen, bei der es schon im Original mit den strengen Gesetzen der klassischen Metrik und der höheren arabischen Schriftsprache nicht so ernst genommen wird. Indeß zeigen doch die meisten Gedichte hier eine gewisse Routine im Verseschmieden und auch eine Bekanntschaft mit Metrik und klassischer Sprache der Poesie, freilich untermischt mit Vulgärem. Ein besonderes Charakteristikum unserer Erzählung ist noch, daß wir im Gegensatz zu den mehr phantastischen indo-persischen Stoffen (?Märchen?), sowie den Sittenschilderungen arabischen Lebens in Bagdad und Cairo in der uns bisher bekannten 1001 Nacht, hier zum erstenmal eine sicher aus Syrien stammende Liebesgeschichte im Kreis der Erzählungen der arabischen Nächte vor uns haben. ISBN 9060235460