Beschreibung:

Weitere 10 Blatt sind früher datiert und stammen aus einem anderen Freundschaftsalbum. Quer-8vo. (11 : 18,5 cm). Insgesamt 36 Blatt mit 2 kleinen Aquarellen, 1 kl. Bleistiftzeichnung, 1 kolorierten Aquatinta, 1 Farbstich u. 1 montierten, blindgeprägten Freundschaftsbillet. Grüne Lederkassette der Zeit mit vergold. Deckelbordüren u. den Initialen "J.H." des Inhabers auf dem Vorderdeckel; etw. berieben u. bestoßen, an Kanten u. Rücken auch etw. beschabt.

Bemerkung:

Interessantes, regional eng begrenztes zu Ende der napoleonischen Kriege entstandenes Stammbuch. Es besteht aus einem 20 Blatt umfassenden Teil, dessen Blätter zusammen mit der Kassette gekauft wurden, späteren Ergänzungen und hinzugefügten Blättern aus einem anderen Stammbuch, das ebenfalls dem südwestdeutschen Raum entstammt. Joseph Haas hat dem Album ein Eingangsblatt beigefügt, das er "Hausen im Wiesenthal, den 14ten Februar 1815" datiert hat; "Dem Zirkel meiner edlen Freunde und Freundinnen seyen diese Blätter in aller Herzlichkeit geheiliget". Beigegeben hat er diesem Blatt eine schöne, kolorierte u. bei Herzberg in Augsburg erschienene Aquatinta, die einen jungen Mann zeigt, der ein Stammbuch mit dem Motto "Dem Andenken meiner Freunde" in der Hand hält. Die Einträge stammen alle aus den Jahren 1815 u. 1816 u. sind meist in Schopfheim, wo Haas vermutlich eine Ausbildungen begonnen hatte, datiert. Interessant ist der Eintrag einer jungen, beim Abschied wohl etwas traurigen jungen Fra, die Haas "Wandle auf Rosen, und Vergißmeinicht" ins Stammbuch schrieb u. ergänzt: "Dieses wolte dem Herrn besizer dieses Stambuchs bei seiner vorhabende Reise ins Frankreich gehorsamts wiedmen seine Freundin ..." (dat. Oberweiler (OT von Badenweiler?), 17.3.1816). Von den deutlich später datierten Blättern sind zwei mit "Schopfheim 1830" u. "1832", zwei weitere mit "Kandern" u. "Carlsruhe" bezeichnet. Die aus einem früheren Stammbuch kommenden Blätter sind zwischen 1807 und 1815 datiert u. fallen durch einen relativ hohen Anteil an Adligen und Offizieren auf. Die Anwesenheit von Offizieren lässt sich mit den kriegerischen Zeiten erklären. So unterschreibt ein Oberlieutnant Németh vom Palatinal Husaren Regiment in Weiterdingen (bei Engen im Hegau) am 12. Juni 1815. Sein Regiment war zur Sicherung der Grenze während Napoleons "Herrschaft der hundert Tage" eingesetzt. 1810 tragen sich ein Lieutnant Prochaska in Radolfzell u. ein Capitaine Reinhard in Villingen ein. Ebenfalls 1810 und in Villingen steuerten Jos. Baron Iffling v. Granegg und seine Frau Caroline, geb. v. Haffner Einträge bei, ebenso, auch 1810, Joseph Guldin, "Hofrath" aus Öhningen. 1808 tragen sich Nanette von Boineburg u. 1813 J.N. von Weinhart ein. - Bis auf 3 Blätter, die wegen größeren Formats an den Rändern beschädigt sind, gut erhaltenes Stammbuch.