Beschreibung:

Fol. Mit zahlreichen, teils farbigen Abbildungen. 45 S. u. VI S. (Modebeilage). Illustrierter Or.-Umschlag (Scherenschnittcollage von Ernst Moritz Engert); etw. bestoßen, Rücken mit kl. Beschädigungen.

Bemerkung:

Deutlich vom Anpassungsdruck gezeichnete Ausgabe des ehemals hauptsächlich von Bauhauskünstlern gestalteten ersten deutschen "Lifestyle-Magazins", gleichzeitig aber interessantes Dokument eines "ästhetischen" Widerstands und versteckte, aber dennoch deutliche Hommage an die Gründerväter. Vermutlich nur von wenigen Kennern der Zeitschrift richtig gedeutet, wartet die vorliegende Ausgabe durch ihre Umschlagillustration mit einer Verbeugung vor einem der wichtigsten Künstler des Magazins auf: Moholy-Nagy. Moholy-Nagy gestaltete die Umschlagillustration für das erste Heft. Es zeigte als Fotomontage eine Frau mit Pelzkragen, die durch ein riesiges, in 8 Felder aufgeteiltes Fenster auf eine Berglandschaft schaut. Ernst Moritz Engert (1892 - 1986) paraphrasiert in der für seine Kunst typischen Schattenrisstechnik die Vorgabe von Moholy-Nagy. Bei ihm blickt ein kleines Mädchen durch das unverändert übernommene, bildbeherrschende Fenster auf eine Winterlandschaft. Vollends deutlich wird die Absicht der Redaktion, wenn man die Bedingungen des auf den Seiten 18/19 angekündigten Titelblatt-Wettbewerbs der Zeitschrift durchliest. Hier heißt es u.a.: "die neue linie hat von Anfang an die Absicht verfolgt, ihren Titelblättern ein eigenes Gesicht zu geben, denn sie fand, daß ein Zeitschriftenumschlag etwas völlig anderes sei als ein Gemälde oder ein Plakat. Sie hat sich bemüht von ihren Mitarbeitern Entwürfe zu bekommen, die weder Bild noch Illustration noch Reklame sind, d. h. weder Kunstwerke, die von allen Bezügen getrennt sind, noch erzählende Blätter, noch Aushänge mit einem rein propagandistischen Effekt. Aus diesen Bestrebungen heraus sind Entwürfe entstanden, die sich durch einen eigenen Charakter von den Titelblättern anderer Zeitschriften unterscheiden...". Als Beispiele für das von der Jury Gewollte hat die Redaktion aus zurückliegenden Jahrgängen sechs Titelblätter, darunter auch eins aus dem ersten Jahrgang, ausgewählt und in s/w Wiedergabe beigefügt. Es scheint verzeihlich, dass nach diesem deutlichen Hinweis, dass man auch weiterhin beabsichtige "sich zu unterscheiden", der Rest des Heftes eher brav und linientreu daherkommt. Man darf vermuten, dass auch der Künstler, Ernst Moritz Engert, der in der Bohème Münchens und Berlins seit den Tagen des Ersten Weltkriegs zu Hause war, eine gewisse "klammheimliche Freude" verspürt haben mag, als er den Auftrag für dieses "subversive" Titelblatt bekam. - Heft mit leichten Gebrauchsspuren, aber nocht gut erhalten. Der empfindliche schwarze Farbauftrag der Umschlagseite mit kl. Kratzspuren, der Umschlag wirkt im oberen Drittel etwas fleckig. Es handelt sich aber um einen durch gewollten Überdruck entstandenen Effekt.