Beschreibung:

XX; 624 S.; 24,5 cm. Orig.-Halblederband.

Bemerkung:

Gutes Ex.; Einband berieben u. stw. beschabt; innen gut; Seiten sehr gering nachgedunkelt; ein stabiles Exemplar. - GRIECHISCHE UND LATEINISCHE SPRACHWISSENSCHAFT. Bearbeitet Dr. Karl Brugmann, Dr. G. Autenrieth, Dr. Friedrich Stolz, Dr. F. Heerdegen, J. G. Schmalz, Dr. Richard Volkmann, und Hugo Gleditsch. // Äussere Gründe nötigen uns, das "Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft" mit dem zweiten Bande zu eröffnen, welcher der Sprachwissenschaft gewidmet ist. Wenn wir einerseits hoffen dürfen, dass eine kompendiöse Darstellung der griechischen und lateinischen Sprachwissenschaft auf Grund der neueren historischen Methode vielfach willkommen erscheinen wird, so lässt andererseits doch gerade dieses Stoffgebiet auch besonders deutlich einige unserm Unternehmen eigentümliche und von ihm kaum zu trennende Schwierigkeiten erkennen. Eine gewisse Ungleichheit der den einzelnen Unterabteilungen der griechischen und lateinischen Sprachwissenschaft zugewiesenen Raumgrenzen insbesondere ist sowohl durch die Natur als den verschiedenen Forschungsstand der ersteren begründet. Bedenkt man z. B. die unendliche Reichhaltigkeit der griechischen Syntax, wie sie aus dem mehr als 1000-jährigen geistigen Eigenleben der griechischen Nation und der so buntfarbigen Mannigfaltigkeit der erhaltenen Geisteserzeugnisse erwachsen ist, so erkennt man leicht, dass ein näheres Eingehen in die Sprachgestaltung der verschiedenen Entwicklungsperioden von den homerischen Zeiten bis in das byzantinische Zeitalter unbedingt ausgeschlossen war; es wurde rätlich, die Aufgabe im wesentlichen zu beschränken auf die Frage nach der Entstehung der Sprachmittel, deren sich der griechische Geist zur Entfaltung seines Satzbaues und zum Ausdrucke der Verhältnisse der Worte im Satz bediente, um damit Anregung zu weiterem Forschen zu geben. Anders gelagert ist die lateinische Syntax mit ihrer zeitlich engeren Begrenzung, ihrer grösseren Gebundenheit und der vorhältnismässig geringeren Zahl der litterarischen Denkmäler: das bei aller Verschiedenheit der Zeit, der Litteraturgattungen und ihrer Träger doch vorherrschend einheitliche Gepräge derselben ermöglichte nicht nur das Eingehen in das Detail, sondern machte dasselbe auch mit dem Zwecke unseres Unternehmens leichter vereinbar, zumal hier unserem Programm gemäss die zahlreichen, wenn auch noch nicht vollständigen Vorarbeiten, welche die neueste Zeit geschaffen, zu verwerten waren, während auf dem Arbeitsfeld der griechischen Syntax noch eine grosse Reihe von Einzelarbeiten erforderlich ist, bevor sie in ähnlicher Weise wie die lateinische Syntax, den Bedürfnissen der Jetztzeit entsprechend dargestellt werden kann. Denn auch daran darf billig erinnert werden, dass es im Zweck eines derartigen Unternehmens, wie es das unsrige ist, liegt, durch eine Art von Rechenschaftsablage über den Stand der neuesten Forschung zugleich auf die un-ausgefüllten Lücken und die Unvollständigkeit der Einzeluntersuchungen hinzuweisen. So bedingt denn auch die grössere oder geringere Vollständigkeit der bisherigen Arbeiten, nicht bloss der Umfang einer Einzeldisziplin an sich, eine gewisse Ungleichmässigkeit der Behandlung. Und eben weil es sich im "Handbuch" um eine Übersicht dessen was bisher geleistet wurde, handelt, konnten einzelne Zweige, die noch nicht oder so gut wie nicht angebaut sind, keine Aufnahme finden, besonders wenn über die Berechtigung ihrer relativen Selbständigkeit noch keine Klärung der Ansichten besteht, z. B. griechische Stilistik neben lateinischer Stilistik, oder antike Poetik neben antiker Rhetorik. - Indem wir im übrigen betreffs der Rechtfertigung des unserem Unternehmen zu Grunde liegenden Gesamtplans auf das Vorwort zum ersten (noch in diesem Jahre erscheinenden) Bande und die in demselben enthaltene encyklopädische Einleitung in das philologische Wissenschaftsganze verweisen, möge es uns gestattet sein, an diesem Orte noch dem Wunsche Ausdruck zu geben, dass der vorliegende Anfang des "Handbuchs der klassischen Altertumswissenschaft" eine freundliche Aufnahme und wohlwollende Beurteilung finden möge! - Erlangen, im Mai 1885. Iwan Müller. (Vorwort)