Beschreibung:

35 Seiten. Mit zahlreichen teils farbigen Abbildungen u. einer zweifarch gefalteten Tafel. Illustrierte Originalbroschur. 30x23 cm

Bemerkung:

* Text von Ludwig Seyfarth und Hans-Günter Golinski. --- Margret Eicher (* 1955 in Viersen am Niederrhein) ist deutsche Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Als Konzeptkünstlerin (Appropriation Art, Radikaler Konstruktivismus) hinterfragt sie mittels Bildaneignung und -montage den heute geltenden Bildbegriff. Margret Eicher etablierte in den 1980er Jahren die CopyCollage. Hierfür vervielfältigte sie einzelne Motive aus Bildern von Nachrichten-, Gesellschafts- und Lifestylemagazinen per Laserkopie, um sie in klassischer Collage-Technik (Ausschneiden, Kleben, Übermalen) als Serien zu kombinieren und in ornamental wirkenden Wand- und Rauminstallationen zu verarbeiten. Heute ist Margret Eicher vor allem durch ihre großformatigen Tapisserien bekannt. Sie verbindet diese barocke Form der Bildteppiche mit bekannten Motiven aus aktuellen Medienbildern unserer Informationsgesellschaft. Die Bildvorlagen aus den Medien werden digitalisiert und in aufwändiger Bearbeitung am Computer miteinander verschmolzen. Das zentrale Bildgeschehen auf den Tapisserien ist von ebenfalls digitalisierten Bordüren umrahmt, die sich gemäß ihrer historisch-traditionellen Funktion auf Symbole und Zeichen der gegenwärtigen Gesellschaft beziehen, heute sind das jedoch z. B. Börsen- oder Wirtschaftsdiagramme, wissenschaftliche Schaubilder, Helden aus Comics und Computerspielen, die die Künstlerin zitiert. Die Tapisserien von Margret Eicher sind industrielle ?Fälschungen? und werden in Belgien hergestellt, das neben Paris das Ursprungsland der klassischen Tapisserie und heutiger Souvenir-Repliken ist. In der (Kunst-)Historie ist die Tapisserie ein Symbol für Aristokratie, Reichtum, Macht und Bildung, als künstlerisches Zitat hinterfragt die Künstlerin damit die Wirkungsmacht der Bildkommunikation in der heutigen Zeit. Eine weitere Serie digitaler ?Fälschungen? entwickelte Margret Eicher mit Freche Kopie! ? einer offenen Reihe kleinformatiger Trompes l?œil (Malereien, die täuschend echt wirken), die mit verschiedenen Mitteln der Täuschung operieren. Im Digitaldruck auf Leinwand, versiegelt mit einer Strukturpaste, entsteht eine Bildform mit den Charakteristika der Malerei wie Duktus, Firnis und Struktur, die jedoch jenseits der Einzigartigkeit von so genannter Meisterschaft und Meisterhand ist. Die Künstlerin mischt die Kunsthistorie mit Zeitphänomenen der Alltagsgegenwart, Fantasy-Literatur, Politik und Stadtszenarien. Der Titel ?Freche Kopie!? markiert einerseits die absichtsvolle Nachbildung; die Täuschung und Überlistung des Betrachters, andererseits signalisiert das Ausrufezeichen bereits die Enttarnung des Frevels. (Vergleiche hierzu: Die erkenntnistheoretische Huldigung an die Lüge von Bazon Brock: ?Nur das erkannte Falsche ist noch wahr?.) Die Arbeitsreihe Aquaworld (digitale Aquarelle) basiert ebenfalls auf digitaler Bildmontage und erzeugt eine Nachahmung der Aquarellästhetik. Die dem Aquarell aufgrund seiner schnellen Fertigungsmöglichkeit (leicht zu transportieren, Farbe trocknet schnell) zugeschriebene direkte In-Augenscheinnahme eines ?protokollierten? und gesehenen Geschehens wird hier ad absurdum geführt. Die Motive wählt die Künstlerin aus Pressebildern, deren Manipulierbarkeit bekannt ist, unglücklicher Ereignisse ("Disasters") und Portraits virtueller Persönlichkeiten aus Science-Fiction-Filmen und Computerspielen ("Virtual V.I.P.s") aus. Die Ergebnisse unterlaufen den erwarteten Kontext der Aquarelltechnik, des so Gesehenen und Skizzierten, und stellen die Übereinstimmung des medialen Bildes mit der Wirklichkeit in Frage. (Quelle Wikipedia)