Beschreibung:

274 Seiten. Broschiert

Bemerkung:

Mit Strich auf Fußschnitt als Mängelexemplar gekennzeichnet, jedoch textsauber und vollständig. Den größten Teil aller unternehmerischen Entscheidungen bilden erfahrungsgemäß solche, bei denen auf bestimmte (Ver-)Änderungen der Entscheidungsumwelt reagiert wird. Mit der im Entscheidungsprozeß gewählten Handlungsalternative paßt sich die Unternehmung somit an die veränderte Situation an. Erstaunlicherweise hat der Bereich der Anpassungsentscheidungen keine besonders intensive Behandlung in der Betriebswirtschaftslehre erfahren. Zwar hat man sich im Bereich der Produktions- und Kostentheorie (sowie übergreifend in der Investitions- und Lagerhaltungstheorie) über Anpassungsformen und ihre kostenmäßigen Konsequenzen Gedanken gemacht, von Alters her aber die Informationsgrundlagen für solche Anpassungsmaßnahmen vernachlässigt. In der Theorie der Unternehmung existiert bekanntlich kein Informationsproblem. Diesem Umstand versucht der Verfasser der vorliegenden Arbeit dadurch abzuhelfen, daß er den Informationsquellen für Anpassungsentscheidungen nachgeht. Die Relevanz dieser Quellen hängt naturgemäß davon ab, welchen Radius die jeweilige Entscheidung für die Unternehmungen insgesamt besitzt. Der Verfasser stellt sich auf den Standpunkt, daß zur Erfassung des Anpassungsspielraums eine gesamtheit-liche dynamische Betrachtung der Unternehmung unerläßlich sei. Aus diesem Grunde konzentriert sich seine Untersuchung auf einen bestimmten, in seinen Funktionen relativ leicht überschaubaren Typ der Unternehmung, die Handelsunternehmung. Sie dient als Demonstrationsobjekt für einen Informationsbeschaffungsvorgang, der in Theorie und Praxis bisher nur unzureichend dargelegt und genutzt wurde. Modellexperimente, als Ersatz für die in der Ökonomie nur selten durchführbaren Realexperimente, haben wohl im hier vorliegenden Kontext nur deshalb so wenig Anwendung gefunden, weil es kaum jemals gelang, in sinnvollem Umfang Modelle zu konstruieren, die sowohl operational als auch aussagefähig gewesen wären. Der vorliegenden Arbeit kommt gerade deshalb Bedeutung zu, da es nicht nur unter theore-rischem Aspekt, sondern auch empirisch gelungen ist, den Anpassungsspielraum einer Unternehmung und seine Nutzungsmöglichkeiten zu verdeutlichen. Ausgehend vom gegenwärtigen Stand der Anpassungs-Theorie in der Betriebswirtschaftslehre zeigt der Verfasser die experimentelle Informationsgewinnung am Beispiel der Anpassungsentscheidüngen einer realen Großhandelsunternehmung. Die Modellierung dieser Unternehmung erfolgt mit Hilfe des von Forrester entwickelten Konzepts der System Dynamics unter Verwendung der Simulationssprache Dynamo. Der Verfasser modelliert zunächst die einzelnen Objektbereiche der Unternehmung separat (Sachmittel, Finanzmittel, Forderungen und Verbindlichkeiten, Umlaufvermögen/Handelswaren sowie Personal). Anschließend werden sie in einem Ergebnismodell integriert. Besondere Bedeutung besitzt der Abschnitt über die Festlegung von dynamischen Zielgrößen, um das Modell nicht nur als Informationsinstrument der Unternehmensführung einsetzen zu können, wie dies in den Experimentreihen geschieht, sondern darüber hinaus das Verhalten der gesamten Unternehmung in alternativen Anpassungsprozessen demonstrieren und deren Auswirkungen aufzeigen zu können. Der Verfasser gibt drei Kategorien von Sollgrößen vor: Sollgewinn, Sollumsatz und Sollkosten, die von Periode zu Periode aufdatiert bzw. unter Berücksichtigung der in der Vergangenheit realisierten Ergebnisse angepaßt werden. Ziel des Verfassers ist es, die Möglichkeiten zur Erzeugung fehlender oder nur in Umrissen vorhandener Informationen auf der Basis von Gesamtunternehmungsmodellen aufzuzeigen. Dies geschieht durch Erkundungsexperimente. Zunächst werden die Wirkungen analysiert, die von Veränderungen der Kosten, der Absatzpreise und der Absatzmengen auf den Gewinn ausgehen. Eine weitere Experimentreihe wird zur Klärung der Frage durchgeführt, ob und inwieweit Abweichungen in den Veränderungsraten wichtiger Einflußgrößen des Ergebnismodells Anpassungen auslösen oder nicht. Von besonderer Bedeutung sind schließlich diejenigen Experimente am Modell, bei welchen die Ergebniswirkungen von Anpassungsalternativen (speziell der Absatzpolitik) unter Verwendung verschiedener Wirkungshypothesen ermittelt werden. Damit erhält die Unternehmensleitung ein sehr effizientes Instrument für die Alternativ- und Eventualplanung. Nicht zuletzt dürften solche Analysen auch ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur Exter-nalisierung subjektiver Modellvorstellungen der Entscheidungsträger sein. Dies zeigt sich nicht zuletzt dort, wo mit Hilfe des Modells die aus der Diskrepanz von Erzeugerpreisen und Personalkosten entstehende Anpassungssituation experimentell untersucht wird. Die Modellexperimente bieten somit eine Vielfalt von Informationsgewinnungsmöglichkeiten für praxisbezogene Entscheidungsanalysen. Über den primären Untersuchungszweck hinausgehend sollte auch der Abschnitt über Prognosen der potentiellen Auftragsmengen ein gewisses Interesse beanspruchen. Im vorliegenden praktischen Fall erwies es sich als unzureichend, bei einer Auftragsmengenprognose auf der Basis exponentieller Glättung mit einer über die Zeit unveränderten Glättungskonstanten zu arbeiten. Daher versucht Hoebel diese in Anlehnung an Lewandowski zu adaptieren. Lewandowski arbeitet dazu mit zwei Fehlergrößen: Abweichungssignal und normierter Prognosefehler. Die vorliegende Arbeit zeigt, daß die Berücksichtigung des Abweichungssignals zu Verzerrungen führt, so daß nur die Verwendung des normierten Prognosefehlers empfehlenswert ist. Auf diese Weise gelangt der Verfasser zu einer eigenen Variante des adaptiven Algorithmus von Lewandowski. Absicht des Verfassers war es nicht zuletzt, das Nutzungspotential von System Dynamics an einem konkreten Fall aufzuzeigen. Er hat versucht, Anstöße für die Einbindung solcher Modellexperimente in die betriebswirtschaftliche Theorie zu geben. Autor und Herausgeber stimmen dahingehend überein, daß mit dem vorliegenden Beitrag ein erster Schritt auf einem ?weißen Fleck? in der wissenschaftlichen Landkarte getan werden sollte. (Geleitwort) ISBN 9783428038954