Beschreibung:

411 S. Originalleinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Zustand: Bleistiftstrich auf Vorsatz. Ansonsten im einwandfreien Zustand. - Inhalt: Von eher sprödem Reiz sind immer noch, trotz unseres Zuwachses an Einzelkenntnis und Epochendeutung während der letzten Jahrzehnte, die Pionier-Gestalten und die charakteristischen Texte aus der Frühzeit des Humanismus in Deutschland. Couragiert und verdienstvoll, aber zersplittert und mäßig originell, überdies rhetorisch ein wenig dick auftragend: Dieser Eindruck, bald einem einzelnen, bald einer Gruppe geltend, dominiert bei aller Sympathie, ja Verehrung ? seit in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts diese Periode als genuine Stufe der deutschen Bildungs-, Wissenschafts- und Literaturgeschichte wiederentdeckt wurde. Setzt man einstweilen die schon ein wenig obsolet gewordene Streitfrage beiseite, inwieweit die böhmischen Neuerungen um die Wende zum 15. Jahrhundert als der eigentliche Beginn des deutschen Humanismus gelten dürfen, so scheinen die weiter westlich angesiedelten Manifestationen um die Mitte des Jahrhunderts heterogen genug. Und oft kurzlebig und regional eng begrenzt. Unter den Mächtigen der Zeit ist die Zahl der die studia protegierenden Landesfürsten, bei Lichte besehen, vorerst recht bescheiden: Mechthild von Rottenburg (Erzherzogin von Österreich, geborene Pfalz-gräfin bei Rhein), ihre Freundin Eleonore von Österreich (Gattin Herzog Sigismunds, des Freundes von Enea Silvio), Friedrich von der Pfalz (Kurfürst, Pfalzgraf bei Rhein) sind schon die wichtigsten. Beziehungen zur burgundischen und zur Wiener Tradition sind ebenso bezeichnend wie ?Zufälle? der Verwandtschaft und der Freundschaft. An Universitäten gelingen, unter landesherrlichem Schutz, humanistische ?Durchbrüche? nur hier und da, wie in Heidelberg, Freiburg, Erfurt, Basel, Wien, und auch dort - wie in Krakau - oft nur mit erheblichen Rückschlägen. Die Perspektive des Humanismus-Historikers bedarf immer wieder, besonders für diese Frühphase, der Erinnerung an das oft Episodische oder zunächst Marginale.5 Humanistengestalten, die eher für Kontinuität und breitere Wirkung zu stehen scheinen, wie Albrecht von Eyb, Niclas von Wyle oder Heinrich Stein-höwel, konzentrieren ihre Tätigkeit gerade nicht auf die Universitäten, sondern suchen charakteristischerweise ihren Rückhalt eher direkt an einem Hof oder in städtischen Diensten. Ihr Name jedoch ist in der Rückschau zuallererst verbunden mit: Übersetzungen. Und dies führt aus dem engeren, dem streng der iin-gua eruditorum verpflichteten Bezirk ostentativ hinaus. Wie immer dieses (erweiterungs- und detaillierungsbedürftige) Erscheinungsbild des Frühhumanismus6 geschichtlich zu begründen sein mag: Gemessen an der nächsten und vor allem der übernächsten Generation, die als Hochhumanismus zu bezeichnen sich eingeführt hat, drängen sich schon in den Augen der Wiederentdecker und Neubewerter aus dem 19. Jahrhundert die Defizite auf. Es fehlen die großen, faszinierenden Gestalten vom Range eines Reuchlin, Brant, Celtis, Erasmus oder Hutten. Es fehlt ein strahlender Patron wie Maximilian, um den sich nicht nur idealiter ? und eifrig miteinander konkurrierend ? die verschiedenartigsten Temperamente auch nationalbewußt sammeln konnten. Und es fehlen, in der neu errungenen latinitas, präsentierbare und exemplarisch orientierunggebende Werke nach Art des Henno Reuchlins, des (von Locher ins Lateinische übertragenen) Narrenschiffi von Brant, der Amores von Celtis oder der Facetiae Bebels. So betrachtet, scheint um die Jahrhundertmitte der universitäre Humanismus, wo überhaupt er sich regt, noch ganz im Zeichen des Sichvortastens, des Anspruchs, der Gesinnung. Wenn ein Moment der Frühe, des heroischen Beginns als Attraktion in Frage kommt, so Eine umfassende neuere Untersuchung - neben manchen Einzelstudien - fehlt bisher zu diesem Gebiet, im Gegensatz etwa zu den italienischen Höfen. Hierzu Notker Hammerstein: Humanismus und Universitäten, in: Die Rezeption der Antike. Zum Problem der Kontinuität zwischen Mittelalter und Renaissance. Hrsg. v. August Buck. Hamburg 1981, S. 23-39. Die wichtigsten geschichtlichen Bereiche und die Hauptpositionen der Forschung bei Bernstein. Ausführliche Darstellung der offiziösen DDR-Position bei Winfried Tril-litzsch: Der deutsche Renaissance-Humanismus. Leipzig 1981, S. 7-110. ISBN 9783484107540