Beschreibung:

225 S. ; 24 cm Broschur.

Bemerkung:

Mängelexemplar-Kennzeichnung auf unterem Seitenschnitt (Strich), sonst sehr guter Zustand. Staatliche Entwicklungsplanung ist von Industrieländern und internationalen Organisationen mit Nachdruck empfohlen, von den Entwicklungsländern mit großen Hoffnungen übernommen worden. Dem theoretisch so wenig bewältigten Phänomen persistierender Unterentwicklung wurden nacheinander (mit starker Überdeckung der einzelnen Phasen) verschiedene Lösungsmodelle gegenübergestellt1: Der Landwirtschaftsförderungspolitik folgt die Phase der Empfehlung der Förderung der Industrie, dann schlug das Pendel zurück zur Landwirtschaft; einfache Kapitalakkumulationsmodelle nach dem Typ Harrod-Domar werden um vielfältige neue Gebiete (Bekämpfung gesellschaftlicher Statik, Bildungswesen, Vermögensverteilung ...) ergänzt. Die verschiedenen Ansätze kulminieren schließlich in der staatlichen Entwicklungsplanung als formal umfassendster Lösung, der a priori Überlegenheit gegenüber Marktmechanismen, Rationalität, Berücksichtigung aller Interdependenzen usw. zugeschrieben wurde. Diese postulierten Vorzüge führen denn auch zu einer nahezu generellen Übernahme des Planungskonzeptes (mindestens formal) in praktisch allen Ländern der Dritten Welt3. Überraschenderweise wird eine Grundsatzdiskussion im Sinne der jahrzehntelangen Wirtschaftsordnungsdiskussion in Europa kaum geführt. Einzelne warnende liberale Stimmen verhallen ungehört. Selbst Länder, die für sich selbst zentrale Wirtschaftsplanung im Sinne der Empfehlungen für Entwicklungsländer weit von sich wiesen, gehören zu den massivsten Verfechtern des neuen Kurses; die USA etwa machten zeitweilig die Hergabe von Krediten von der Aufstellung von Wirtschaftsentwicklungsplänen abhängig. Was folgt, ist in großen Zügen bekannt: Der entscheidende Durchbruch, so kann mindestens gesagt werden, blieb aus5. Das alte Bild der Zweiteilung der Welt in Arm und Reich besteht nach wie vor; mag der Graben auch nicht relativ zugenommen haben, so hat er es doch in absoluten Größen und vor allem im Bewußtsein der Betroffenen. Die wenigen Ausnahmen ? Länder, die sich in die Spitzengruppe der Entwicklungsländer vorgearbeitet haben und im Begriff stehen, den Anschluß an die Industrieländer zu finden ? werden selbst von den glühendsten Verfechtern der Planung nicht eben dieser Planung zugeschrieben werden können. Die Ernüchterung ist allgemein: ?Krise der Planung? geistert als Schlagwort durch die Diskussion, wird zum Thema von Kongressen. Pessimismus hinsichtlich Planung und ? damit zusammenhängend ? hinsichtlich der Lösbarkeit des Unterentwicklungsproblems ist die herrschende Geisteshaltung. Selbst die wenigen Autoren, die das Bestehen einer Planungskrise bestreiten, kommen nicht umhin, ihr psychologisches Vorhandensein mindestens implizit zuzugeben8 und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Die Planungsdiskussion ? auch soweit sie nicht präskriptiven, sondern deskriptiven Charakter hat ? ist allerdings zum ganz überwiegenden Maße im instrumentalen Bereich verblieben. Planung hat hiernach eine instrumentale Funktion, sie ist Mittel zur Erreichung wohldefinierter Ziele, eine Messung des Erfolges liegt in der Feststellung einer mehr oder weniger großen Diskrepanz von Resultat und Absicht. Die manifeste Funktion der Planung, zu entnehmen politischen Absichtserklärungen, Zielbestimmungen in Plandokumenten usw., wird als einzige Funktion der Planung verstanden; die Diskrepanz von Sein und Sollen, von Ziel und Verwirklichung führt dann mit einiger Notwendigkeit zu der konstatierten Planungskrise bei Wissenschaftlern und Politikern. (aus der Einleitung) ISBN 9783428039715