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278 Seiten Broschiert
Bemerkung:
Mit Strich auf Fußschnitt als Mängelexemplar gekennzeichnet, jedoch textsauber und vollständig. In einer Zeit, in der die Augen der politischen Welt gespannt auf die Lebensfragen des Nahen Ostens gerichtet sind und gerade die ?arabische Frage? ? auch in den Augen der durch sie hier konfrontierten Großmächte ? sich immer stärker mit Entwicklungsperspektiven verquickt, braucht die Aktualität der von Fuad Kandil vorgelegten Studie nicht umständlich dargelegt zu werden. Zwar wird die ?arabische Frage? in der Studie nicht direkt angesprochen. Ihre Bedeutung liegt vielmehr in der sorgfältigen allgemeinen theoretischen Prüfung der Chancen traditionalistisch orientierter Entwicklungskonzeptionen, wie sie in vielen Entwicklungsländern als ?eigener Weg? immer stärker propagiert oder doch erörtert werden ? letzteres vor allem dort, wo Territorien alter Hochkulturen, wie etwa die arabisch-islamischen, von gravierenden Entwicklungsrückständen gezeichnet sind. Der Verfasser führt diese Prüfung in einer dreistufigen Analyse durch. Die erste Stufe bietet eine kritische Diskussion derjenigen Entwicklungstheorien, die mit ihrer Tendenz zur ?Ökonomisierung? und ?Ent-ideologisierung? der Problematik traditionalistische Entwicklungskonzeptionen verwerfen müssen. Ihre Einwände subsummiert Kandil unter jenen ?Kulturzentrismus? europäischer Provenienz, der aus der Analyse des eigenen Wirtschaftswachstums zu der Überzeugung gelangt ist, daß eine bürgerliche Gesellschaft europäisch-nordamerikanischen Zuschnitts den Mutterboden selbstläufigen Wirtschaftswachstums schlechthin darstellt. Daß einige Spielarten dieser Auffassung den dominanten Sachverhalt, daß wirtschaftliche Entwicklung immer nur ein Teilaspekt eines korrespondierenden, mehrdimensionalen, gesellschaftlichen Wandlungsprozesses ist, verschleiern, ließe sich leicht historisch erweisen und ist oft belegt. Kandil vermeidet den ausgetretenen Pfad von der Theorie in die Deskription. Die zweite Stufe seiner Untersuchung hat sich den Entwurf eines allgemeinen funktionalistischen Modells zur Erfassung der Situation der ?Unterentwicklung? in einer ?Übergangsgesellschaft? zum Ziel gesetzt, welcher geeignet ist, mit Hilfe der Parsons?schen ?functional prerequisites? die komplementären sozio-kulturellen Bedingungen eines (a) beschleunigten und (b) gesteuerten wirtschaftlichen Wachstums zu definieren. Dieses auf der zweiten Stufe der Untersuchung entwickelte Modell darf in der Entwicklungssoziologie über den in der dritten Stufe weiterverfolgten thematisierten Sonderfall hinaus paradigmatische Bedeutung, und zwar als neues Theorem sozialen Wandels ?Nationbildung? beanspruchen, ganz abgesehen davon, daß damit versucht worden ist, eine dem funktionalistischen Bezugsrahmen immer wieder zugeschriebene Unzulänglichkeit ? seine statische Fixierung ? zu überwinden. Die dritte Stufe der Kandilschen Analyse schließlich diskutiert die Konzeption der ?Mobilisierung traditionaler Werte? als einen Sonderfall des auf der zweiten Stufe funktionalistisch entwickelten allgemeinen Modells. Dabei wird für den aufmerksamen Leser deutlich, daß die Existenz oder die Bildung einer (im Sinne von Parsons) ?kollektivorientierten? Elite, der die Neuformulierung der auf das instrumentelle Ziel ?wirtschaftliches Wachstum? ausgerichteten traditionalen Werte obliegt, für den Erfolg dieses ?Neuinterpretationsprozesses? von entscheidender Bedeutung ist. Als Vorstellung einer realitätsbezogenen, operationalen soziologischen Alternative zu vorherrschenden ?ökonomisierenden und entideologisie-renden? Theorieansätzen in der Entwicklungssoziologie wird die Studie des belesenen und sachkundigen Autors nicht übersehen werden können. (Vorwort) ISBN 9783428034062