Beschreibung:

96 S.; Illustr.; 23,5 cm; kart.

Bemerkung:

Gutes Ex.; Einband berieben. - Mit hs. Besitzvermerk von H. J. Koloß / Völkerkundemuseum Berlin. - Mit montierter Preisliste (in DM). - ... Wie fast überall in Afrika ist auch bei den Nupe die Töpferei Sache der Frauen. Doch gerade hier ist diese Tatsache sehr eng mit den allgemeinen gesellschaftlichen Bedingungen verknüpft. Innerhalb des traditionellen Systems der tici (Rangstufen) gab es in der Zeit vor der Fulbe-Eroberung drei Positionen, die Frauen einen ungeheueren Einfluß am Hof ermöglichten (zwei davon, die der Nimwoye und Sagt, existieren noch heute). Diese Positionen beinhalteten Funktionen als "Könige über die Frauen von Nupe". Unter den Frauen aus Bida von niedriger Abstammung gibt es heute den Rang der Sonya, der, da die meisten Frauen in Bida händlerisch tätig sind, in einer Ordnungsfunktion die Oberaufsicht über den Markt umfaßt. In der Nupe-Gesellschaft ist die Institution der polygamen Ehe von einer Doppelmoral geprägt, die vor allem in den höheren Klassen dem Mann stillschweigend Rechte ein-räumt, die dem traditionellen Moralkonzept der Nupe widersprechen. Dadurch wird die legale Position der Frau in der Ehe unsicher und angreifbar, denn wenigstens ein Mann von höherem Rang und Status kann sich bis ins hohe Alter hinein junge Frauen nehmen. Es kommt vor, daß ältere Frauen ganz einfach 'pensioniert' werden. Diese Unsicherheit ihrer Position beeinflußt zwangsläufig das Verhältnis der Frau zur traditionellen Ehemoral, was sie veranlassen kann, sexuelle Erfahrungen außerhalb der Ehe zu suchen. Dies führt bis zu einer gewissen Form professioneller Prostitution, die sich in Bida bei Frauen aller Schichten findet. Die scheinbare Selbständigkeit der Männer wird dabei empfindlich berührt. Da sich die meisten Frauen in irgendeiner Weise als Händlerinnen betätigen, kommt dem Markt in Sachen 'käufliche Liebe' eine besondere Bedeutung zu. Vor allem die Kolanuß-Händlerinnen - die Kolanuß gilt auch als Aphrodisiakum - auf dem Nachtmarkt in Bida sind, obwohl verheiratet, gleichzeitig Prostituierte. So verfügen Frauen über erhebliche Einkünfte, wodurch sie ihre Männer teilweise auch in wirtschaftliche Abhängigkeiten bringen. Die Männer stehen diesen Phänomenen machtlos gegenüber und können im Grund nichts anderes tun, als beide Augen zuzudrücken. Die Scheidung kommt aus wirtschaftlichen und prestigebedingten Gründen meist nicht in Frage. ? (S. 8)