Beschreibung:

Ca. 60 S.; farb. Illustr.; 27,5 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Ex.; Einband gering berieben. - Mit beiligender Preisliste in DM. - ? Die Mitte des Farbkonzerts, II, charakterisieren horizontale und vertikale Fließspuren in müdem Licht. Zurücknehmen und Gegeneinanderstellen unterschiedener, aber nicht dramatisch entgegengesetzter Farbfelder reizen die Farben auf. Die Flächen wirken im steten optischen Hin und Her beunruhigend und gleichzeitig maßvoll. Wie auf seinen Leinwandbildern erreicht Dollinger auch mit seinen Gouachen, Radierungen "offene" Qualität. Die Gouachen (Kupferdruckpapier, Zeichenkarton) sind auf kräftige Farbtöne gestellt: ultramarin, grün-gelb, kalkiges Weiß, grau-blau. Die Bildmitte ist bestimmt; ein Stützaderngeflecht hält das Zentralfeld. Waren Dollingers Gouachen vor Jahren "wild" inszeniert, sind sie jetzt gleichmäßig instrumentalisiert. Am Rande einer jeweils spezifischen Monochromie artikulieren sie mit mediativem Wirken Farbbeben. Das zeigt die 1994/95 in Kalifornien im Freien gemalte "Quadrat-Serie". Angedeutete Quadrate und Kreise spielen gleichgewichtig als konstruktive und organische Formen. Oben und unten sind durch Fließspuren bestimmt. Die Farben mischen sich auf dem Papier (Chinapaier), sammeln sich, trocknen in Pfützen. Die Farbskala reicht zartwässerig von diffus/klar bis sanft/leuchtend. Jedes Blatt soll einzeln, zwischen Plexiglasplatten fixiert, in kleinem Abstand vor einer Wand hängen. Mit diesen Blättern bewegt sich Dollnger auf schmalem Grad: Jedes Blatt ist artistisch ausgereizt, das Spiel vom Rand zur Mitte, von der Mitte zum Rand hält artistisches Gleichgewicht - ein Schritt weiter, die artistische Solitärwirkung verwischte zu Vorsatzpapier... Vor Jahren arbeitete Dollinger in der Landschaft. Seine Radierungen (Kaltnadel, Feile, Raspel auf Kupfer) zeigen das. Seine Strukturen nahm er in der Landschaft aus der Landschaft. Dann rieb, schlug er die Platte gegen Steine - die geschundene verbogene Platte brachte (in geringer Auflage) höchste Drucksensibilität: fahriges, punkthaftes Gliedern der Fläche, senkrecht und quer zueinander verschobene kurze Striche. Keine Kreuzschraffur. Die Abdrucke sind von mehreren Seiten, einige sogar von allen, lesbar. Sind für die neueren Bilder Yves Klein, amerikanische Farbfeldmaler wichtig, war es damals die Herausforderung von Wols. Dollinger antwortet in eigener Weise, aus eigener Kraft auf diese Herausforderungen. Vor Jahren gab er den Landschaftsbezug auf. An die Stelle landschaftsbezogener Texturen treten die Bildflächen insgesamt betonenden bebenden Farbfelder. Dollingers Malerei ist eine Malerei ohne Geschichte. Er bezieht sich auf nichts - weder auf Vorgefaßtes noch auf Vorformuliertes. Er verfügt allein über seine Malerei. Also über seine Absicht, "Kunst" machen zu wollen, über seine Farben, über seine Erfahrungen, die er in seiner Mal-Zeit mit ihnen machte. ? (Hermann Wiesler)