Beschreibung:

143, 70 S., m. zahlr. Notenabbildungen. brosch.

Bemerkung:

Befriedigender Zustand. Altersbedingt vergilbt. Einbände fleckig und teilw. schadhaft. Seiten Bd. I nicht beschnitten. Besitzstempel / Notizen im Vorsatz. - VORWORT: Die ?Aufgaben für Harmonieschüler? haben sich in den fünf Jahren ihres Bestehens als ein brauchbares Lehrbuch erwiesen. Die englische Originalausgabe diente Tausenden von Studenten als Übungsmaterial. Das Wesen und die Qualität der Übungen fand ebenso allgemeine Zustimmung wie die Art der Darstellung. Jenes Buch war als sehr kurz gefaßter Überb lick der traditionellen Harmonik gedacht, ohne Hinweise auf eine Technik, die sich auf eine entwickeltere und fortgeschrittenere Musiktheorie stützt. Dieser interimistische Charakter des Buches zeigte ßich auch in anderer Beziehung: obwohl das gebotene Harmoniematerial dasjenige ist, das ein in traditionellen Bahnen wandelnder Komponist täglich anwendet, wurde doch auf das Entwickeln ausgesprochen kompositorischer Aufgaben kein Wert gelegt. Einmal läßt sich ja die kompositorische Erfindungsgabe nicht lehren ? obwohl zum Bloßlegen und Fördern des Talents zweckmäßige Übungen unerläßlich sind ? und zweitens war ja das Buch für den allgemeinen Gebrauch aller Harmonieschüler und nicht für den speziellen des angehenden Komponisten entworfen worden. Nun stellte sich allerdings heraus, daß Schüler, die zur Genüge mit musikalischer Intelligenz, nicht aber mit Kompositionstalent ausgestattet waren, mit Nutzen die technischen Probleme der ?Aufgaben? bewältigten, danach aber, da ihnen ihrer Veranlagung nach das eigentliche Schöpferische verschlossen war, bedauernd die so förderliche Beschäftigung mit der Satztechnik traditioneller Harmonik aufgeben mußten, weil sich für ihren regen Geist nirgendwo ein weiterer Zufluß von geeigneter Nahrung finden ließ. Es hieß also, für gute und gescheite Musiker, die nicht nach den Lorbeeren des Komponisten trachteten, einen Lbungsstoff zu beschaffen, der sie technisch zu hohen Leistungen anzuspornen vermochte, sie aber auch gleichzeitig vom drückenden Gefühle schöpferischer Verpflichtung befreite. Dieser Übungsstoff wird im vorliegenden Buche darzubieten versucht. Es enthält Stücke aller Art und Ausdehnung; in der Besetzung reichen seine Aufgaben vom Soloklavier zum Streichorchester, vom Lied zum gemischten Chor, und zwischen kleinen Tanzstücken und ausgewachsenen Sonatensätzen finden viele Satzstile ihren technischen Niederschlag. Das harmonische Material ist das in den ?Aufgaben? verwendete, und zwar entsprechen die fünf ersten Übungen des neuen Buches den Abschnitten 9?13 des alten, während die sechste Übung das Material der ?Ergänzenden Aufgabe? (Abschnitt 16) erweitert. Für die Behandlung dieses schon bekannten Materials werden allerdings im vorliegenden Buche dem Schüler mancherlei Hinweise gegeben, die ihn weit über das primitiv Handwerkliche der ?Aufgaben? (und des landläufigen Harmonie-unterrichts überhaupt) hinausführen ? sie erfüllen ungefähr den Zweck einer Reisebeschreibung, die man liest, weil einem eine weite Reise selbst versagt ist. Damit sollen diese Übungen allerdings nicht auf den intelligenten Nichtkomponisten beschränkt bleiben. Ich habe gefunden, daß sie für das unvermeidliche technische Training des Komponisten von höchstem Werte sind, obwohl natürlich hie und da ein schöpferisches Gemüt in den vorgeschriebenen Bahnen dieser Skelett-Kompositionen sich ungemütlich beengt finden wird. Immerhin wird aber selbst ein Komponist Stoff genug finden (besonders in den letzten Aufgaben des Buches), der seine Einbildungskraft zu entzünden vermag: Jeder intelligente Musiker kann die hier gegebenen Probleme lösen, aber nicht jeder wird in ihnen den Funken Lebens entzünden können, der sie zu richtigen Musikstücken macht. Überflüssig zu sagen, daß auch diese Übungen dem Klassenunterricht entwachsen und in der Klasse gründlich ausprobiert worden sind. Es war wiederum eine Theorie- und Kompositionsklasse in der Musikschule der Yale-University, die mir das Problem lösen half. Es sei noch ein Wort über die Texte der vokalen Stücke hinzugefügt. Wo ich die englischen Originaltexte durch passendei deutsche Gedichte ersetzen konnte, ist es geschehen. Andere mußten übersetzt und der schon vorhandenen Musik angepaßt werden. Diejenigen, welche jemals diese undankbare Arbeit unternommen haben, werden sicherlich ein Verständnis für die Schwächen der vorliegenden Texte haben.