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347 S.
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Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT) - Im sehr guten Zustand. - Inhalt: Die griechische Paideia orientiert sich in großem Maß und in vielen Hinsichten an der Techne. Dieser für das Verständnis der Paideia grundlegende Umstand ist in der bisherigen Forschung zu Xenophons Kyrupädie und Isokrates? Schriften entweder gar nicht oder zu wenig berücksichtigt worden. Aufgabe dieser Arbeit soll es daher sein, das Teche-Konzept in Xenophons Kyrupädie und Isokrates? Reden und Briefen in allen wesentlichen Punkten nachzuweisen und aufzuzeigen, daß beide Autoren die Teche als Paradigma für das ethische Verhalten des Menschen verwenden und sich in Fragen der Erziehung des Menschen zu ethisch richtigem Handeln an Kategorien orientieren, welche dem Bereich der Teche angehören. Der Begriff Teche bezeichnet wie das deutsche Wort "Kunst" ein Können und schließt ein Wissen mit ein, das auf die praktische Herstellung gerichtet ist . Mit Teche wird zunächst - entsprechend der indogermanischen Wortwurzel, die "Holz bearbeiten", "zimmern" bedeutet hat - die Fähigkeit der Holzbearbei-tung bezeichnet, dann auch die der Metallbearbeitung , wie das Homerische Epos zeigA Aus dieser Grundbedeutung des Wortes Teche haben sich die verschiedenen Bedeutungen entwickelt, die das Wort im Griechischen besitzt: Teche bezeichnet jedes beliebige herstellende Handwerk und Gewerbe^. Neben diesen positiven Bedeutungen begegnet schon bei Homer und Hesiod die übertragene Bedeutung im Sinne von "Fähigkeit, Listen zu spinnen und Ränke zu schmieden", die zur Bedeutung "List, Trick, Machenschaft, Intrige" führt'?. Der Begriff Teche im Sinne von "Fähigkeit in einem Handwerk" war in der griechischen Antike sehr weit gefaßt: Er umfaßte einerseits Handwerke wie die Kunst des Steinmetzen, Töpfers, Schuhmachers, Schmieds und Zimmermanns, andererseits aber auch die Heilkunst, die Strategen- und Kriegskunst, die Navigationskunst, die Kunst der Staatsführung, die Rhetorik sowie die Musik, Dichtkunst und Bildhauerei; schließlich zählte auch die Landwirtschaft zu den Techa. Der Begriff Teche reichte somit vom klassischen Handwerk über das Kunsthandwerk und die Künste bis hin zu solchen Tätigkeitsbereichen, die wir nach heutigem Verständnis eher dem Bereich der Wissenschaften (Heilkunst und -künde: Medizin, Kunst der Staatsführung: Politologie) zuordnen . Allen diesen unterschiedlichen Techae liegt ein und dasselbe Teche-Konzept zugrunde. Reflexionen über die Teche und ihre Methode sind aus zwei unterschiedlichen Gründen nur in geringem Umfang erhalten. Ein eher äußerer Grund ist der Umstand, daß die Schriften der Sophisten, welche die wichtigste Quelle zum rex^-Verständnis des 5. Jahrhunderts darstellen, bis auf wenige Reste verloren gegangen sind oder nur in der Sekundärüberlieferung greifbar sind. Veranlaßt durch die Frage nach der besten Paideia, die sich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts stellte, haben sich gerade die Sophisten intensiv mit dem Phänomen Teche auseinandergesetzt. Der eigentliche Grund für das Fehlen von Reflexionen über die Teche und ihre Methode ist jedoch das Selbstbewußtsein und Selbstverständnis ihrer Vertreter. Die Teche entzieht sich von ihrem aristokratischen Grundkonzept her einer genauen, schriftlichen Fixierung ihres Vorgehens in Form von Regeln und methodischen Vorschriften. Daher ist die Teche des 5. und 4. Jahrhunderts jeglichen Versuchen einer wissenschaftlich genauen Systematisierung und Kodifizierung gegenüber nicht nur ablehnend, sondern geradezu feindlich eingestellt. Eine Ausnahme stellt freilich dieTeche dar. Da die Heilkunst sich andauernd gegen den Vorwurf der Kurpfuscherei und Quacksalberei zu wehren hatte11 und zugleich gezwungen war, sich gegen eine konkurrierende Form der Teche zu behaupten, waren die Ärzte besonders darum bemüht klarzustellen, was unter der Teche zu verstehen ist und worin sie besteht. Vor allem in der Schrift fießt Teche, die im Corpus Hippocraticum überliefert ist, aber auch in den anderen für diese Untersuchung herangezogenen Hippokratischen Schriften^ und auch sonst wird die Teche methodisch reflektiert. Diese Reflexion hat es der Forschung ermöglicht, ein recht genaues Bild vom Teche-Konzept und -Verständnis zu entwerfen, wie es im späten 5. und frühen 4. Jahrhundert v. Chr. in der griechischen Medizin vorherrschend war. Auf der Grundlage der bisherigen Forschungsergebnisse im Bereich der Teche können bestimmte für die Teche charakteristische Kategorien nachgewiesen werden. Diese Kategorien der Teche, die sich in Ansätzen bereits in der sophistischen und sophistisch beeinflußten Literatur des 5. Jahrhunderts aufzeigen lassen und in der Reflexion der Chorlyriker über die Dichtkunst eine genaue Parallele finden, stimmen grundsätzlich mit denjenigen überein, welche von BURFORD für die in modernem Sinne handwerklichen Teche wie die Teche des Töpfers, Steinmetzen, Schuhmachers oder Zimmermanns aufgestellt worden sind. Die genannten Hippokratischen Schriften bilden daher - ergänzt um die Parallelen aus der Literatur des 5. Jahrhunderts und aus den Chorlyrikern - für die Untersuchung des Teche-Charakters der Xenophontischen Kyrupädie und der Isokrateischen Schriften eine hinreichende Basis. Die im folgenden zu untersuchende Paideia, die in vielerlei Hinsicht am «x^-Konzept orientiert ist, gehört gesellschaftlich in den Bereich der aristokratisch-oligarchischen Oberschicht der klassischen Paideia, welche die traditionellkonservativen Wertvorstellungen vertrat. Wesentlich für das im weiteren Sinne aristokratische pa?de?a-Konzept ist das paradigmatische Lernen durch engen Umgang mit solchen Leuten, die bereits als gut betrachtet wurden. Dieses aristokratische pa?de?a-Konzept wurde schon früh in Frage gestellt und mußte sich gegen konkurrierende Vorstellungen behaupten, wie bei Theognis deutlich wird. Der konservative Dichter sieht die Konzeption des paradigmatischen Lernens durch Umgang mit Vorbildern bedroht und verteidigt sie gegen neu aufgekommene Vorstellungen, die infolge gesellschaftlicher Umwälzungen von der vormaligen Unterschicht der Paideia vertreten wurden, als diese nach immer größerer Macht strebte. Aber auch von anderer Seite war das traditionelle, aristokratisch geprägte Teche Angriffen ausgesetzt. Infolge des Prinzipiendenkens, das sich bereits bei Hesiod andeutet und von Heraklit als erstem formuliert worden ist^, wurde Lernen als rein rationales Erfassen bestimmter absolut gesetzter Prinzipien verstanden, von denen das Verhalten und Handeln im Einzelfall genau abzuleiten sei. Bei vielen anderen griechischen Erziehern ist eine Vermischung beider Taiöeia-Konzeptionen, des paradigmatischen Lernens und des rationalen Lernens von absolut gültigen Prinzipien, zu beobachten, so z. B. bei Pindar. Bei Xenophon und Isokrates hingegen, zwei relativ späten Erziehern, liegt das traditionellkonservative rraiöeia-Konzept, das auf paradigmatischem Lernen durch Umgang mit "bereits Guten" basiert, in bemerkenswerter Reinheit und Klarheit vor und wird mit Hilfe der Parallele zur Techne erläutert. Der spätere Kanon dieser bei Xenophon und Isokrates zum Ausdruck kommenden urgriechischen Sicht von der Werthaftigkeit des Menschen, die über Theognis bis auf Homer zurückgeht, ist Aristoteles? Nikomachische Ethik: In dieser Schrift werden bezeichnenderweise die Techne, besonders aber die Techne, immer wieder als Paradigma für das ethische Verhalten des Menschen herangezogen. Das rex^-Konzept, das für die gesamte griechische Kultur der Archaik und Klassik von fundamentaler Bedeutung ist, wird vom jungen Platon in seinen sokratischen Dialogen grundsätzlich in Frage gestellt. Er will nachweisen, daß die Techne als Modell für die Beschreibung tugendhaften Handelns ungeeignet ist. Platon bricht daher mit der traditionellen Auffassung über die Techne und fordert eine neue Techne, die auf einem absoluten Wissen beruht: Er entwickelt seine Techne als eine exakte Wissenschaft vom Guten, der die Vorstellung zugrunde liegt, es gebe ein festes Tugendwissen und alle Handlungen seien von Prinzipien als wahren, obersten Sätzen abzuleiten. ISBN 9783519076179