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64 S.; Illustr. (s/w); 20,5 cm; fadengeh. Orig.-Pappband.
Bemerkung:
Gutes Ex. - Text: Wolfgang Rothe. - Die böse Linie - gibt es die überhaupt? Der Aufschrei letzter Gralshüter einer 'autonomen' Kunst ist dem Frager sicher, obwohl die Linie mehr als ein rein formales Ereignis sein, also Ausdrucksqualität besitzen soll. Ausdruck von was aber? Wenn Ausdruck mehr als nichtssagende Vokabel, eine pur formalistische, inhaltsferne Bestimmung vorstellt, kann nur eine psychisch aufgeladene Aussage des Linienschöpfers gemeint sein, der höchsteigenen Ausdruckszwängen gehorcht. Dann wäre die Linie dechiffrierbar, unterläge dem analytischen Blick des Außenstehenden. Auch der junge Horst Janssen, der gegen Ende der Fünfzigerjahre Radierserien wie "Nana" und "Mädchenzimmer", wenige Jahre später den Zyklus "L'Heure de Mylene" in Zinkblech ritzte und ätzte - eine skurril deformierte Fauna von Zweifüßlern, von spinnenbeinigen, lüsternen Mädchen, mit Fettbauch und monströs dimensioniertem Phallus ausgestatteten Kerlen, von ihrer Libido geplagt, eklige Kreaturen, ebenso aggressiv wie lächerlich. Ein höllisches Gelächter über die Häßlichkeit gellte dem Betrachter in die Ohren, boshaft, bisweilen gar bösartig, doch kein Höllengelächter - den Unterschied beachte man. Janssen versank nie ganz in die Abgründe seiner lebenslangen Zerfallsthematik, verlor sich nicht ins Königreich Vergänglichkeit und Tod, er balancierte das Vulgäre, Banale, Ekelerregende - wie mühsam immer - aus. Seine frühen Zeichnungen, die Radierungen und Lithographien - weniger die noch früheren Holzschnitte - sind provozierend bissig, sie haben - im Unterschied zum Spätwerk - 'Biß', doch da beißt gewiß nicht ein Molierescher Menschenfeind. Er verachtete oder haßte ja nicht jene Spezies widerlicher Zweifüßler, die er makaber auftreten und ihr Tänzchen vollführen ließ, als ein hoffnungsloser Pessimist, er liebte im Gegenteil eher seine Mitwelt (wenigstens einen Teil von ihr) und wollte von ihr wiedergeliebt werden, ja sein Liebebedürfnis, seine Abhängigkeit von ihrer Zuwendung waren nachgerade überwertig (wie rührende Berichte in dem Memoiren-"Strauß" "An und für ihn" vielfach bezeugen). ? (Wolfgang Rothe. Flüchtige Notizen zu einem Genie nebst einigen Erinnerungen an dasselbe; S. 56)