Beschreibung:

205 S. Mit zahlr. auch farb. Abb. Privater Leinenband für den Autor angefertigt.

Bemerkung:

Aus dem Vorbesitz von Lothar Fischer und für ihn in besserem Einband, ein gutes und sauberes Exemplar. - Zwölf Kapitel, u.a. zu Randale in Wien, Eklat in Prag und Abstieg, Sebastian und der nackte Tanz. Im anhang u.a. Polizeiprotokolle, Verzeichnis der Filme, Personenregister und Abbildungsnachweis. Anita Berber war eine verzweifelte Frau, die sich wie eine von beiden Seiten brennende Kerze verzehrte. Jahrelang gab sie mehr, als sie zurückbekam. Ihr künstlerisches Wollen wurde missverstanden. In immer schneller werdender Folge reihte sich Skandal an Skandal. Es gab kein Entrinnen mehr auf diesem Weg der Flucht vor sich selbst. Ihr einsamer Tanz führte ins Dunkel. Sie wurde geleitet von "Wunschgedanken, die sie aber nicht fähig war, in die Tat umzusetzen, zu gestalten - nicht im Leben und nicht in der Kunst", schreibt Walter Kaul im Nachruf des Reichsfilmblattes. "Sie war im Grunde ein einfaches Mädchen, das von dunklen Lebensgestalten und Mächten gehetzt und getrieben wurde, die sie nie beherrschte, wie sie es sich und anderen auch vorgegaukelt haben mag. Sie war nie die große Lebenskünstlerin, die sie sein wollte." ?Anita Berber galt als verrucht, Vamp und Femme fatale, das Sinnbild des puren Exzesses und der neuen, begehrenden Frau zugleich und als die Verkörperung des weiblichen Bohémiens. Ihre exzessive Lebensweise sorgte immer wieder für Anstoß und Aufsehen. Sie zog Skandale förmlich an, sie nahm Morphin und Kokain, trank pro Tag eine Flasche Cognac und prügelte sich mit jedem, der ihr quer kam. Ihre Hemmungslosigkeit verkörperte den wilden Drang ihrer Generation zu leben, ohne Gedanken an eine schon verlorene Zukunft. Sie war schon immer so, wie die Deutschen erst durch die Inflation wurden: verschwenderisch. Nicht aber aus Prasserei, sondern weil ihr das Wort Zukunft völlig egal war. Dadurch wurde sie zum Idol der Inflation, zu ihrer Todesgöttin. 1925 stand sie komplett nackt für Otto Dix Modell, der sie so alt malte, wie sie nie wurde: ausgezehrt, eingefallen, faltig, der Mund blutrot, der Teint blass und die Augen todesdunkel. Doch sie verkaufte ihren Körper nicht nur als Modell, sie bot ihn auch physisch feil. Martha Dix: ?Jemand sprach sie an, und sie sagte ,200 Mark.? Ich fand das gar nicht so furchtbar. Irgendwie musste sie ja Geld verdienen?. Ihre oft nackt dargebotenen Tänze[6] führten immer wieder zu tumultartigen Szenen während der Auftritte. Anita Berber machte Schluss mit jeder preußischen Disziplin und war berüchtigt für ihre Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit. So manches Mal fiel ein Auftritt aus, weil sie betrunken war oder von Morphium und Kokain benebelt.? ? Ricarda D. Herbrand: Göttin und Idol ISBN 9783938740231