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587 Seiten Taschenbuch
Bemerkung:
Mit Strich auf Fußschnitt als Mängelexemplar gekennzeichnet, jedoch textsauber und vollständig. Die Erforschung der französischen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts fand bisher größere Aufmerksamkeit als die anderer Zeitabschnitte. Mehrere Gründe mögen dafür richtunggebend gewesen sein: die zeitliche Nähe der aufkommenden Literaturkritik im 19. Jahrhundert, die Fülle der vorhandenen Dokumente und damit die Möglichkeit, die literarischen Zusammenhänge nahezu lückenlos überschauen zu können, vor allem aber die reiche Entfaltung und die Wirkungen des französischen Geistes in jenen Jahrhunderten. Die Forschung versuchte, bestimmte Begriffe herauszuarbeiten, welche der Übersichtlichkeit dienen und die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen gleichsam unter bestimmte Nenner, unter gewisse Formeln bringen sollten. Die Literarhistoriker adoptierten dabei mehrere Wertmarken, die den Begriffsfeldern der politischen Historie, der Philosophie- und Kunstgeschichte entstammten. So entstanden Begriffspaare wie Klassik und Aufklärung, Barock und Rokoko, grand siecle und siecle philosophique, die nicht eigentlich als literarhistorische Benennungen anzusehen waren, sondern die einer Erfassung geistesgeschichtlicher Beziehungen innerhalb einer Epoche den Weg ebneten. Nicht mehr die einzelne literarhistorische Erscheinung ? etwa der Roman der Mme de La Fayette oder das Theater Voltaires ? rückte damit in den Vordergrund des Interesses. Es ging vielmehr um die Funktion, welche das einzelne Phänomen im Dienste eines größeren Zusammenhanges ausübte, der seine eigentliche Determination bald vom gesell-sdiaftlidien Milieu, bald von der bildenden Kunst, bald von der T.eologie oder der Philosophie bekam. Das Kausalprinzip hielt damit erneut Einzug in die Literaturwissenschaft, nachdem es auf dem Wege der sog. positivistischen Methode bereits Daten und Fakten der literarischen Denkmäler zu denen ihrer Autoren in Beziehung gesetzt hatte. Man ging daran, die Ursachen für ein bestimmtes Werk in dem Geist der Zeit, in der es entstand, zu suchen. Nur die Dimensionen Ursachenforschung schienen sich verändert zu haben: die Beziehungen zwischen biographischem Detail und literarischer Produktion traten hinter eine weitgespannte Problematik zurück, die mehr und mehr auf Totalität der geistigen und künstlerischen Manifestationen einer w gleichsam auf ein universales Terrain zielte, um ein bestimmte literarisches Phänomen darauf ansiedeln zu können. Es konnte nicht ausbleiben, daß dabei manches vornehmliche Anliegen der Literarhistorie, wie z. B. die Erforschung der dichterischen Ausdrucksformen, in den Hintergrund gedrängt wurde. Das literarische Kunstwerk wrurde als ästhetisch gesehene Einheit aufgegeben: es wurde vor allem seinem Inhalt und seinem ideologischen Sinngehalt nach betrachtet und war seiner Form nach nur noch so weit interessant, wie sich daraus bestimmte Kriterien ableiten ließen, die eine Annäherung an andere, außerhalb der Dichtung stehende Ausdrucksformen gestatteten. Es galt, Inhalt und Form der Dichtung als Elemente zu einem großen Tableau zusammenzufügen, das als gemeinsames Programm den verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen vorschwebte. Unter den literarischen Denkmälern erhielten dabei manche Zeugnisse eine wichtige Bedeutung, die bei einer begrenzten geschichtlichen Darstellung der eigentlichen Dichtungsgattungen am Rande bleiben oder gar wegfallen mußten. Der Begriff der Literatur wurde erweitert. Es ging nicht mehr nur darum, eine Analyse dessen zu geben, was zum Gefallen geschrieben und zu vollendetem sprachlichem Ausdruck, zur Harmonie von künstlerischem Wollen und Können gelangt war; es wurde vielmehr alles in den Kreis der Betrachtung gezogen, was irgendwie bestimmend bei der Schöpfung des sprachlichen Kunstwerkes sein konnte: nicht weniger als der Bewußtseinsinhalt eines ganzen Zeitalters. Und die dem Literarhistoriker neu anfallenden Stoffmassen nötigten ihn, zur Dichtung bald philosophische Kriterien in Beziehung zu setzen, bald die politischen Manifeste, die juristischen, theologischen und naturwissenschaftlichen Schriften zu sondieren, und ? vor allem ? den Bildungsstand und den Geschmack des Publikums der verschiedenen Epochen zu analysieren. Das Ziel solchen Bemühens war die Kenntnis der ?geschichtlich-gesellschaftlichen Wirklichkeit?1, der Weg für den Literarhistoriker die Erforschung der historischen, ideologischen und soziologischen Hintergründe der jeweiligen Literaturdenkmäler. Der so erweiterte Gegenstand der Forschung erforderte Spezialstudien, die mehr und mehr den inneren Zusammenhang aller Lebens- und Denkformen aufzeigten und die Enge einer einseitig auf die sprachliche Form konzentrierten Literaturwissenschaft sprengten. Die Etappen dieses Verfahrens zeichneten sich bereits im 19. Jahrhundert ab. Wenn Sainte-Beuve in seinem Port-Royal die Entwicklung der jansenistischen Bewegung nachzeichnete, so ging er bereits von der Ideengeschichte aus, um deren Niederschlag in einzelnen literarischen Phänomenen zu suchen. Einen Schritt weiter noch tat Taine, als er glaubte, die literarische Produktion bis auf die Gesetze der Naturwissenschaft zurückführen zu müssen. Auch die folgenden französischen Kritiker von Brunetiere über Faguet bis zu Lanson blieben in ihren Arbeiten bemüht, literarische Erscheinungen in ihren geistesgeschichtlichen Bezügen zu deuten und damit gegen eine ästhetisierende Vart pour I?art-Auffassung, gegen den Standpunkt des Genießens und Nach erleben® zugunsten desjenigen des Erkennens Stellung zu nehmen. Die Literaturwissenschaft sicherte sich so allmählich innerhalb der Geisteswissenschaft eine führende Rolle, und es fiel ihr dank des komplexen Charakters ihres Gegenstandes in besonderem Maße zu, die Stoffgebiete anderer Disziplinen heranzuziehen. (aus der Vorbemerkung) ISBN 9783428005574