Beschreibung:

293 S. Originalleinen.

Bemerkung:

Aus der Bibliothek von Prof. Wolfgang Haase, langjährigem Herausgeber der ANRW und des International Journal of the Classical Tradition (IJCT). - Beschmutzter Einband, ansonsten im sehr guten Zustand. - Inhalt: "Habent hoc pleraeque Omnes isto libello comprehensae descriptiones, ut vel subobscurae sint vel corruptae vel utrumque." So äußerte sich Isaac Casau-bonus in seinem Kommentar zur Definition 28. Die obscuritas der Definitionen hat in der Folgezeit die Erklärer immer wieder verwundert. Friedrich Hanow bezeichnete sie daher in seiner Bonner Dissertation von 1858 (De Theophrasti Characterum Libello) kurzerhand als unecht (S. 17 u. 28 f.), ebenso Petersen in seiner Ausgabe von 1859 (S. 77 f.) und Ussing in seiner kommentierten Edition von 1868 (praefatio S. IV und Kommentar passim). Einen ernsthaften Angriff unternahm Theodor Gomperz in seiner Schrift "Über die Charaktere Theo-phrast?s" (SB Wien, Phil.-Hist Classe CXVII 10, Wien 1888, 2 f.): die Definitionen könnten nicht von Theophrast stammen, da die Definition der eipcoveia der aristotelischen Definition der Selbstverkleinerung gleiche, in der Schilderung aber etwas ganz anderes, und zwar die " Tust am Mystificiren' ? vorgestellt werde. Größere Auswirkungen hatte die Darlegung von Gomperz freilich nicht. Anfang der 60er Jahre erschienen die Kommentare von Ussher und Steinmetz. Ersterer legt sich nicht fest, neigt aber dazu, die Definitionen für unecht zu halten (S. 7 u. zu Def. 1). Letzterer, der heute am meisten benützt wird, setzt sich entschieden für ihre Echtheit ein (II 8-16), sie seien "Umschreibungen des Begriffsinhalts" (II 14) und sollten "die Gesichtspunkte angeben, unter denen man die Verhaltensweise in bestimmten Situationen betrachten" solle (II 15). So werde in einigen Charakteren in der Definition auf ein Charakteristikum hingewiesen, das in der Schilderung nicht erwähnt werde, zu ihrem Verständnis aber notwendig sei. Noch einen Schritt weitergegangen ist in diese Richtung Jean Bingen: die Definitionen seien der Schlüssel für die Deutung der Schilderungen, sie seien zuerst verfaßt und zu ihrer Illustration die verschiedenen Szenen gesammelt worden. Angesichts dieser entgegengesetzten Auffassungen ist es an der Zeit, die Frage der Echtheit der Definitionen zu klären. Zu diesem Zweck wird in einem ersten Schritt festgestellt, welcher Charakter in der jeweiligen Schilderung dargestellt wird. Danach wird überprüft, inwieweit die Definition dazu paßt, ob sie Anstöße bietet, wenn ja, welche, und ob es gegebenenfalls Vorbilder gibt, die den Schluß auf ein Abhängigkeitsverhältnis erlauben. Im Zuge dieser Arbeit war es nötig, erneut auf die Frage einzugehen, welche Handschriften Überlieferungswert besitzen. Bei einigen Charakteren erwies sich zudem eine durchgängige Kommentierung als sinnvoll. Auf die Datierung der Schrift bin ich eingegangen, weil an den von Cichorius in der Leipziger Ausgabe von 1897 (LA) vorgelegten Ergebnissen in der Folgezeit mehrfach Zweifel geäußert worden sind. Textgrundlage ist die Oxoniensis von Diels, die Lemmata geben den von mir befürworteten Text wieder. ISBN 9783519074779