Beschreibung:

72 S. Originalbroschur.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Bleistiftanmerkung auf vorderem Buchdeckel und Schmutztitel, Rücken etwas beschädigt, Rand des Einbands angefranst, Schnitt uneben, altersbedingte Anschmutzungen auf den Seiten, vereinzelt Anstreichungen im Text, sonst gut. - In der Reihe derjenigen Epochen der Weltgeschichte, deren Bedeutung nicht durch enge Grenzen des Raumes und der Zeit beschränkt ist, deren Einfluß vielmehr als ein nachhaltiger, auf alle Kulturvölker bis in ferne Zeiten dauernd wirksamer gelten darf, nimmt das 18. Jahrhundert unstreitig einen hervorragenden Platz ein. Wie man fortdauernd vom perikleischen Zeitalter als der für die Folgezeit einflußreichen Blüteepoche attischer Kunst und Dichtung spricht, wie die an den Namen des großen Alexander anknüpfende Periode als die folgenreiche Epoche der nahen Berührung und gegenseitigen Durchdringung griechischer Bildung und Philosophie mit der Kultur der großen Völker des Orients gilt und stets gelten wird; ebenso wie man in dem Reformationszeitalter, wegen des in ihm vollzogenen Bruches mit der römischkirchlichen Tradition, einen tief einschneidenden Wendepunkt der Weltgeschichte erblickt, eine Epoche der beginnenden Befreiung des Menschengeistes in Glauben und Denken, ebenso darf das 18. Jahrhundert den ehrenvollen Namen des Zeitalters der Humanität und der Aufklärung für sich in Anspruch nehmen, das umbildend und neugestaltend auf das moderne Völkerleben und auf die geistige und sittliche Entwicklung der Menschheit eingewirkt hat. Hat das seinem Ende zusteuernde 18. Jahrhundert durch die große Staatsumwälzung in Frankreich, in welcher Kant, ebenso wie in dem ihr vorangegangenen Nordamerikanischen Freiheitskriege, den Beweis für einen in der Weltgeschichte statthabenden Fortschritt erblickt, auf dem Gebiete des politischen und religiösen Lebens den Befreiungsakt von despotischer Willkür, kirchlichem Glaubensdruck und ständischer Vorherrschaft erfolgreich eingeleitet und zur Begründung konstitutioneller Staats- und Regierungsformen auch in anderen Kulturländern des kontinentalen Europa den ersten mächtigen Anstoß gegeben; hat diese gewaltige Staatsumwälzung durch Verkündung der Menschenrechte für das politische Leben der Völker sowohl wie für die Verselbständigung der individuellen Persönlichkeit des Menschen im religiösen Glauben und Denken eine nachhaltig wirksame befreiende Tat vollbracht, so war diese befreiende Tat in Leben und Denken durch eine große Reihe von Denkern theoretisch vorbereitet worden, die im Hinblick auf die praktische Gestalt, die ihre Gedanken angenommen haben, in der Bekämpfung des Gemeinspruchs: ?Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis,? Kant unbedingt zustimmen würden (Abhandlung Kants, Berlinische Monatsschrift, Septbr. 1793).