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236 S. Originalbroschur.
Bemerkung:
Einband leicht berieben. - Bei mir zugänglichen Fallberichten psychoanalytischer Behandlungen wird regelmäßig und standardisiert auf der ersten Seite das Geschlecht von Therapeut und Patient mitgeteilt. Diese nicht diskutierte Tatsache ist von großer Bedeutung; denn sie weist auf das allgemeine Bedürfnis jedes Menschen hin, andere Personen in bezug auf Alter und Geschlecht einordnen zu können. Jede Lektüre von Erstkontaktbeschreibungen beginnt also mit der automatisch und vorab getroffenen Feststellung, daß ein Therapeut oder eine Therapeutin einen Mann oder eine Frau behandeln. Auch zeigt sich auf den ersten Blick, daß jeder Autor, bzw. Autorin eines solchen Behandlungsprotokolls Patient bzw. Patientin auf ganz persönliche Weise beschreiben, die erkennen läßt, daß - vielleicht unbemerkt für den oder die Berichterstatter (-in) - das Geschlecht von Therapeut und Patient eine große Rolle spielt. In 4/5 aller Behandlungsberichte markierten Psychoanalytiker schon bei der Erstkontaktschilderung den Patienten bzw. die Patientin mit prägnanten Etiketten, z. B. "Greta-Garbo- Typ", "schüchterner Backfisch", "großer Elefant", "salopper Ballettänzer". Das Etikett bezog sich auf das Geschlecht, meist auch auf das Alter des Patienten und ließ mich vermuten, daß dem Therapeuten bzw. der Therapeutin das Geschlecht und Alter wichtiger waren, als sie selbst es wohl vermuteten. Oft klang das Etikett so prägnant und charakteristisch, daß es sofort auf eine Beziehungsstruktur hinwies, die sich zwischen dem Therapeuten bzw. der Therapeutin und dem Patienten bzw. der Patientin entwickelt haben könnte. So stellte sich mir die Frage, ob das Geschlecht des Psychoanalytikers als übergreifendes Persönlichkeitsmerkmal aufgefaßt werden kann, das seine Wahr-nehmung, Verarbeitungsmechanismen, sozialen Bedürfnisse, Rolle, Behandlungstechnik, Gegenübertragungsvorlieben, Werthaltungen usw. beeinflussen kann. ISBN 9783926002020