Beschreibung:

24 n. n. Seiten. Mit meist ganzseitigen, farbigen Abbildungen. Originalbroschur. 24x17 cm

Bemerkung:

* DabeI. Stephan Huber Kunstraum München. Verlag Beatrix Wilhelmn Stuttgart 1986. Auflage 1000 Exemplare (64 n. n. Seiten mit 28 meist farbigen Abbildungen. Original-Leinwand-Einband mit farbig mont. Titelbild). --- Stephan Huber (* 1952 in Lindenberg im Allgäu) ist ein deutscher Bildhauer und Objektkünstler. Seine meist großformatigen, oft im öffentlichen Raum realisierten Werke verallgemeinern autobiografische Motive zu allgemeingültigen Symbolen sozialer oder seelischer Zustände, die über das Private hinausreichen. Mit ihrer katholisch-opulenten Bilderfreudigkeit stellen sich Hubers Arbeiten in die Tradition des barocken Welttheaters spezifisch bayerischer Prägung. Zwischen 1971 und 1978 studierte Huber bei Horst Sauerbruch an der Akademie der Bildenden Künste München. 1980?1981 verbrachte er ein Jahr als Stipendiat am P.S.1 in New York. Nach ersten Einzelausstellungen im Münchner Lenbachhaus, dem Westfälischen Kunstverein Münster und dem Bonner Kunstverein war er 1987 Teilnehmer der Documenta 8 in Kassel. 1989?1990 unterrichtete er als Gastprofessor an der Kunstakademie in Karlsruhe. Harald Szeemann lud ihn 1999 ein, auf der Biennale di Venezia eine große Installation im ehemaligen Marinestützpunkt, dem Arsenale, zu realisieren. Seit 2004 ist Huber als Nachfolger von James Reineking, dessen Lehrstuhl er zuvor vertreten hatte, Professor an der Münchner Kunstakademie. Im selben Jahr wählte ihn die Bayerische Akademie der Schönen Künste zum Mitglied in der Klasse Bildende Kunst. Stephan Huber ist verheiratet und hat zwei Töchter, er lebt in München und im Ostallgäu. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum (Bremen, 2007) und dem Kunstpreis der Stadt München (2008). Stephan Hubers Werk, das sich aus plastischen und raumbezogenen Anfängen heraus seit Mitte der 1980er-Jahre zu großer medialer Breite entwickelte, umfasst neben Objekten und Installationen auch Graphiken, Filme, performative Projekte und Puppentheaterstücke. Seine Arbeiten sind durch eine reiche, erzählerische Sprache gekennzeichnet, die ihre weit ausgreifenden autobiographischen, kunsthistorischen, politischen oder literarischen Bezüge zu prägnanten, archetypischen Bildern verdichtet. So schafft Huber zwar stets persönlich gefärbte, aber zugleich universal lesbare und emotional erfahrbare ?Ikonographien, in denen sich ein hoher intellektueller und ästhetischer Anspruch mit unmittelbarer Verständlichkeit verbindet.? Die manchmal pathetische Überwältigungsästhetik, die dabei zum Einsatz kommt, wird zugleich durch humorvolle Offenlegung ihres Mechanismus, durch ironische Distanzierung oder eine unerwartete Wendung des Geschehens gebrochen und humanisiert. Zu den immer wiederkehrenden Metaphern in Hubers Werk gehören exakt maßstabsgetreu modellierte, neutral weiße Modelle von Alpengipfeln, die, aus ihrem Zusammenhang isoliert, als archaische bildhauerische Urformen stehenbleiben und in ihrer Ambivalenz von Schönheit und Bedrohung an die romantische Konzeption des Sublimen anknüpfen (Gran Paradiso, Neue Messe München, 1997; Depositopo, Biennale von Venedig, 1999); überdimensionale Hüte, die sowohl beschirmen als auch wie Damoklesschwerter über den Köpfen der Betrachter schweben (Grünes Dach, Coburg, 1998); oder hin und her pendelnde Kandelaber, die eine für alternativlos genommene Ordnung in einen unwägbaren, wie Buridans Esel von einem Extrem ins andere stürzenden Zustand der fortwährenden Unsicherheit versetzen (Acta non verba, Villa Demidoff, Pratolino, 1986; Sleep Of The Reason, Royal Scottish Academy Edinburgh, 1987). Das Spiel mit der irritierenden Verfremdung, die vermeintliche Gewissheiten brüchig werden lässt und so erst bewusstmacht und hinterfragt, ist charakteristisch für Hubers Werk. ?In der Tradition des Münchner Dadaismus? arbeiten Hubers Skulpturen und Installationen mit der Vertauschung des gewohnten Kontextes (ein Kronleuchter hängt zwischen Hausfassaden: Das große Leuchten, Vorplatz des Künstlerhauses Hannover, 2006), mit Größenverschiebungen (Bergmodelle rücken Fernes in greifbare Nähe: From the Bergs, Villa Jauss Oberstdorf, 2003; übergroße Hüte lassen den Betrachter schrumpfen, winzige Türen zwingen ihm beim Durchschreiten eine gebückte Haltung auf: Ichkuppel, Projektraum Berlin, 1997), mit der Veränderung von Perspektiven (eine Zimmereinrichtung ist um 90° gedreht: Ich liebe Dich, Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 1983; unter dem Fußbodenparkett taucht Deckenstuck auf: Der Raum des Vaters, Bonner Kunstverein, 1984), Paradoxien (eine Ziegelwand fällt wie ein Vorhang herab: Rotwand : Diaphan, Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 1996) und Überraschungen (hinter aufklappbaren Fensterläden verbergen sich Katastrophenvideos, hinter Schranktüren Ausblicke auf den Sternenhimmel: Der Schrank, Hypo-Bank Magdeburg, 1994; aus einer Wolkenskulptur fällt unvermutet Regen: Cumulus : Cambodunum, Theaterplatz Kempten, 2007). Oft kombiniert Huber einzelne Arbeiten zu Raumpassagen, die sukzessive zu erkunden sind (Das Spielzimmer, Bonner Kunstverein, 1984; Rote Sonnen, Kunstraum München, 1986). Der bisher umfangreichste derartige Werkkomplex entstand 2001 / 2002 für Einzelausstellungen im Lenbachhaus München, im Museum der bildenden Künste Leipzig und im Kunstverein Hannover. Unter dem Titel 8,5 Zi.-Whg. f. Künstler, 49 J. (bzw. 7,5 Zi.-Whg.... / 8-Zi.-Whg....) führte Huber zahlreiche aufeinander bezogene skulpturale, installative, graphische und filmische Werke zu einem sich über mehrere Kabinette erstreckenden Ensemble zusammen, das in seiner Gesamtheit als ästhetisches Psychogramm des Künstlers zu verstehen war. Diese Arbeit an der eigenen Biografie zieht sich durch Hubers gesamtes Schaffen. Verweise auf die Herkunft des Künstlers ? etwa Berge oder großbürgerliche Interieurs ? mischen sich dabei mit fiktionalen Elementen (so in dem oft variierten Werk Shining, in dem Huber ein Modell des realen elterlichen Hauses in eine surreal-menschenleere Eiswüste versetzt). Indem Huber sich selbst zum Protagonisten macht und seine Heimat, seine Kindheit, aber auch Gesehenes, Gelesenes, Erinnertes thematisiert, umreißt er den eigenen sozialen, geografischen wie intellektuellen Horizont, innerhalb dessen er sich bewegt (beispielhaft in den Buchobjekten, die echte und frei erdachte literarische Bezüge unterschiedslos und gleichwertig behandeln: Der Schrank, 1978; Katastrophen und Rettung, Versicherungskammer Bayern, München, 2005). Wie Hubers scheinbar konkret lokalisierbare ?Landschaften? nicht als Abbilder wirklicher physischer Gegebenheiten, sondern als Sinnbilder einer psychoanalytisch reflektierten ?Seelenlandschaft? zu lesen sind, ist auch ?Heimat? für ihn kein vornehmlich geographischer Begriff, sondern als Chiffre für jede Form der persönlichen Verortung ein Gegenmodell zu globaler Ortslosigkeit und Selbstentfremdung. Paradigmatisch für diese Haltung sind die Karten, die Huber seit den späten 1990er-Jahren entwirft: Collagen echter und erfundener Landkarten, in denen sich persönliche Erlebnisse, Erfahrungen, Wünsche und Prägungen in einer fiktiven räumlichen Ordnung und anspielungsreichen topografischen Bezeichnungen niederschlagen. Es entstehen halbdokumentarische, durch die scheinbar unbestechliche Exaktheit des Kartenmaterials verbriefte Ordnungssysteme, mit denen der Künstler die eigene Existenz vermisst und den Einzugsbereich seines Denkens und Handelns abzustecken unternimmt. Der Versuch eines erschöpfenden, widerspruchsfrei gültigen Weltbildes aber bleibt stets Fragment, weil die den Künstler umgebende, ihn ausmachende Welt nicht in einem Panoramablick erfasst werden kann, sondern aus immer neuen Perspektiven kartographiert, also revidiert werden muss. 2015 veröffentlichte Huber alle bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen Karten in seinem Weltatlas, einem Künstlerbuch, das in bewusster Anlehnung an den Diercke Weltatlas gestaltet war. Das Prinzip, auf historische und örtliche Tatsachen bezugzunehmen und sie fiktiv weiterzudenken, hat Huber auch in zahlreichen Arbeiten verfolgt, die er als Kunst-am-Bau-Projekte in kommunalem oder privatem Auftrag realisierte: In vier Filmen für das Leibniz-Rechenzentrum (Garching bei München) etwa trifft Gottfried Wilhelm Leibniz u. a. mit Theodor W. Adorno, Stephan Huber und dem Teufel zusammen und verhandelt mathematische wie ästhetische Fragen (Großes Lob des binären Systems, 2006); die Frankfurter Treppe im Main Tower (Frankfurt am Main, 1999) und das Stiftermosaik im Leipziger Museum der bildenden Künste (2003) versammeln Persönlichkeiten unterschiedlicher Epochen zu unmöglichen Gruppenporträts; von Hubers Auseinandersetzung mit dem dichterischen Werk Else Lasker-Schülers schließlich zeugt das ebenfalls in Mosaiktechnik gefertigte Denkmal für die Schriftstellerin in Wuppertal (Meinwärts, 1989). In den letzten Jahren hat Hubers Interesse an bühnenhaften Szenarien und episodischen Erzählungen zur Produktion mehrerer Puppentheaterstücke und Marionettenspiele geführt. In betont burlesker Manier dient die Figur des Kasperl als unverfälscht-naiver Kontrast zum Zeitgeschehen und seinen mitunter künstlich verkomplizierten intellektuellen Diskursen, in die der Kasperl schicksalhaft verwickelt wird (Love and Peace, 2008; Drei Kasperlstücke für das Ruhrgebiet, 2010). Daneben entstanden Vortragsperformances mit Video- und Chorbegleitung. (Quelle Wikipedia)