Preis:
69.00 EUR (kostenfreier Versand)
Preis inkl. Versand:
69.00 EUR
Alle Preisangaben inkl. USt
Verkauf durch:
Fundus-Online GbR
Daniel Borkert/Gilbert Schwarz/Urban Zerfaß
Kurfürstenstr. 14
10785 Berlin
DE
Zahlungsarten:
Rückgabemöglichkeit:
Ja (Weitere Details)
Versand:
Büchersendung / ab 60 Euro frei!
Lieferzeit:
1 - 3 Werktage
Beschreibung:
120 S. : zahlr. Ill. (farb.) ; 31 cm; fadengeh., farb. illustr. Orig.-Pappband.
Bemerkung:
Gutes Exemplar; Einband stw. etwas berieben. - Aus der Afrika-Bibliothek von Dr. H. J. Koloß / Völkerkunde-Museum Berlin; Titelblatt mit Widmung für H. J. Koloß von Klaus und Angela Paysan; SIGNIERT. - ... Für Tausende von Dörfern ist nach wie vor der Zugang zur modernen Welt "da draußen" schnell beschrieben: Er heißt Plastikeimer, Transistorradio und Flaschenbier. Nicht anders als vor Jahrzehnten streiten sich traditioneller Medizinmann und konservativer Missionar um das Seelenheil der Dörfler. Und noch lange wird der karge Acker weiter mit Hacke und Buschmesser bearbeitet, werden die Feste von Stamm und Familie die einzigen Höhepunkte von Millionen einfacher Leben bleiben. Trotzdem kennzeichnet dieses Buch einen Abschied. Manches von dem, was der Fotograf Klaus Paysan auf dem Farbfilm festgehalten hat, existiert nicht mehr; vieles wird in absehbarer Zeit für immer verschwunden sein. Denn wenn Afrika überleben will, wenn es den Platz einnehmen will, der ihm weltweit nach Größe und Reichtum zusteht, muß es die traditionale Gesellschaft sterben lassen. Auf einer der folgenden Seiten steht bereits das Prinzip, dem dieser Prozeß folgt: "Sterben auf kleiner Flamme". Mit dem tiefgreifenden Wandel, den Afrika in dieser und vielleicht noch der kommenden Generation durchmacht, stehen auch unsere Vorstellungen von diesem Teil der Welt zur Revision an. Und manche davon stammen immer noch aus der Klamottenkiste des Kolonialismus und der vorkolonialen Zeit. Mit diesen Vorstellungen ziehen wir nach wie vor über den faulen Schwarzen her, der zu keiner systematischen Arbeit fähig sei. Mit ihnen belächeln wir tiefe Frömmigkeit und klärendes Palaver. Und besorgt heben wir die Augenbraue, wenn wir erfahren, wieviel Regierungsgelder für Straßen, Fernsehsender und Panzer vorgesehen sind. Von der Korruption ganz zu schweigen. Für den Afrikaner selbst ist die Großstadt zum Symbol des Wandels geworden - im guten wie im bösen. Von ihr ist in diesem Buch wenig zu sehen, aber vieles zu lesen. Kairo und Casablanca, Kinshasa und Lagos heißen die Moloche, die das alte Afrika längst verschlungen haben. Dort wird studiert, publiziert und regiert, herrschen Ar-beitslosigkeit, Alkoholismus und Psychose wie bei uns. Zwar ist der Prozentsatz der Luxuskarossen und Schrottvehikel höher, aber das schert die Verkehrstoten nicht mehr. Zwar verhilft kein Parteibuch zum Einstieg in die Filzokratie, aber zum richtigen Stamm muß man gehören, wenn man den ganz großen deal machen will. Zwar leitet ein Afrikaner die chirurgische Station, aber die gespritzten Antibiotica hat der Krankenhausträger gegen teure Devisen in Europa gekauft. Viele Afrikaner hassen die Großstadt ebenso wie den Europäer, der sie geschaffen hat. Aber es ist ein verzweifelter Haß, denn von beiden kommen sie nicht mehr los: nicht von der Stadt und vom Europäer auch nicht. Alles Nachdenken über die Möglichkeiten, eine neue eigene afrikanische kulturelle Identität zu gewinnen, die vielleicht anders verwaltet, wohnt, verkehrt und Freizeit verbringt, hat die grausame Urbanisierung Afrikas nicht eine Sekunde aufhalten können. Und alle ideologischen und politischen Konzepte selbstkritischer Afrikaner, mit denen sie europäischen Einfluß verdrängen, sich von Europa gar abkoppeln wollten, haben nicht verhindert, daß Afrikas Stadtbevölkerung weithin zu "schwarzen Europäern" geworden ist. Ihre Herzen mögen wir vielleicht nicht erobert haben, aber in ihren Köpfen sitzen wir fest - mit jeder mathematischen Formel und jedem "Ite missa est", beim Zündkerzenwechsel und beim Schlucken der Antibabypille, in den Hörsälen der Universitäten und den Whiskyflaschen der Nachtlokale. Ein paar Wimpernschläge solcher Realität sind in diesem Buch zusammengestellt worden: Fotos, Tabellen, Stichwörter, Meditationen, Szenen, Gedichte. So ist ein Buch zum Durchblättern entstanden, zum Nachschauen, zum Festlesen. Aber keine systematische Einführung in die Gegenwart Afrikas, wie man es mit Fug von einem "echten" Sachbuch erwartet. Afrika entzieht sich weithin einer solchen sachlichen Darstellung. - (Jochen R. Klicker im Vorwort) ISBN 9783872941619 Altersfreigabe FSK ab 70 Jahre