Beschreibung:

153 S. Originalhalbleinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Stempel des Staatsgymnasiums auf Einbandvorderseite. Kurze, zusätzliche Vermerke über und unter dem Stempel. Stark vergilbter Einband. Ansonsten atersbedingt im sehr guten Zustand. - Inhalt: Prolog: Das Haus der Piaristen. Von Prof. Dr. Wilhelm Jerusalem; Die Gründung des Collegiums und des Gymnasiums der Piaristen in Wien. Von Director Pius Knöll; Die U. von Wilamowitz-Moellendorff?sche Theorie des Übersetzens in ihrer Anwendung auf die Praxis der Schule. Von Prof. Dr. Julius Keyzlar; Zur griechischen Schulgrammatik. Von Prof. Dr. Florian Weigel; Zum Kranz des Philippos. Von Prof. R. Weißhäupl; Zu Grillparzers ?Weh dem, der lügt?. Von Prof. Rudolf Scheich; Das untere Pielachthal, ein Beispiel eines epigenetischen Durchbruchthales. Von Prof. Dr. Roman Hödl; Über den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse von der Figur der Erde, von Dr. Norbert Herz; Über merkwürdige Punkte und Gerade, welche einem Dreiecke und dem ihm umgeschriebenen, beziehungsweise eingeschriebenen Kegelschnitte zugeordnet sind. Von Prof. Heinrich von Jettmar. Über die Function und den systematischen Wert der. Pycnoconidien der Flechten. Von Prof. Dr. J. Steiner Eine zusammenhängende Darstellung der Schwierigkeiten und Hindernisse, die dem Piaristenorden bei seinem Streben, sich in Wien niederzulassen, entgegentraten, scheint mir nicht nur zur Erklärung der damaligen Zeitverhältnisse interessant, sondern auch deshalb, weil die topographischen Verhältnisse Wiens dadurch vielfach illustriert werden. Ich glaube daher, dass sie Theilnahme und Interesse auch nach der trefflichen Behandlung des Gegenstandes durch den hochwürdigen Provincial P. Anton Brendler *) finden werde. Ich schicke voraus, dass dieser' Darstellung die Hausgeschichte des Ordens aus dieser Zeit zugrunde liegt, der die lateinischen Citate ohne Quellenangabe durchwegs entnommen sind. Die Möglichkeit der Benützung derselben danke ich der Güte Sr. Hochwürden des Rectors des hiesigen Collegiums P. Michael Hersan. Das auf religiösem Gebiete so bewegte 16. Jahrhundert war in der katholischen Welt die Zeit der Gründung der geistlichen Ordensverbindungen gewesen, die sich den Unterricht und die Erziehung der Jugend als Lebensziel gesetzt hatten. Denn die rapide Ausbreitung der Lehre Luthers, ihr schnelles Eindringen in die österreichischen Erblande des Kaisers hatte naturgemäß die entgegengesetzte Strömung der Gegenreformation hervorgerufen und zur schnellen Verbreitung dieser Orden das Ihrige beigetragen. Im Jahre 1534 war von dem Spanier Ignaz von Loyola der Jesuitenorden gestiftet worden, der sich den höheren Unterricht zur Lebensaufgabe machte; im Ausgangsjahre desselben Jahrhunderts, im Jahre 1600, hatte Josef von Calasanza, gleichfalls aus Spanien stammend, den Entschluss zur Gründung einer Ordensgenossenschaft gefasst, die sich im Gegensätze zum Jesuitenorden und gewissermaßen zur Ergänzung desselben dem Unterricht der verwahrlosten, armen Jugend zunächst in der Stadt Rom widmete. Um ihn sammelte sich bald eine Zahl gleichstrebender Männer, und in den Jahren 1620 und 1622 wurde von ihnen der Orden der frommen Schulen (marum scholarum) se^ründet. Im Gegensätze zu dem Jesuitenorden hatten sich die Piaristen hauptsächlich die Pflege des Anfangsunterrichtes, das Lesen, Schreiben und Rechnen, zur Hauptaufgabe ihres Wirkens gemacht. Auch in anderer Hinsicht standen sie zu diesem Orden in schroffem Gegensätze: während nämlich der Jesuitenorden bald über reiche Mittel zur Verwirklichung seiner Ziele verfügte, war der Orden Josefs von Calasanza als armer Orden gegründet worden, der bloß vom Almosen lebte, und in Italien sowohl wie in Spanien ist er Mendicantenorden geblieben. In den deutschen Ländern ist jedoch der Orden niemals, wie es scheint, Bettelorden gewesen ?), sondern die Sorge für die leiblichen Bedürfnisse seiner Mitglieder (victus et amictus) übernahmen die reichen Adeligen und Kirchenfürsten, von denen sie herbeigerufen wurden. Diese Bemerkung ist zum Verständnis des Folgenden wichtig und nothwendig. Zugleich damit trat auch in Deutschland betreffs der Stufe des Unterrichtes eine Änderung ein; denn ihre Thätig-keit richtete sich liier nicht mehr ausschließlich auf den Anfangsunterricht, auf das Gebiet der jetzigen Volksschule, obwohl sie auch diesen keineswegs vernachlässigten, sondern sie gründeten hier überall, wo sie sich niederließen, auch Lateinschulen, griffen also in ein Gebiet über, das die Jesuiten bis dahin als ihr ausschließliches Monopol angesehen hatten. Hiedurch erklärt es sich, dass es zwischen den beiden Orden in Städten, wo beide zusammentrafen, zu Conflicten kommen musste.