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Erstlich in Lateinischer Sprach verfärtigt / vnd in sechs vund zwentzig Bücher getheilet. Jetzund aber / Mit sonderm vleiß / auß dem Latein in rechtgeschaffen Teutsch gebracht / vnnd mit Summarien eines jeden Buchs / auch neben hinbey gesetzten nothwendigen Erklärungen den Leser mancherley vmbstände halben deß besser zuuerständigen / auff das new zugericht. Deßgleichen / Eine Ordentliche verzaichniß allerley Sachen vnd Händel / so sich von anfange deß Tausend fünffhundert fünff vnd fünffzigsten Jars / inn vnd asserhalb deß Heyligen Römishcen Reichs Teutscher Nation / biß auff die wahl deß jetzigen Keysers haben zugetragen. Sampt einer vom Sleidano selbs geschribner Apologi/ wider die jhenige / so etwa seine Histori als vnglaubwirdig verleumden. Getruckt zu Franckfurt am Mayn / Im Jar M.D.LXI (1561).
[Zwei Teile in einem Band. Angebunden eine Fortsetzung von Michael Beuther von Carlstatt:]
Ordentliche Verzaichniß allerley Sachen und Händel / so sich inn vnd ausserhalb des Heiligen Römischen Reichs Teutscher Nation / vom Tausent Fünffhundert fünff vndf fünfftzigsten Jar an / biß auff die zeit als Keyser Carl der Fünfft die Keyserliche Hoheyt den Churfürsten des Reichs / durch seine stattliche Bottschaffte / zu Franckfurt am Mayn vbergeben lassen / verlauffen vnnd zugetragen haben. Durch Michaelem Beuther von Carlstatt / der Rechten Doctorn beschriben. Mit Römischer Keyserlicher Maiestat Priuilegio vnd Freiheyt nicht nach zutrucken. Anno M. D. LXI (1561). Getruckt zu Franckfurdt am Mayn / durch Dauidem Zephelium (David Zöpfel) / zum Eysern Huth. Im jahr nach unsers lieben Herrn Geburt. M.D.LXI. (1561).. 4 Blätter (incl. Titel und Widmungs-Vorrede); 2 Blätter (Vorwort); CCCCI (401) Blätter (recte 392 Blätter, erratisch paginiert, aber vollständig!); XII Blätter; 1 Blatt (Druckvermerk); 5 Blätter (Register); 1 Blatt (Korrekturen). Beide weißen, fliegenden Vor- bzw. Nachsatzblätter fehlend.
Blindgeprägter Schweinslederband über Holzdeckeln und fünf Bünden, aus einer süddeutschen Werkstatt, vielleicht Nürnberg, aber wohl eher Augsburg, denn es können zwei Rollen identifiziert werden, die der Nürnberger Werkstatt des Michael Endner (zumindest wurde eine seiner signierten und datierten Rollen mit "Maria, David, Jesaja und Paulus" verwendet), sowie eine weitere signierte ("IM") und datierte ("1557") Rolle mit den Motiven "Justitia, Lucretia, Suavitas und Prudentia", die dem Augsburger Meister Jeremias Mair zugeordnet wird, sowie ein zugeschriebener "Palmettenfries" eines möglichen Dritten. Mit zwei ziselierten Original-Schließen aus Messing, sowie zwei späteren handschriftlichen Rückenschildern und einem noch späteren Schildchen mit den Ziffern "1909", diese handschriftlich auch auf dem Titelblatt, also wohl eine Ordnungsnummer der Bibliothek. (32,8 x 22,5 cm) 4°.
Bemerkung:
Vergl. VD16 S 6700. Graesse VI, 421. Zu "M.E." (Michael Endner) vergl. Haebler I 106, 2 (online in der Einbanddatenbank Rolle: r003221, Werkstatt: w004284). Die dort als unleserlich bezeichnete Beschriftung im Jesajas-Schriftband läßt sich auf unserem Einband lesen: "PVER NATVS EST". Es läßt sich auch noch eine zweite mit "I.M." signierte Rolle eines weiteren Buchbinders finden, das ist wohl Jeremias Mair aus Augsburg, über dessen Identität sich die Forschung allerdings nicht einig ist. Beide lassen sich des öfteren in gemeinsamer Verwendung auf zeitgenössischen Einbänden finden, so daß diese signierten und datierten Rollen möglicherweise auch später von einer anderen Werkstatt weiter genutzt wurden. Zu "I.M." (zu "Jeremias Mair" vergl. Haebler I 291-293; Ernst Kyriss, Deutsche Buchbinder der Spätgotik und Renaissance, in: AGB 3, 1961, S. 199, Nr. 27; Ilse Schunke, Die Einbände der Palatina in der Vatikanischen Bibliothek, Bd. I, Rom 1962, S. 201, Taf. CXLIV und S. 206, Taf. CXLV; Ferdinand Geldner, Unbekannte Fuggerbände, in: AGB 5, 1962-64, Sp. 1189-1226 (online in der EDB Rolle: r003512, Werkstatt: w004296).
Der zeitgenössische Einband altersentsprechend gut erhalten, leicht berieben und bestoßen, kleinere Fehlstellen an den Kapitalen, Ecken und Kanten, die Schließenbänder schwach, jedoch intakt. Die späteren handschriftlichen Rückenschilder berieben und teils abgesplittert. Rote Klebeschildchen auf dem Rücken "7" und "91".
Das vordere, weiße fliegende Vorsatzblatt und das ebenfalls weiße Nachsatzblatt fehlt. Innen, bis auf die Blätter römisch 354 und 355, die stärker angeschmutzt sind, wenige Feuchtigkeitsspuren und Schmauchspuren, sowie Wurmlöchern am Anfang und Ende bemerkenswert gut erhalten. Mit einigen wenigen Randbemerkungen von alter Hand.
Verwendet wurde zur Einbanddekoration u.a. eine auf 1553 datierte und von Michael Endner (M. E.) signierte Rolle, sowie eine weitere, mit I.M. (Jeremias Mair?) signierte und auf 1557 datierte. Der mehrfach auf beide Deckel geprägte Palmettenfries erinnert stark an Werkzeug r003562, das in der EDB sowohl "I.M.", als auch "N.W" (Wielandt, Niklas (?)) aus Augsburg zugeschrieben wird, womit wir nun einen dritten Namen (vergl. Haebler I 497 - 498) zur Hand haben, sich aber nunmehr die Waagschale gen Augsburg neigt, wie auch das ebenfalls fast identische Werkzeug r003752 (Palmetten), das der Werkstatt "w004467 (Buchbinderei des Johann Jakob Fugger)" attributiert wird, womit sich der Kreis schließt.
Einer Theorie nach haben wir es mit einer Art Hausbuchbinderei der Fugger zu tun, die selbst mit fremdem, aufgekauftem Material arbeitete, oder es an Subunternehmer auslieh, was die unterschiedlich signierten und datierten, bzw. zugeschriebenen Rollen erklären würde:
"Werkstattname: Buchbinderei des Johann Jakob Fugger (Augsburger Fugger-Meister)
Zitiernummer: w004467 Ort: Augsburg Landschaft: Bayern (Schwaben) Land: Deutschland Wirkzeitraum: 1501-1600 Wirkungszeit: 16. Jh.
Freitext: Geldner, Sp. 1215-1221: Laut Geldner handelt es sich bei dieser Werkstatt weder um einen einzelnen Buchbinder (Augsburger Fugger-Meister) noch um eine einheitliche Werkstatt, die für Johann Jakob Fugger gearbeitet haben soll. Stattdessen geht er davon aus, dass eine ganze Reihe Augsburger Buchbinder in kürzester Zeit für die umfangreiche Bibliothek des Johann Jakob Fugger gearbeitet hatten. Da man die Motive weder verschiedenen namentlich oder durch Initialen nachweisbaren Buchbindern zuschreiben kann, geht Geldner davon aus, dass die Stempel und Rollen Eigentum der Fugger waren und an die einzelnen Buchbinder zur Bearbeitung der Einbände verliehen wurden. Geldner bezeichnet dies als die "Hausbuchbinderei der Fugger". Geldner, Sp. 1220 widerspricht aus stilistischen Gründen Schunke, S. 206, Taf. CXLIV-CXLV, für die Jeremias Mair (I. M. II) der wichtigste Buchbinder ist, der für Johann Jakob Fugger gearbeitet hatte.
Literaturverweise: Ferdinand Geldner, Unbekannte Fugger-Bände, in: AGB 5, 1962-64, Sp. 1189-1226; Ilse Schunke, Die Einbände der Palatina in der Vatikanischen Bibliothek, Bd. I, Rom 1962; Anthony Hobson, Renaissance book collecting, Cambridge 1999"
ex. Einbanddatenbank (EDB) online
Die mit den Fugger-Einbänden beschäftigten Augsburger Buchbinder benutzten möglicherweise die ihnen, wie auch immer, überlassenen Werkzeuge für Ihre anderweitige Produktion, was die "Anwesenheit" von drei dem Umfeld einer fiktiven Fugger-Einbandwerkstatt zugeschriebenen Handwerker auf unserem Einband erklären könnte. Es spricht allerdings auch nichts gegen die Annahme hier einen Einband der "Buchbinderei des Johann Jakob Fugger (Augsburger Fugger-Meister)" vorliegen zu haben, denn in die Aursperg'sche Bibliothek gelangte er ausweislich der handschriftlichen Einträge auf dem Titelblatt erst knapp ein Jahrhundert später.
Provenienz: Wappen-Exlibris auf dem vorderen Innendeckel: "Fuerstlich Auerspergsche Fideicommisbibliothek zu Laybach (das heutige Ljubljana in Slowenien)", handschriftlich: " VI. K. g." Auf dem Titelblatt zwei handschriftliche Besitzeinträge mit Tinte: "Wolfg.[ang] Engelb.[ert] S. R. I. [Sacrum Romanum Imperium] Com.[es = Graf] ab Aursperg Sup.[premo] Cap.[itaneo] [del Ducato di] Carn.[iolia] (d.i. der Landeshauptmann von Krain)", sowie "Cat. Inser.: Anno 1655" und handschriftlich in Blei: "1909".
Herzog Wolfgang Engelbert von Aursperg (1610 - 1673), war Landeshauptmann von Krain (Zentralslowenien).
[Auch: Sleidan, oder von Schleiden; Reformation; Reformationsgeschichte]
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