Beschreibung:

352 S. ; m. Fotos, 22 cm, Leinen m. Schutzumschlag.

Bemerkung:

Guter Zustand. Mit Signatur des Verfassers. - Die Geschichte des deutschen Widerstands gegen Hitler handelt vom tragischen Scheitern des Versuchs, Deutschland und Europa vor dem Ausmaß der Katastrophe zu bewahren, das von dem bis zum bitteren Ende geführten Zweiten Weltkrieg ausging. Während im historischen Bewußtsein das unterlegene Prinzip im allgemeinen der Vergessenheit anheimfällt, scheint es sich bei der Opposition gegen den Nationalsozialismus umgekehrt zu verhalten. Sein historisch-politisches Vermächtnis mißt sich nicht an den Kategorien des äußeren Erfolges. Allein die Tatsache, dem Regime bis zum letzten widerstanden zu haben, selbst angesichts des offenkundigen Scheitems, sichert den Verschwörern des 20. Juli 1944 und den vielen, die an anderer Stelle und unter anderen Bedingungen gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben, unsere historische Erinnerung. Denn gerade in der Aussichtslosigkeit des Widerstehens, das sich als Akt zur Wahrung der eigenen Identität gegenüber dem Absinken in bloße Anpassung darstellt - sei es aus Furcht, aus Korruption, Besitztrieb oder Verblendung -, lag die Chance der »Wiederherstellung des Bildes des Menschen im Herzen unserer Mitbürger«, wie Helmuth James von Moltke das zentrale Anliegen des Kreisauer Kreises und der Widerstandsbewegung überhaupt in unvergeßlicher Präzision umschrieb. Der Blick des Historikers wendet sich von den äußeren Ereignissen, zu denen eine Reihe ergebnisloser Anläufe zur Durchführung eines Anschlags auf Hitler gehörte, den Motiven und Zielsetzungen der Akteure zu, dem sozialen Hintergrund, der sie prägte, den leitenden Ideen, die ihr Handeln bestimmten, den Interessenlagen, die den Entschluß zum Widerstand beeinflußten. Dabei geht es nicht darum, aus den vielfältigen und häufig auch gegensätzlichen politischen Anschauungen der Verschwörer eine politische Philosophie abzuleiten, die zur Rechtfertigung oder Abstützung gegenwärtiger Standpunkte dienen könnte. Die Geschichte des Widerstands ist kein Arsenal, aus dem interessenpolitische oder ideologische Positionen heutiger Kontrahenten bestätigt oder falsifiziert werden können. Das Studium der politischen Vorstellungswelt der Verschwörer zielt vielmehr darauf ab, die Bedingungen unter der nationalsozialistischen Herrschaft besser u verstehen. Denn wenn es je politische Alternativen zur Politik des Dritten Reichs gab, müssen sie im Denken und Handeln der Gegner des Systems sichtbar werden. Trotz der in den vergangenen vier Jahrzehnten betriebenen umfassenden Widerstandsforschung ist die politische Vorstellungswelt der Verschwörer und deren soziale Repräsentanz noch nicht hinreichend untersucht. Die programmatischen Erörterungen der beiden wichtigsten zivilen Widerstandsgruppen, des Goerdeler- und des Kreisauer Kreises, spiegeln nur einen Ausschnitt aus den Überlegungen, die das Handeln der Verschwörer beeinflußt haben. Zugleich bedarf es einer genaueren Erörterung der Frage, wann und unter welchen Bedingungen der Entschluß gefällt worden ist, den Weg des Hochverrats und des kompromißlosen Widerstands zu gehen. Die Antwort darauf fällt bei den Mitgliedern der Bewegung des 20. Juli 1944 unterschiedlich aus. Auch infolge der unter den Bedingungen der Diktatur beträchtlich eingeschränkten Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten war es nicht leicht, sich zu der Einsicht durchzuringen, daß es des vollständigen Umsturzes des Regimes bedurfte, um dessen verbrecherischen und selbstzerstörerischen Kurs zu beenden. Sieht man von den Kommunisten und Sozialisten ab, die nur von einem revolutionären Umbruch die Verwirklichung ihrer Ziele erwarten konnten, hofften die Vertreter des späteren nationalkonservativen Widerstands darauf, durch einschneidende innenpolitische Reformen und einen Wechsel in der Regierung den Amoklauf des Regimes anhalten zu können, ohne dessen außenpolitische Erfolge preisgeben zu müssen. Die schrittweise Lösung von dieser Illusion ist für den Weg des nationalkonservativen Widerstands charakteristisch, und sie hängt aufs engste mit der Entwicklung der militärischen Situation zusammen. (aus dem Geleitwort von Hans Mommsen) ISBN 9783886803736