Beschreibung:

Ca. 200 S.; Illustr. (s/w); 22 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Ex.; Einband stw. berieben. - Aus der Afrika-Sammlung von Dr. H. J. Koloß / Völkerkunde-Museum Berlin; mit dessen geringfügigen Bleistift-Anstreichungen. - Der Ogboni-Bund ist eine religiöse Vereinigung im südwestlichen Nigeria. Der in Ijebu oshugbo genannte Ogboni-Bund spielt als bedeutende sozio-religiöse Institution eine wichtige Rolle in der traditionellen Gesellschaft der Yoruba. Als religiöse Einrichtung zelebriert er die als Ahnen, aber auch als Erdgeister verehrten Gründerväter und -mütter der lokalen Gesellschaften. In den meisten Fällen sind diese Gründervater die mythischen Vorfahren eines lokalen Königs - der Kult bezieht sich also weniger auf den Himmelsgott Odudua, den kosmischen Vorfahren aller legitimen Könige der Yoruba, sondern auf die lokalen Helden, die als Gründer der verschiedenen Gemeinden als Erdgeister immer noch über deren Gedeihen wachen. Das Wohlergehen der Gemeinschaft wird und wurde durch die Pflege der Tradition garantiert, die auf eine harmonische Kooperation der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen dringt, von Männern und Frauen, Alten und Jungen. Zum Ogboni-Bund gehören deshalb alle traditionellen Führer (Männer und teilweise auch Frauen), darunter auch die Würdenträger der lokalen religiösen Kulte, die Bezirkshäuptlinge, bedeutenden Hofbeamten und militärischen Führer. Laut Henry Drewal verläuft die Initiation in den Oshugbo-Bund in Ijebu in mehreren Stufen und gilt als abgeschlossen, wenn der Initiant eine iwekun genannte Zeremonie absolviert hat. Dabei wird ein Armband aus drei an einem Band (okun) befestigten Kauris gewaschen und dann am linken Handgelenk getragen. Die bedeutendsten Mitglieder des Oshugbo-Bundes sind sechs hohe Häuptlinge, die den verschiedenen Stadtvierteln vorstehen und über ihre Lineage-Zugehörigkeit mit den Gründern der Gemeinde verwandt sind. Die höchsten Funktionäre sind der Oluwo, der die Versammlungen einberuft und leitet, der Apena, der die Menschen zum iledi ruft, Opfer darbringt und die Ritualobjekte im Kulthaus schützt, sowie die Erelu oder Olupon ("Löffelhalterin"). Sie wird so genannt, weil sie mit einem großen Holzlöffel (upon) Nahrung verteilt. Den König selbst repräsentiert ein Würdenträger namens Olorin ("Besitzer des Metalls"), der in Ijebu vom Oshugbo-Bund gewählt wird. In Oyo wird der Alafin durch eine Würdenträgerin vom Hofe vertreten. ... (wiki) // INHALT : Einleitung ----- Kap. 1 Was ist der Ogboni-Geheimbund? ----- Kap. 2 Was ist ein edan? ----- Kap. 3 Wie wird der edan hergestellt? ----- Kap. 4 Wie wird der edan verwendet? ----- Kap. 5 Ritus und Kreativität ----- Kap. 6 Ideoplastik und Physioplastik ----- Kap. 7 Versuch einer Einteilung der edan-Bronzen. / ... Der Ogboni-Bund hat zwei Vorsteher. Es sind dies der Oluwo "Herr des Mysteriums" als geistlicher Führer und Oberpriester, und neben ihm der Apena, der der Wegbereiter, Sprecher und weltlicher Leiter ist. Glieder des Bundes sind die Alten und Weisen der Stadt. Alle hohen Beamten müssen kraft ihrer Stellung Mitglieder des Bundes werden, und so gerät der ganze Verwaltungsapparat von selbst in den Machtbereich des Ogboni-Bundes. Auch Frauen können Mitglieder sein. Jeden Morgen tritt der Verwaltungsrat im Haus des Basorun zusammen, wobei alle Beamten anwesend sein müssen. Alle 16 Tage finden allgemeine Versammlungen statt. Hier kann jedes Ogboni-Mitglied zu Worte kommen und frei heraus Stellung nehmen zu allem, was sich in der Stadt ereignet hat. Der König läßt sich dabei durch eine Frau vertreten, die ihn über die Besprechungen auf dem Laufenden hält. Offenbar kann der König ohne den Ogboni-Bund nicht auskommen. Nach Denis Williams (1964, p.152f.) ist der Ursprung des Ogboni-Bundes gleichzeitig mit oder sogar noch vor der Ife-Kultur anzusetzen, d.h. in das 10. oder 11. Jahrhundert. Die ältesten Bildnisse aus Bronze mögen vielleicht zwischen 1280 und 1640 angefertigt worden sein, in der sog. Primitiv-Periode. Die Form der edan-Paare, die nun allenthalben bekannt sind, dürfte der Reife-Periode entstammen, die D. Williams von 1640 bis 1830 ansetzt. Der Ogboni-Geheimbund besteht zwar noch immer, hat aber viel von seiner früheren Macht und seinem Ansehen verloren. ... (Seite 12)