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177 S. Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag.
Bemerkung:
Exemplar aus der Arbeitsbibliothek von H. J. Sandkühler mit einingen Anstreichungen mit Textmarker. - Die fundamentale Komplexität der Wissenschaftsphilosophie Aufriß des Buches -- Die philosophischen Dilemmata der Geometrie -- Die nichtnewtonsche Mechanik -- Materie und Strahlung -- Wellen und Korpuskeln -- Determinismus und Indeterminismus -- Der Begriff des Objekts -- Die nichteartesische Epistemologie. - "In den letzten zwanzig Jahren waren die Physiker gleich drei- oder viermal gezwungen, ihre Vernunft völlig umzubauen. Und in intellektueller Hinsicht hieß das: Sie mußten ein neues Leben beginnen." So resümiert Bachelard 1934 die Folgen jener Umwälzungen im Bereich der Physik, die mit den Namen Einstein und Bohr verknüpft sind. Und er war der festen Überzeugung, daß diese Folgen nicht auf die Physik beschränkt bleiben konnten. Wenn die wissenschaftliche Entwicklung nicht durch Kontinuität bestimmt war, sondern durch den radikalen Bruch mit überkommenen Denkmustern, dann bedurfte es auch einer neuen Wissenschaftsphilosophie und einer neuen Wissenschaftsgeschichte, die diesen Erfahrungen Rechnung trugen. Das grundlegend Neue im wissenschaftlichen Denken seiner Zeit zu erfassen und systematisch auf seine wissenschaftstheoretischen Konsequenzen zu untersuchen, diese Aufgabe stellt Bachelard sich in Der neue wissenschaftliche Geist (Originalausgabe 1934). Statt aus der Sicht der Philosophie die Prinzipien objektiven Wissens zu bestimmen und dann die Wissenschaft daraufhin zu befragen, inwieweit sie diesen Prinzipien genügt, stellt er sich ganz auf den Standpunkt der Wissenschaff. Die Wissenschaftstheorie ist von den Ergebnissen der Einzelwissenschaften abhängig, nicht umgekehrt. Damit die Philosophie so flexibel bleibt wie die Wissenschaft, muß sie sich stets daran erinnern, daß das objektive Wissen auch das Ergebnis intersubjektiver Verständigung der Wissenschaftler einer bestimmten Epoche ist. Angesichts einer Wissenschaft, die inzwischen nichteuklidische Geometrien, nichtaristotelische Logiken und eine nichtnewtonsche Mechanik entwickelt hatte, fordert Bachelard für die Philosophie den Übergang zu einer nichteartesischen Wissenschaftstheorie. Descartes hatte methodisch zu begründen versucht, wie lediglich mit den Hilfsmitteln des Alltagsyer-standes die Prinzipien wissenschaftlichen Handelns zu ermitteln und dann anzuwenden seien. Bachelard sieht eine scharfe Trennung zwischen alltäglicher und wissenschaftlicher Erfahrung. Wenn die Wissenschaft Fortschritte macht, dann gegen die alltägliche Erkenntnis, nicht mit ihr. Sie geht nicht von Gegebenem aus, sondern konstruiert; sie schafft sich ihre Gegenstände geradezu, indem sie die Objekte der Erfahrung zerstört. Wissenschaft steht ihrem Wesen nach im Widerspruch zur Alltagserfahrung, sie ist prinzipiell aggressiv und polemisch. Und wie sie sich durch Distanzierung von der Alltagserfahrung formt, so schreitet sie durch Negation und Falsifikation voran, nicht durch Verifikation. Bei Bachelard ist sechs Jahre vor dem Erscheinen von Karl Poppers Logik der Forschung die Kritik des Induktivismus bereits voll ausgebildet. Gaston Bachelard wurde 1884 in der Champagne geboren. Sein erster Beruf war der eines Technikers bei der Post, anschließend war er Lehrer für Physik, Chemie und Philosophie, ab 1930 Professor für Philosophie in Dijon und ab 1940 Professor an der Sorbonne, wo er den Lehrstuhl für Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften innehatte. Er starb 1962. ISBN 3518579363