Beschreibung:

VIII., 552 Seiten. Originalleinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - altersgemäß sehr guter Zustand - EINLEITUNG -- Homer ist das Problem der Probleme. Mehr als hundert Jahre sind verflossen, seit Wolf seine Prolegomena schrieb, und noch will der Streit, den sie angeregt haben, kein Ende nehmen. Nicht einmal die Nebenfrage, von der Wolf ausgegangen war, ist entschieden, in welchem Verhältnis die homerische Poesie zur Schrift stehe oder, wie wir heute die Aufgabe stellen müssen, wann Ilias und Odyssee zuerst aufgeschrieben worden seien. Wenn wir aber weiter wissen wollen, ob denn nun die großen Epen die Schöpfung eines - einzigen oder das Werk vieler sind, so drängt sich uns vollends eine Menge widerstreitender Antworten entgegen, von denen jede einzelne dadurch nicht viel an Zuverlässigkeit gewinnt, daß sie von ihrem Vertreter mit Zuversicht vorgetragen wird. Der Gelehrte strikter Observanz pflegt auf jeden herabzulächeln, der über Homer mitspricht und nicht erkennen läßt, daß ihm Voraussetzungen und Formeln der kritischen Analyse geläufig sind; die große Zahl aber der gebildeten Verehrer des Dichters, und unter ihnen doch auch mancher philologisch gebildete, läßt sich den Glauben an den einen schöpferischen Genius, Homer, nicht ausreden. Seitdem gar ein Forscher wie Erwin Rohde diese Partei durch das Gewicht seiner Stimme verstärkt hat, ist weniger als je zu erwarten, daß sie bald nachgeben werde. Dabei steht für den, der sich eine feste Meinung bilden möchte, die Sache jetzt nicht mehr so einfach wie vor fünfzig Jahren, wo noch die Schlagworte »Einheitshirte« und »Liederjäger« ihren Sinn hatten. Auch wer in der Schärfe auflösender Kritik an Lachmann sich anschließt und vielleicht über ihn hinausgeht, bemüht sich doch, was der Stifter der Schule nicht getan hatte, daneben der unverkennbaren Einheit im Epos zu ihrem Rechte zu verhelfen, die Frage zu beantworten, wie und wo und wann der durchgehende Plan entstanden sei, der trotz aller Widersprüche die Handlung zusammenhält.