Beschreibung:

XV, 232 S. 8°, OLn. Neue Bearbeitung. Der Lassalle-Nachfolger im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), Bernhard Becker (1826-1882), erarbeitete ein Manuskript für die Neuherausgabe seines Titels 'Enthüllungen über das tragische Lebensende Ferdinand Lassalle's auf Grund authentischer Belege dargestellt', der 1868 bei Hübscher, Schleiz erschien. Um diesen Titel bzw. den Werdegang Beckers gab es eine zeitgenössische Kontroverse, da Becker zum einen vorgehalten wurde, Lassalles Ansehen mit diesem 'Enthüllungsbuch' zu einer Beziehungsschmonzette herabzusenken und zum anderen, weil sich Becker u.a. durch seine 'Schmähschrift' zur Pariser Kommune (1879) und seine Artikel im ?agrarisch reaktionären 'Deutschen Tageblatt'? (Eduard Bernstein) ins politische Aus manövriert hätte. In der Einleitung schreiben die Verleger und Herausgeber zur Motivation der Veröffentlichung des neu bearbeiteten Manuskripts, welches Becker Ende 1881 kurz vor seiner Selbsttötung fertigstellte, folgendes: 'Wir können es nicht billigen, daß Lassalles Schwächen benutzt werden, um ihn mäkelnd zu verkleinern. Doch die Wahrheit darf der Welt nicht vorenthalten werden. Sie mindert nicht die Verehrung, sie zerstört nur den Götzendienst.' In einer Rezension nimmt Bernstein zur ?Entstehungsgeschichte? dieses Becker-Buchs über Lassalle Stellung, um den Hintergrund aus seiner Sicht aufzuhellen. Er schreibt: 'Sie (die Entstehungsgeschichte, Anm.) ist die Frucht eines Vertrauensbruches. Lassalle's langjährige Freundin, die Gräfin Hatzfeld, hatte Becker die auf Lassalle's Ende bezüglichen Dokumente zur Abfassung einer Gedenkschrift übergeben. Ehe es zur Fertigstellung derselben kommt, überwirft sich Becker mit der Gräfin, und nun kopiert er schnell die Dokumente und giebt sie, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet, auf eigene Faust heraus, versetzt mit einem Kommentar, der zum größten Theil aus den giftigen Angriffen gegen diejenigen Sozialisten besteht, die sich auf die eine oder die andere Weise seinen Haß zugezogen. Am ärgsten geht es aber über die Gräfin Hatzfeld her (...) Auf diese Weise wurde das Buch zum gemeinen Pasquill. Aber da die Dokumente, die es enthielt und deren Echtheit unbestritten blieb, für die Beurtheilung Lassalle's von großer Wichtigkeit sind, so behielt es als Informationsschrift immerhin einen gewissen Werth.' (in: Die neue Zeit: Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. - 10.1891-92, 2. Bd.(1892), H. 34, S. 230 - 234). Becker trifft zumindest einleitend im ersten Kapitel eine wohlwollende Charakterisierung Lassalles: ?Lassalle war von jener Nothwendigkeit des Schicksals, die manche mit dem Namen Zufall, Andere mit dem Ausdruck Vorsehung bezeichnen, zum revolutionären Diktator herangebildet worden. In seinem Charakter, insoweit derselbe unter dem politischen Gesichtspunkte in Betracht kommt, trug er das unverkennbare Gepräge revolutionärer Weihe. Sein Denken, sein Dichten und Trachten, seine ganze Weltanschauung war revolutionär.' - Rücken bestoßen, Gelenk am hinteren Deckel gebrochen, Vorwort mit wenigen Anstreichungen.