Beschreibung:

108 S. Originalbroschur.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) / From the library of Prof. Wolfgang Haase, long-time editor of ANRW and the International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Zustand: Klaffender, beschmutzter Einband. Vergilbte Seitenränder. Ansonsten im sehr guten Zustand. Beiliegend ein Korrigenda-Zettel. / Condition: Gappy, soiled binding. Yellowed page edges. Otherwise in very good condition. Enclosed is a corrigenda slip. - Inhalt: Eine neuerliche Untersuchung der Anfänge des Zweiten Punischen Krieges bedarf - wie wenige Themen sonst - der Rechtfertigung: Die welthistorische Bedeutung des Ereignisses steht außer Zweifel, doch scheint ihr durch eine dem Rang des Gegenstandes angemessene Fülle eindringlicher Studien hinreichend Genüge getan zu sein. Das Schrifttum ist kaum mehr überschaubar, aber was auch immer man davon sichtet, stimmt in einem doch offensichtlich überein: in dem Bemühen, auf irgendeine Weise Hasdrubals Ebrovertrag und die Einnahme Sagunts durch Hannibal in Verbindung zu bringen und den zweiten zwischen Rom und Karthago geführten Krieg als die unvermeidliche Konsequenz der Aktionen Hannibals in Spanien zu erklären. Dieser grundsätzliche Konsens spiegelt die polybianische Sicht des Zweiten Punischen Krieges wider und markiert zugleich die Schranken, innerhalb derer sich, sonstiger Unterschiede ungeachtet, die Rekonstruktion des Geschehenen halten wird, solange Polybios als geradezu wesensverschieden gegen die spätere Historiographie abgegrenzt und daher von jener radikalen Kritik ausgenommen wird, die der Annalistik gegenüber als fraglos angebracht gilt. War schon die relativ frühe Entstehungszeit des polybianischen Geschichtswerkes dem Vertrauen in seine Glaubwürdigkeit durchaus zuträglich, so wurde dieses durch den Blick auf die intellektuelle Kraft des Geschichtsdenkers Polybios nur bestärkt. Daß historische Tatsachen freilich eher dem reflektierenden Geschichtsdeuter im Wege sind als dem nur konstatierenden Geschichtsschreiber, wurde allzu häufig übersehen. Zwischen Hannibal und dem Werk des Polybios liegt eine Zeitspanne von mehr als zwei Generationen. Das Wissen um die Geschichte des Zweiten Punischen Krieges verdankte Polybios ebenso wie seine Zeitgenossen allein noch einer schriftlichen Tradition, aus der sich, vom möglichen Einspruch der Augenzeugen unbehelligt, durch Verwertung oder Verwerfung einzelner Komponenten ein neues Bild der Ereignisse und ihrer Hintergründe zeichnen ließ. Daß die nachpolybianische Annalistik mit der Verformung der vorgefundenen Überlieferung das Ziel verfolgte, die römische Rechtsposition hinsichtlich der Kriegserklärung an Karthago durch fiktive Angaben über die damalige Vertragslage zu beschönigen, ist längst erkannt. Indes ist nicht oder jedenfalls nicht mit der nötigen Entschiedenheit die Frage erhoben worden, wodurch die annalistischen Erfindungen hervorgerufen wurden und in welchem Maße bereits Polybios retuschierend oder verfälschend in die Überlieferung der für den Kriegsausbruch maßgebenden Vertragssituation eingegriffen hat. / Content: A renewed study of the beginnings of the Second Punic War needs - like few other topics - justification: The world-historical importance of the event is beyond doubt, but it seems to have been sufficiently satisfied by a wealth of penetrating studies commensurate with the rank of the subject. The literature is hardly manageable any more, but whatever one sifts from it, there is an obvious consensus on one thing: the effort to connect in some way Hasdrubal's Ebro treaty and Hannibal's capture of Sagunt and to explain the second war fought between Rome and Carthage as the inevitable consequence of Hannibal's actions in Spain.This fundamental consensus reflects the Polybian view of the Second Punic War and at the same time marks the boundaries within which, regardless of other differences, the reconstruction of what happened will remain, as long as Polybios is demarcated as almost essentially different from later historiography and therefore exempt from the radical criticism that is considered unquestionably appropriate to annalistics. If the relatively early time of origin of the Polybian historical work was already quite conducive to confidence in its credibility, this was only strengthened by the view of the intellectual power of the historical thinker Polybios. The fact that historical facts are rather in the way of the reflecting historical interpreter than of the merely stating historian was too often overlooked. Between Hannibal and the work of Polybios lies a time span of more than two generations. The knowledge about the history of the Second Punic War owed Polybios as well as his contemporaries only to a written tradition, from which, untroubled by the possible objection of the eyewitnesses, a new picture of the events and their background could be drawn by utilizing or rejecting individual components. It has long been recognized that the post-Polybian annalistics, by deforming the existing tradition, pursued the goal of embellishing the Roman legal position with regard to the declaration of war on Carthage by fictitious statements about the contractual situation at that time. However, the question has not been raised, or at least not with the necessary determination, what caused the annalistic inventions and to what extent Polybios already intervened in a retouching or falsifying manner in the tradition of the contractual situation decisive for the outbreak of war.